Meine Reise zum Mond

Als Kind war ich bereits sehr fasziniert vom Mond und der Tatsache, dass dort oben Menschen gestanden und die Erde so betrachtet haben, wie ich den Mond ansah. Ich habe mir ueberlegt, was dies wohl fuer Gefuehle bei den Astronauten ausgeloest haben mag und wie sie nach ihrer Rueckkehr mit dieser aussergewoehnlichen Erfahrung umgegangen sind. Dies waren Gedanken, die ich mir als Kind gemacht habe und die mich auch als Erwachsenen in gewisser Weise stets fasziniert haben. Die Mondlandung ist ja gemeinhin ein Phaenomen, das fest in der Hand von Physikern, Astronomen und Raumfahrttechnikern ist.

Angesichts der kulturhistorischen Relevanz dieses alten Menschheitstraumes schien es mir angebracht, dieses Thema auch einmal aus der kulturwissenschaftlichen Perspektive zu betrachten. Dabei fiel mir auf, dass sich insbesondere hinsichtlich des Medialen ein roter Faden knuepfen laesst, da die Mondreise eng damit verbunden ist. Dies beginnt mit Galileis Einsatz des Fernrohrs zu Beginn des Barock, mit dessen Hilfe er als erster den Mond als erdaehnlichen Himmelskoerper wahrnahm, der somit auch ein potentielles Reiseziel bildete. Nach dieser medialen Entdeckung wurde der Mond zum Beobachtungsobjekt, das gezeichnet, kartografiert und schliesslich auch fotografiert wurde.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Idee einer Reise zum Erdtrabanten in Cykloramen auf Weltausstellungen und in Vergnuegungsparks zum medialen Massenerlebnis, das Millionen von Menschen in seinen Bann zog. Nachdem Georges Melies bereits 1902 die Reise zum Mond zum Gegenstand eines Films gemacht hatte, zog sich dieses Motiv durch die Filmgeschichte, wobei hier vor allem Fritz Lang und Stanley Kubrick hervorzuheben sind. 1969 wurde aus der Fiktion schliesslich Realitaet als Apollo 11 auf dem Mond landete – ein epochales Ereignis, das von einem Fuenftel der Weltbevoelkerung live im Fernsehen verfolgt wurde.

Ein Medienspektakel war die Mondlandung insofern, als dass sie vom Start bis zur Landung televisiv begleitet und acht Tage lang von bis zu 600 Millionen Menschen live verfolgt wurde. Das Fernsehen machte den Flug durch die mediale Uebertragung erst zu diesem historischen Ereignis und profitierte auch selbst davon, da es ab diesem Zeitpunkt zum Leitmedium des 20. Jahrhunderts wurde.

Der grosse Unterschied zu anderen beruehmten Medienereignissen der Geschichte liegt in dem Umstand, dass auf dem Mond die Medien nur mittelbar zugegen waren, da es ja lediglich die beiden Astronauten waren, die fuer die Uebertragung verantwortlich waren und die Medien auf der Erde gezwungen waren, sich an das NASA-Nachrichtensystem anzuschliessen. Durch diese Ausnahmestellung laesst sich die Mondlandung nur schwer mit anderen Medienspektakeln vergleichen und macht sie gleichzeitig aus medienkultureller Sicht so spannend.

Zunaechst konnte sich die NASA sicher sein, dass es keinen Mangel an Journalisten geben wuerde, die von diesem Ereignis berichten wollten. Doch dies bezog sich lediglich auf den Start der Rakete von Cape Kennedy und die Rueckkehr der drei Astronauten zur Erde. Im All musste die Besatzung selbst Reporter ihrer eigenen Mission sein und sie erfuellte diese Rolle auch ausgezeichnet.

Hier sind insbesondere die Fernsehkamera in der Kapsel Columbia, sowie die SSTV-Kamera auf der Mondoberflaeche zu nennen, die den Abstieg der beiden Astronauten uebertrug und dann von Neil Armstrong auf ein Stativ gestellt und auf die Landefaehre gerichtet wurde. Hierdurch war man in der Lage, Fernsehbilder von einem Himmelskoerper zu empfangen, der sich in etwa 384.000 Kilometern Entfernung befand und dies sogar live! Ende der 1969er war dies eine unglaubliche telekommunikative Leistung, die im Uebrigen auch ein Telefongespraech beinhaltete: Praesident Nixon rief Armstrong und Aldrin aus seinem Buero im Weissen Haus an, als sie gerade die Flagge aufgestellt hatten und drueckte seinen Stolz und seine Dankbarkeit aus.

Darueber hinaus sind natuerlich auch die Fotografien zu erwaehnen, die es der Erdbevoelkerung nach der Rueckkehr der Astronauten ermoeglichten, zum ersten Mal gestochen scharfe Farbbilder von der Mondoberflaeche zu betrachten. Eine der haeufigsten Fragen, die mir im Zusammenhang mit der Mondlandung gestellt wird, lautet: >Waren die Amerikaner tatsaechlich auf dem Mond oder war das alles nur eine riesige Taeuschung?< Nun, dieser Verdacht haengt unmittelbar mit dem Medialen zusammen, da den Menschen auf der Erde keine andere Wahl bleibt, als dem Bildmaterial zu vertrauen. Die einzige andere Option, um mit Frank Sinatra zu sprechen, lautet: >Fly me to the moon<. [Anm. d. Red.: Der Verfasser des Textes ist Autor des Buches >Die Reise zum Mond<.]

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