Hiroshima, 1945: Ein tapferes Mädchen, 1000 Papier-Kraniche und das Leben nach der Katastrophe

Heute jährt sich der Tag des Atombombenabwurfs auf die Stadt Hiroshima. Unweigerlich werden auch viele Menschen an die Nuklearkatastrophe von Fukushima denken und sich fragen: Wie geht das Leben danach weiter? Die Geschichten vom Leben nach der Katastrophe sind wichtig. Sowohl 1945 als auch heute. Eine der bekanntesten Geschichten ist die des Mädchens Sadako. In zahlreichen Büchern, Gedichten und Songs wurde von ihr berichtet. Die neueste Publikation ist ein Kinderbuch. Berliner Gazette-Autorin Susanne Mierau hat es sich angeschaut.

Am 06. August 1945 ging die Sonne um 6:33 Uhr in Berlin auf und versank um 21:50 Uhr. Ein Spätsommertag im Nachkriegsdeutschland mit 15 Stunden und 17 Minuten Tageslichtzeit. Ein Tag, der hier wie alle anderen dieser Zeit hätte sein können. 9594 Kilometer entfernt fiel an diesem Tag „Little Boy“ aus einem Flugzeug auf die Stadt Hiroshima.

Etwa 20.000 bis 90.000 Menschen starben an diesem Tag unmittelbar an den Folgen der Explosion der ersten militärisch eingesetzten Nuklearwaffe. Noch Jahrzehnte später erkrankten Menschen an den Folgen der radioaktiven Strahlung. Sadako Sasaki war zu diesem Zeitpunkt zweieinhalb Jahre alt. Sie überlebt den Abwurf der Bombe und wächst zunächst scheinbar gesund auf. Erst im Alter von elf Jahren bricht das athletische Mädchen zusammen und erfährt, dass sie an Leukämie erkrankt ist – eine Spätfolge des Atombombenabwurfs.

Die Legende der 1000 Kraniche

Die Geschichte von Sadako ist die wohl bekannteste Geschichte der Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki: Nach ihrer Erkrankung erfährt Sadako von der Legende der 1000 Kraniche. Demnach würde derjenige, der 1000 Origami-Kraniche falte, von den Göttern einen Wunsch erfüllt bekommen. In der Hoffnung auf Heilung beginnt Sadako mit ihrer Arbeit.

Sadakos Geschichte ist Inhalt zahlreicher Bücher, nicht zuletzt in Karl Bruckners Sadako will leben. Wie viele Kraniche die wahre Sadako letztlich gefaltet hat, variiert in den einzelnen Geschichten. Ihr Wunsch nach Heilung ging allerdings nicht in Erfüllung: Sie verstarb 1955 an den Folgen ihrer schweren Erkrankung.

Nun hat Judith Loske das Schicksal des japanischen Mädchens als Kinderbuch veröffentlicht. Die Erzählerin ist hier Sadakos Katze. Auf 48 Seiten beschreibt sie mit einfachen Worten den Lebensweg des Kindes: Wie sie als kleines Kind, damals noch gesund, im Garten spielte, wie die dunkle Wolke kam und sie deswegen Jahre später erkrankte und mit dem Falten der Kraniche begann.

Sanfte Zeichnungen veranschaulichen Sadakos Leben: Die hellhäutige Sadako mit den roten Apfelbäckchen und dem blumenbedeckten Kimono, die auf der Wiese liegt, Reisbällchen isst und Grillen fängt. Erinnerungen an Sadakos gesunde Kindheit, mitgeteilt durch eine Kollage aus gemalten Fotografien und Kinderbildern.

Sadakos Geschichte in Bildern

In zauberhafter Einfachheit werden die Wünsche ihres schwarzen Begleiters, der Hauskatze, dargestellt: Gemeinsames Spazieren durch den Park in der Kirschblütenzeit, durch Pfützen stapfen, das wundersame Wassertor besuchen und auf dem Rücken eines Drachen reiten. Eine Krankheit (nahezu farblos) fesselt das Mädchen jedoch an Bett und Tropf. Als Sadako in den Himmel geht und mit den 1000 Papierkranichen davonfliegt, bleiben der schwarze Kater und eine Vielzahl an Origamivögeln zurück.

Den Ton dieser traurigen Geschichte prägen die gedeckten Farben der Bilder: Kollagen und Illustrationen, immer wieder auch Faltanleitungen für Papierkraniche. All das ist für kleine Kinder nachvollziehbar dargestellt.

Anm. d. Red.: Weitere Beiträge über die Folgen der Dreifachkatastrophe vom 3. März finden sich im Japan-Dossier der Berliner Gazette.

6 Kommentare zu “Hiroshima, 1945: Ein tapferes Mädchen, 1000 Papier-Kraniche und das Leben nach der Katastrophe

  1. wie traurig, hab mir die bilder auf der webseite angeschaut, wirklich schön, nicht so disney-mäßig knallig.

  2. Es ist immer schwierig, Kinder mit dem Thema Tod und Krankheit zu konfrontieren. Aber trotzdem ist es wichtig, um ihnen die Angst zu nehmen. Es gibt meiner Meinung nach viel zu wenige Kinderbücher, die dieses Thema aufgreifen, es aber auch mit einer für Kinder verarbeitbaren Leichtigkeit behandeln. Deswegen tolles Buch und toller Artikel!
    Hat die Autorin noch weitere Kinderbücher zu ähnlichen Themen veröffentlicht?

  3. … sollte uns “Erwachsene” wirklich zu denken geben (ich war dort und habe den Chor gehört) …

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