Online-Petitionen selber machen

E-Partizipation könnte eine vitale Benutzerschnittstelle der Demokratie sein. Doch der Staat nutzt die Möglichkeiten des Internet bisher viel zu selten, um die Bevölkerung an politischen Entscheidungen teilhaben zu lassen. Eine Ausnahme: Online-Petitionen. Mit Hilfe dieses digitalen Instruments können Bürgerinnen und Bürger ihre Anliegen in den Bundestag tragen. Doch was gilt es bei einer Online-Petition zu beachten? Wie kann man mithilfe digitaler Medien die Zielgruppe einer Petition erreichen?

Die siebte Sitzung des Seminars Medienaktivismus beschäftige sich mit Online-Petitionen. Will man eine Petition einreichen, sollte zunächst ein klares und kommunizierbares Ziel definiert werden. Es ist nicht verkehrt, darüber nachzudenken, ob dieses Ziel auch für Dritte trag- bzw. unterstützbar ist. (Tipp: beim Ordnen der Gedanken helfen die Formblätter zur Beantragung recht gut.).

1. Ausgangsfragen klären

Die erste Frage vor dem Erstellen einer Online-Petition sollte sein: In welcher Region wird die meiste Wirkung für das Vorhaben erreicht, wo ist die Fragestellung von Interesse und relevant? Ist das Thema eher lokal, spricht das z.B. weniger für eine Petition auf Bundesebene.

Für manche Themen verspricht die Offline-Aktivität mehr Erfolg, daher sollte auch bei einer Online-Petition, das Virtuelle nicht zum Selbstzweck werden, sondern auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt sein.

Sind die Initiatoren sich klar über ihr Vorhaben, taucht die Frage auf, was man sich eigentlich verspricht von der Petition; soll heißen, Anhörung im Bundestag oder doch eher Rühren der thematischen PR-Trommel?

Eine weitere Frage könnte sein, was mit den Daten der Petitionsunterstützer geschieht? Alles anonym lassen oder im Netz veröffentlichen oder der Aus- und Verwertung für weitergehende Interessen zuführen? (natürlich sollte das Ganze transparent für die potentiellen Unterzeichner gemacht werden…).

2. Werkzeuge für die Online-Organisation

Die Erfahrung zeigt, dass es einen gleichermaßen enthusiastischen, wie harten Kern braucht, um das Vorhaben umzusetzen; es fällt nämlich einige Arbeit an. Um zu guten Ergebnissen (Organisation, Aufgaben, Zeitplanung etc.) zu kommen, sind – vor allem in der Startphase – reale Treffen genauso wichtig wie virtuelle.

Online gibt es genügend kostenlose Möglichkeiten, um unabhängig von Raum und Zeit zu interagieren. Bei aller Kritikwürdigkeit, bietet Google vielfältige und (noch…) kostenlose, kollaborativ nutzbare Werkzeuge an. Mit Google-Wave, Google-Text und Tabellen oder Google-Sites kann in Echtzeit ein Online-Organisationsraum entstehen und mit Leben gefüllt werden.

Kostenlose Alternativen zu Google gibt es allerdings auch, so z.B. Communote (bis 10 Nutzer), dropbox, „Skype“, „Wikipedia“ oder die gute, alte Mailingliste. (Links unten)

3. Die Werbetrommel rühren

Nachdem die Petition über die Startlinie gegangen ist, gilt es nun, sie zu verbreiten (um es aus eigener Kraft in den Bundestag zu schaffen, müssen bei einer Petition auf Bundesebene innerhalb von drei Wochen 50.000 Mitzeicherinnen und Mitzeichner mobilisiert werden). Hier kann die ganze, kostenlose Klaviatur des Onlinemarketing gespielt werden. Twitter bietet sich z.B. bestens zur Verbreitung unter Sympathiesenaten und Multiplikatoren an.

Bei Facebook gilt es zu entscheiden, ob die Petition von Einzelpersonen getragen wird oder als Fanseite daherkommt. Pro und Contra entsteht hier vor allem bei der limitierten Fan-Anzahl und den Möglichkeiten, direkt auf Pinnwänden zu posten. Die Funktion Cause bei facebook ist sicher die Betrachtung wert, wurde sie doch speziell auf Aktivsten zugeschnitten.

Um Presseberichte zu provozieren oder auch Unterstützer zu mobilisieren, sollten Offline-Aktionen nicht ganz aus dem Blickfeld geraten. Neben dem PR-Mehrwert, können daraus im Anschluss nämlich noch Videos zum Beispiel für YouTube entstehen.

(Anm. d. Red.: Die Fotos zeigen die TeilnehmerInnen des Seminars Medienaktivismus bei der Gruppenarbeit. In dem Arbeitsblatt, das im Rahmen des Seminars entstand, finden sich viele Links, Tipps und Anregungen.)

3 Kommentare zu “Online-Petitionen selber machen

  1. Ja danke, also für Einsteiger sicherlich hilfreich und auch interessant, dass der Leitfaden in diesem besonderen Kontext der politischen Praxis von Künstlern und Kreativen präsentiert wird, denn man muss sich natürlich im Klaren sein: Online-Petitionen wollen von der gesamten Bevölkerung ausgerichtet werden.

  2. Hallo Leute,

    Kompliment, eine gute, klare Übersicht! Hatte im letzten Jahr eine Online-Petition gestartet. “Häusliche Krankenpflege – Ambulante Nachsorge”. Unser/mein Ziel war, in drei Wochen 50.000 Unterschriften zu erzielen. Hätte gern das Thema im Bundestag dargestellt.;-)
    Insgesamt kamen zwar “nur” 25.000 UnterzeichnerInnen zusammen. Immerhin! Habe den Fehler gemacht, Facebook und andere soziale Netzwerke nicht einzubeziehen. Lokale und überregionale PR-Arbeit hatten wir hingegen in den Mittelpunkt gestellt. 2009 12 Fernseh- und Radiobeiträge, mehr als einhundert Zeitungsartikel etc. wenn man “ambulante versorgungsluecken” googelt findet man eine interessante Bandbreite. Ansonsten auch unter http://www.ambulante-versorgungsluecke.de
    Ende März 2010 wurde die Petition abgeschlossen.
    Nun warten wir nicht auf die “Gnade” des Ministeriums, was sie mit unserer Pet. machen, sondern sind parallel aktiv geworden.
    Als nächsten Schritt streben wir ein Modellvorhaben an, um das von uns thematisierte Thema zu untersuchen.
    Finde es toll, dass ihr euer wissen anderen Usern zur Verfügung stellt.
    Bei einer nächsten Petition komme ich sicherlich zuerst mal auf euch zu.

    Liebe Grüße aus Bremen

    Elsbeth Rütten

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