Die Krise an der Grenze zwischen Belarus und Polen muss auch als die Erneuerung einer Krise verstanden werden, die durch die Militarisierung der EU-Grenzen ausgelöst worden ist. In einem derart entmenschlichten Kontext können Flüchtende und Schutzsuchende als “Waffen” instrumentalisiert werden. Aber was passiert vor Ort? Und wie lassen sich Auswege finden? Die Fotografin und Forscherin Karolina Gembara sucht nach Antworten. weiterlesen »
Die Bilanz der Afghanistanintervention ist verheerend: Am Ende des teuersten Militäreinsatzes in seiner Geschichte, muss sich der Westen eingestehen, dass praktisch keines der interventionspolitischen Ziele erreicht worden ist. Außerdem wird der Westen die Verantwortung für die hohe Anzahl der Todesopfer und das erschütternde Ausmaß der hinterlassenen Zerstörung übernehmen müssen. Kritische Medien haben all das bereits zur Sprache gebracht. Bislang unberücksichtigt geblieben ist der technopolitische Aspekt dieser Katastrophe. Der Medienwissenschaftler und Berliner Gazette-Autor Christian Heck kommentiert. weiterlesen »
Als wäre es nicht genug, dass “systemrelevante” Arbeit systematisch unsichtbar gemacht wird, wird sie durch zielgerechte Stereotypisierung auch noch diskreditiert. Da das Problem dieser “doppelten Ausgrenzung” bislang weder ausreichend erforscht noch öffentlich diskutiert worden ist, rückt die Wissenschaftlerin, Aktivistin und Kuratorin Christine Braunersreuther den Zusammenhang von Care-Migration und Balkanismus ins Blickfeld – und in das politische Bewusstsein. weiterlesen »
Die frühen 1990er, eine Kleinstadt in Sachsen. Während aus dem “Osten” quasi über Nacht ein funktionierender Teil der deutschen Volkswirtschaft werden soll und im Zuge dessen drastische Schocktherapien verordnet werden, entdecken die Leute bestimmte Körperteile neu. Insbesondere die Ellenbogen, die neuerdings ruckartig ausgefahren werden müssen – ob in Arbeitsämtern oder Kellern, die in verdeckte Geschäfte verwandelt worden sind. Manche haben Erfolg, andere scheitern. Die Theaterarbeit(en) von Johanna-Yasirra Kluhs und Tanja Krones lassen diese Leute zu Wort kommen und eine unerhörte Erzählung der Ökonomie im Osten der Nachwendezeit entstehen. weiterlesen »
Robotisierung ist in der Automobilindustrie am weitesten fortgeschritten. Doch die Produktion ist bei weitem kein vollautomatisierter Prozess. Menschliche Hände und Hirne werden nach wie vor gebraucht und üblicherweise dort rekrutiert, wo Arbeitskraft “billig” ist, etwa in Bulgarien. Die Architektin Ina Valkanova hat in einer Farbik geforscht, die errichtet wurde, um ein einziges Autoteil herzuerstellen: Rücklichter. Sie berichtet von einem spannungsgeladenen und zerbrechlichem Ort, an dem technologische Visionen auf die Realität der Arbeiter*innen treffen. weiterlesen »
Das politische Potenzial der BLACK BOX EAST als gemeinsamer Raum für transnationale Kämpfe ist Gegenstand fortlaufender Erkundungen. Der Sozialtheoretiker Max Haiven und der Historiker Vijay Prashad versuchen, einen Beitrag zu diesem kollektiven Prozess zu leisten, wenn sie über die Bedeutung des “Ostens” in den radikalen Theorien des Westens diskutieren. weiterlesen »
Themen wie Armut, Ausbeutung und soziale Mobilität verband man bis vor kurzem nicht mit Filmen, die bei einer Oscar-Verleihung abräumen könnten. Das hat sich seit “Parasite” (2019) geändert. Doch ist hier tatsächlich eine Repolitisierung des Arthouse-Kinos zu beobachten, die gar ein destabilisierendes Potenzial entfalten könnte, oder ist der Kapitalismus schon längst dabei, die Wut der 99 Prozent als Schön-Schauriges HD-Produkt zu verkaufen? Der Filmwissenschaftler Tom Knoblauch ordnet ein. weiterlesen »
Was nach 1989 als Übergang vom “Kommunismus” zum Kapitalismus in westliche Geschichtsbücher einging, wird von Rechten in Osteuropa als Erbsünde dargestellt, bei der verräterische Eliten ihr Land an die perversen Technokrat*innen der EU verkauft hätten – ein Mem, das jeden Versuch, eine starke Zivilgesellschaft aufzubauen, zutiefst untergräbt, wie die Sozialforscher*innen Sanja Bojanić und Marko-Luka Zubčić zeigen. weiterlesen »
Wer sich die Lage der Logistzentren im tschechischen Böhmen genauer anschaut, wird stutzig: Fernab von urbanen Zentren entstehen Lagerhallen, LKW-Parks und Autobahn-Anschlüsse. Erst die Vogelperspektive zeigt, dass die Lage nicht willkürlich ist, sondern dass es hier um den nahtlosen Anschluss an die Absatzmärkte des Westens geht. Die Architekt*innen Kateřina Frejlachová und Tadeáš Říha zeigen, wie die Länder Mittel- und Osteuropas neu geordnet werden, ohne dass dabei die Menschen vor Ort, noch die schwierigen Bedingungen der Logistik-Arbeiter*innen eine Rolle spielen würden. weiterlesen »
Das Wissen gehörte zu den (ideologischen) Schlachtfeldern des Kalten Krieges. Ebenso das Nicht-Wissen. Seit 1989, dem offiziellen Ende dieses Krieges, hat sich an diesem Umstand nichts Grundlegendes geändert, vielmehr haben die westlichen Siegermächte einen neuen Gegenstand geschaffen: die Black Box East. Doch, wie die Kulturtheoretikerin Neda Genova in ihrem experimentellen Beitrag erkundet, lösen sich die vermeintlich klaren Trennlinien ideologisch konstruierter Dichotomien, für die die Black Box steht, bei näherer Betrachtung unwiederbringlich auf. weiterlesen »
Die Öko-Bilanz der letzten 30 Jahre ist verheerend – nun soll’s ein “grüner” Kapitalismus richten. Gibt es dazu keine Alternativen? Ein Blick in die ehemalige Sowjetunion drängt sich da nicht gerade auf – man denke nur an die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl aus dem Jahre 1986. Doch der kritische Geograph Salvatore Engel-Di Mauro zeigt, dass der ideologisch zu Grabe getragene Osten eine überraschende Inspirationsquelle bietet. Aus den Fehlern und Erfolgen des Staatssozialismus können wir für die Kämpfe unserer Zeit lernen. weiterlesen »
Die Massenproteste, die im Februar 2014 in Bosnien und Herzegowina stattfanden, sind in vielerlei Hinsicht ein Lehrstück des Widerstands gegen Privatisierungen. Basisdemokratische Prinzipien kamen zum Einsatz, Gemeinschaften entstanden über die künstlichen Grenzen der ethnischen Identität hinweg und – last but not least – Arbeiter*innenorganisationen sowie unabhängige Gewerkschaften avancierten zu den treibenden Kräften. Doch wie genau kamen die Proteste zustande und wie ging es danach weiter? Die Historikerin Anna Calori hat mit Beteiligten und Zeitzeugen gesprochen. Ein Streifzug. weiterlesen »