Mit der Pandemie-Bekämpfung erfahren biopolitische Kontrolltechniken einen Aufschwung und treffen im Zuge des Quarantäne-Nationalismus ausländische Bürger*innen besonders hart: wenn in einer globalisierten Welt die Grenzen zwischen Innen und Außen unwiderruflich porös geworden sind, dann bietet ein Virus die Legitimation für Abwehrkämpfe gegen imaginäre Eindringlinge jeglicher Art. Die Autorin und Reiseleiterin Alena Eckelmann begibt sich auf eine Spurensuche in Japan. weiterlesen »
Künstliche Intelligenz wird heutzutage gefeiert, weil die Technologie die Abschaffung menschlicher Arbeit zum Vorteil von Big Tech und globalen Vorstandsetagen als unvermeidlichen Fortschritt erscheinen lässt – ja, als fehlenden Dominostein im Siegeszug des westlichen Kapitals. Höchste Zeit also um über anti-kapitalistische Alternativen nachzudenken, wie sie etwa in den 1970er Jahren in der DDR als “kybernetisierte Arbeiter*innen- selbstverwaltung” firmierten. Der Berliner Gazette-Autor und Regisseur Kevin Rittberger und der Künstler Nicholas Mortimer stoßen auf eine Marxistisch-Leninistische Akademie in Berlin-Wuhlheide und analysieren ein bisher unbekanntes Fundstück. weiterlesen »
Gute Bezahlung, fester Arbeitsvertrag und eine halbwegs spannende Aufgabe. Das waren die Aussichten als Aktivist und Autor Phoenix Nomi anfing für eine Zeitarbeitsfirma zu arbeiten. Der Auftrag, der von Google kam, lautete: die Audio-KI des Unternehmens zu verbessern. Nach kurzer Zeit wurde der Vertrag gekündigt, doch die Arbeit – jetzt über eine Freelancer-Plattform gebrokert – sollte weiterhin verrichtet werden. Für weniger Geld und ohne Aussicht auf soziale Absicherung. Ein Bericht aus der schönen neuen Arbeitswelt, die Big Tech in Windeseile “für uns” baut. weiterlesen »
In den Diskussionen um die Autonomie der Kunst im Sozialismus ist die Rolle der Arbeiter*innen, die in sogenannten Schreib-Zirkeln organisiert waren, bislang weitgehend unbeachtet geblieben. Die Künstlerin Rena Raedle, die seit 20 Jahren in Serbien lebt, geht auf dieses wenig untersuchte Phänomen ein und eröffnet inspirierende Perspektiven im Spannungsfeld von Kunst und Politik. weiterlesen »
Der europäische Grenzschutz ist heutzutage eine technologisch hochgerüstete Angelegenheit, bei der nicht Menschen zählen, sondern vor allem Zahlen. Alle Bewegungen an den EU-Außengrenzen sollen per Computer gesteuert werden, insbesondere jene, die entlang der sogenannten Balkan-Route, die im ehemaligen Jugoslawien entstanden ist. So ist das EU-Mobilitätsregime zu einer regelrechten Black Box geworden. Die Kriminologin und Menschenrechtsanwältin Sanja Milivojevic versucht, Licht ins Dunkel zu bringen. Ein Interview. weiterlesen »
Die Treuhand hat in der ehemaligen DDR massenhaft Staatseigentum in Privateigentum verwandelt, angeblich alles im Sinne der Bevölkerung. Doch die Privatisierung hat vielfach zum Scheitern, zu Frustration und zu Arbeitslosigkeit geführt, beispielhaft dafür ist die Stadt Apolda. Das Kunstprojekt TreuhandTechno erzählt unerhörte Geschichte(n) aus dieser Stadt und vitalisiert die brachliegenden Potenziale auf eine überraschende Weise. Anna Stiede, die das Projekt gemeinsam mit Susann Neuenfeldt und dem Kollektiv Panzerkreuzer Rotkäppchen realisiert, steht Rede und Antwort. Ein Interview. weiterlesen »
Wenn die “Deutsche Einheit” epochenprägend war, so vor allem deshalb: Mit der Annexion des Ostens konnte das virtuelle Potential des Neoliberalismus verwirklicht werden, welches bereits der Gründung Westdeutschlands im Jahre 1949 zu Grunde gelegen hat. Der Kulturtheoretiker Marco Abel spürt Filmen nach, die sich dieser weitgehend ungeschriebenen Geschichte der geloopten Geburt der neoliberalen Nation angenommen haben. Ein Interview. weiterlesen »
Die Osterweiterung der BRD, die 1990 als alternativlose Wiedervereinigung inszeniert wurde, ist eine Art Black Box. Das liegt nicht zuletzt daran, dass in den ersten Jahrzehnten die zu Grunde liegenden Prozesse weder einem Reality Check noch einer grundlegenden Prüfung durch die Zivilgesellschaft Stand halten mussten. Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk unternimmt eine Bestandsaufnahme. weiterlesen »
Die Arbeit von Frauen ist systemrelevant. Nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch in jedem anderen Lebensbereich. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie verschlechtern untragbare Bedingungen oftmals und in dieser Ausnahmesituation wird in vielen Ländern zudem frauenfeindliche Politik betrieben. Die transnationale Plattform E.A.S.T. ruft zu einem Streik auf. Ein Manifest. weiterlesen »
Die Covid-19-Pandemie offenbart in einer wohl kaum dagewesenen Art die Komplexität der heutigen Gesellschaft: das Ineinandergreifen unterschiedlicher Systeme, das Verflochtensein disparater Diskurse, die Verkettung von gesundheitspolitischen Maßnahmen mit sozialpolitischen Folgen und Vieles mehr. Um der enormen Komplexität der Lage gerecht zu werden, schlägt der Philosoph und Berliner Gazette-Autor Kilian Jörg eine kritische Bestandsaufnahme des Apparat-Konzepts vor. weiterlesen »
Welche Rolle spielen Nachbarschaften beim Aufbau der Infrastruktur für autonome, soziale Bewegungen und gesellschaftlichen Widerstand? Angesichts der vielen Zwangsräumungen im Zuge der COVID-19-Pandemie muss über diese Frage neu nachgedacht werden. Der Literaturwissenschaftler Joseph Turner berichtet über den aktuellen Stand im Kampf gegen Vertreibung. weiterlesen »
Während die globale geopolitische und ökonomische Umstrukturierung im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie den Niedergang der westlichen Dominanz beschleunigt, befindet sich der als “der Osten” bezeichnete “postkommunistische” Raum in einem Schwebezustand zwischen emanzipatorischer Mobilisierung und zunehmender Verhärtung struktureller Probleme. Das Projekt BLACK BOX EAST der Berliner Gazette (BG) nimmt den Fall der BRD als Ausgangspunkt: die Annexion der “kommunistischen” DDR bildete die Grundlage für eine unternehmerische Agenda (im Osten Europas und darüber hinaus), die längst ein kritisches Limit erreicht hat. Die Entstehung “des Ostens” aus diesem Blickwinkel zu analysieren, bedeutet nicht zuletzt, in “postkommunistischen” Laboren der Globalisierung das schlummernde Potenzial für Alternativen zu erkunden. Die Berliner Gazette-Herausgeber*innen Magdalena Taube und Krystian Woznicki stellen das Anliegen vor. weiterlesen »
Über digitale Ethikrichtlinien, Ethikinstitute und auch Ethikräte ist in letzter Zeit viel gestritten worden. Doch die diversen Entwürfe einer digitalen Ethik – besonders, wenn Tech-Unternehmen selbst involviert sind – versuchen nichts Weiteres, als konkretere politische Regulierungen mit einer Art „ethics washing“ zu umgehen. Die Wissenschaftler*innen Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski setzen sich kritischen mit den jüngsten Entwürfen einer Ethik der Cloud auseinander. weiterlesen »
Sie gehen rauf und runter, steigen exponentiell und müssen flach gehalten werden. Kurven sind zum integralen Bestandteil unserer visuellen Kultur geworden. Kein Tag vergeht ohne Blick auf Graphen. Sie sind zentrales Instrument zur Deutung der gegenwärtigen Krise geworden. Werden sie auch helfen, zurück zur Normalität zu finden? Woran aber erkennt man eigentlich „Normalität“? Wer wird wann bestimmen: Jetzt ist alles wieder normal? Und wer wird das glauben und wer nicht? Der Soziologe und Berliner Gazette-Autor Jürgen Link betrachtet die Kurvenlandschaften der letzten Monate und was sie über die Post-Corona-Zeit aussagen. weiterlesen »