Medienkunst erledigt? Antwort#7

Die gesteigerte Aufmerksamkeit in den Wissenschaften und Kuensten fuer jedwede Medialisierung wird im Echo ihres Ausklingens erkennbar als ein Neuigkeitseffekt der zweiten Haelfte des XX. Jahrhunderts. Die Wucht und Vielfalt der neu auftretenden elektrischen und elektronischen Uebertragungs- praktiken und -machinationen hat das Denken, Gestalten und alles Tun dick mit der Nase darauf gestossen: Nicht nur die reinen Essenzen der Bedeutungen und Aussagen werden in eine etwelche >Form< gegossen; sondern es gibt Umgebungs- und Entstehungsbedingungen des Handelns, Aussagens und Empfindens, die nicht nur rahmende, sondern praeformierende und disponierende Gegebenheiten darstellen. Bild: Norbert Bayer

Vor fuenfzig Jahren eine Entdeckung – in fuenfzig Jahren eine Vorschulweisheit. Vielleicht ist es gegenwaertig an der Zeit, einen immer noch altjuengferlich auftretenden Fetischismus der technischen Medien – der immer noch viel zu oft als Merkmal fuer Medienkunst missverstanden wird – als das zu begraben, was er ist: eine Begeisterung fuer das bloss neue gedanklich- technische Spielzeug. Vielleicht waere es hilfreich, das taegliche Leben mit technischen Medien in den Mittelpunkt zu ruecken. Die Gewoehnlichkeit, das Ephemere der umstuerz- lerischen Irritationen und Subversionen – eine Ethnologie der technischen Medien: Wie wir wurden, was wir sind.

[Kleine Leseanregung: Die Mediologie von Regis Debray bietet hierzu einen durchaus anregenden gedanklichen Rahmen, der ueberzogenen Technizismus auf den Stand historisch anthropologischer Ueberlegungen bringt.] Eine Medienkunst, die sich kuenftig nicht nur schamvoll mit dem Feigenblatt bedecken lassen will, dass eh’ doch alle Kuenste schon immer mit Medien arbeiten taeten, eine solche Kunst waere wohl dort zu suchen, wo sie ausdruecklich die gesamte Bandbreite zwischen basalen Programmierungen und der schieren Nutzung taeglicher Massenmedien bespielt: das Coding in den Praktiken und umgekehrt. Sonst? Muss Medienkunst wohl wieder Indie werden. Kann Sie aber nicht viel eher New Wave sein?

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