Prosa des Alltags

Das Jahr 2008 habe ich hauptsaechlich damit verbracht mein Studium zu Ende zu bringen. Zuerst habe ich fuer meine Magisterarbeit recherchiert; dann habe ich sie Monate lang geschrieben und schliesslich lernte ich fuer fuenf Pruefungen.

Was fuer’n Spass. Nebenbei habe ich gearbeitet – ich bin ans Telefon rangegangen, habe diverse Leute miteinander verbunden, habe Fluege gebucht und umgebucht, auf Emails geantwortet, kopiert und Kaffee gekocht. Die Prosa des Alltags. Die ueblichen Fragen: Und was wirst du, wenn du endlich fertig bist? Magister? Literatur… Ah ja, und was macht man damit? Das bringt doch kein Geld, oder? Und dann wieder zur Uni. Die Germanistikbibliothek – jeden Tag fast dieselben Gesichter.

Der Ramon, der immer einschlaeft. Matthias, ein Informatikstudent, der kaum was schafft, weil er die meiste Zeit Frauen beobachtet [gibt’s ja viele an der geisteswissenschaftlichen Fakultaeten], die Judith, mit der ich immer Kaffee trinken gehe, die Anne, die immer online ist und die sich damit ablenkt, ueber Skype zu chatten usw. Mittlerweile kenne ich auch alle, die dort arbeiten. Ich weiss auch genau, wann die Schichten wechseln und kenne die Signaturen fast auswendig. Ich kann diesen Ort nicht mehr sehen, ich kann ihn nicht mehr riechen, ich muss schnell und effizient arbeiten, damit es bald vorbei ist. Ab und zu bin ich auch ausgegangen. Theater, tanzen, Kino. Oft mittendrin fast eingeschlafen. Selten konnte ich richtig abschalten. Und nun ist alles vorbei. Das Studium ist fertig.

Wie fuehlt sich das an? Komisch. Nie wieder die Germanistikbibliothek. Nie wieder Milchreis in der Mensa, nie wieder kaltes Wasser in den Toiletten. Aber auch: ich muss keinen Artikel dringend besorgen, ueber Fernleihe bestellen, ihn schnell lesen und ein Expose schreiben. Ich muss nicht mehr ins Pruefungsbuero. Ich muss nichts mehr produzieren, ich kann auch einen Roman lesen, der mit dem Studium nichts zu tun hat [Belletristik liest sich auch so schnell!] Ich fuehle mich erleichtert, ich bin frei und unentschieden. Ich bin auch ein wenig verwirrt – wer weiss wie mein Jahresrueckblick in einem Jahr aussehen wird? >Und was machst Du jetzt? Bleibst du in Berlin? Nein? Ja? Warum? Man sollte doch wissen, was man machen moechte! Man sollte doch eine Vorstellung haben!< Sollte man wirklich? Meine Tops of the Pops 2008
Bibliotheken:

The British Library, London
FU Philologische Bibliothek, Dahlem
Stabi, Potsdamer Strasse, Berlin
UCL Senat House Library, London
Germanistikbibliothek der HU Berlin

Schlafmittel:

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivfuehrer
warme Milch
Gluehwein
Kamillentee
Baldrian

Schwimbaeder in Berlin:

Europa Sportpark Landsberger Allee
Ernst-Thaellmann Schwimmhalle, Prenzlauer Berg
Schwimmhalle Tiergarten
Sommerbad Wilmersdorf

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