Mein Minimum

Ich bin anders als andere, denn mir geht es gut und ich fuehle mich wohl. Dieses einfache Statement begleitet mich schon ueber 58 Jahre. Hier und da gab es leichte Schwankungen [Neudeutsch Ups und Downs] aber trotzdem konnte ich immer wieder sagen, dass es mir gut ging und auch geht. Ich lebe heute unter anderen Vorzeichen, denn in Relation zu meiner Vergangenheit, hat mein Leben heute einen anderen sozialen Status. Die einen nennen es Aufstieg, ich selbst bezeichne es als Veraenderung von Bedingungen.

Ich sehe Vieles anders als andere, denn ich habe nie vergessen woher ich komme. Das Woher bleibt, so glaube ich, jedem bis zu seinem Ende erhalten, ganz gleich ob er es bewusst annimmt, weiterlebt, mit in eine andere Lebensform uebernimmt, oder es gar vehement bekaempft, weil das Woher peinlich wurde und stoert. Vielleicht hat der Satz, es geht mir gut und ich fuehle mich wohl, fuer mich sehr viel damit zu tun, dass ich, der jeweiligen Situation entsprechend, versucht habe, das Positive zu finden und zu geniessen.

Das, was ich genossen habe, war fuer mich immer das Besondere und das ist es, was mich eigentlich zu jeder Zeit in die Lage versetzt hat, den Eingangssatz sagen zu koennen. Ich bin mir dabei sicher, dass die Dinge, die fuer mich jeweils zu ihrer Zeit das Besondere darstellten, nicht die Dinge waren, die jeder andere neben mir als das Besondere gesehen haette. Insofern bin ich mir nicht ganz sicher, ob wir Menschen nicht doch in vielen Lebensbereichen >eine Insel< sind.

Das Miteinander laesst sich nicht leugnen, die Abhaengigkeit, oder besser die Zusammenhaenge unseres Miteinander sind unuebersehbar, aber jede emotionale Situation, die ich als Individuum erlebe, laesst mich erkennen, dass sie erst einmal nur mein eigenes Erleben betrifft, ganz gleich wie viel tausende Individuen um mich herum das scheinbar das Gleiche durchleben. Wie sehr wir uns unseres Inseldaseins zu erwehren versuchen, das ist fuer mich immer wieder erkennbar, wenn ich sehe mit welcher Inbrunst wir uns den Mitteln moderner Kommunikation zuwenden, um die proportional, zu diesen Mitteln, zunehmende Einsamkeit, zu durchbrechen, die wir fuerchten.

Mir selbst draengt sich immer wieder die Frage auf: kann ich mich klar verstaendlich machen, versteht mein Gegenueber was ich meine, was ich empfinde? Auch jetzt, da ich diese Zeilen eingebe, lese ich wiederholt das Geschriebene, um es auf seine Verstaendlichkeit zu ueberpruefen, um sicher zu gehen, dass diejenigen die mir etwas bedeuten, mich richtig verstehen. Das Miteinander laesst sich nicht leugnen, denn ich erfahre mich im Wir, in der Resonanz auf mein Tun und Handeln. Es hat mit meiner Suche nach Zuwendung, zu tun, ebenso dient es dem Finden von Gesinnungsgenossen.

Soziale Strukturen, emotionale Befindlichkeiten, gewachsene oder kuenstlich geschaffene Verbindlichkeiten und viele andere Bedingungen schaffen unterschiedlichste Ebenen, auf denen wir nach einem verbindenden Minimum suchen koennten. Wo soll begonnen werden?

Fuer mich ist das erste verbindende Minimum die Suche aller Menschen nach der Resonanz auf die eigene Person, welche die Position des Individuums im Gesamtgefuege einer Gesellschaft, einer Familie oder jedweder Gruppierung definiert. Damit verbunden erkenne ich fuer mich die Problematik der Suche nach einer gemeinsamen Sprache. Ich finde, dass es notwendig wird das Thema einzugrenzen, sonst faellt es der Beliebigkeit anheim. Ich nehme das was ich geschrieben habe davon nicht aus.

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