Liebe – nur fuer Anfaenger

Die Natur schlaegt traditionell den Fruehling als gute Gelegenheit fuer das Anfangen einer Liebe vor. Zwar muessen wir uns ihrem Ratschlag nicht unbedingt fuegen, aber schlecht ist die Idee nicht. Die Liebe ist nicht der einzige, aber der vielleicht beste Ort, um sich als individuelle Person pruefen und bestaetigen zu lassen – als die Person, die man glaubt, oeffentlich zu machen, und als die, die man versucht zu werden. In der Liebe findet man sich >in der Weltsicht des anderen erwartet als derjenige, der zu sein man sich bemueht< [Luhmann].

Das macht die Liebe so erstrebenswert, gerade in einer Gesellschaft, die Individualitaet zwar wie nie zuvor zulaesst, an ihr aber oft nicht interessiert ist. Die Konzentration auf das Individuelle an Personen macht die Liebe aber auch konflikttraechtig und instabil. Eine Beziehung, die zentral auf die Individualitaet von Personen setzt, muss jedes Mal neu und anders sein. Jeder ist Anfaenger in der Liebe. Liebende muessen und duerfen die eigene Individualitaet immer wieder neu mit der des Partners zu koppeln versuchen. Zuerst weiss man nicht, ob man schon verliebt ist, spaeter nicht, ob man noch liebt.

Nicht nur ist das Anfangen einer Liebe kompliziert, gewissermassen muss jede Liebe auch immer ein Anfangen bleiben. Liebe kann man nicht provozieren, sie kann nicht als Reaktion oder Pflicht funktionieren. Fast zu spaet ist es, wenn man fragen muss: Liebst du mich? Am besten liebt man vorauseilend und spontan. Deshalb kann man Lieben nicht verordnen, sondern eben nur anfangen, mit offenem Ausgang und riesigen Gewinnchancen. Einstieg in den Anfaengerkurs jederzeit moeglich.

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