Leben ohne Netz

Seit mehr als einer Woche ist es kaputt: Das Internet. Ich meine nicht weltweit, nur hier bei mir zuhause will die Kiste nicht mehr anspringen. Ein paar kleine Laempchen leuchteten noch auf, bevor das Modem seinen Geist aufgab: Herzstill- stand. Jegliche Widerbelebungsmassnahmen blieben ohne Erfolg. Seitdem kann zum >bevorzugten Netz< keine Verbindung mehr hergestellt werden. Zunaechst war es ein seltsames Gefuehl, so ohne Netz durch die Welt zu trotten. Wie sollte ich bloss herausfinden, wie das Wetter wird, wer im DFB-Pokal spielt und wie mein Kontostand aussieht? Die Devise musste lauten: Durchatmen. Diese Infos kann es doch nicht nur im Netz geben….

Eine Moeglichkeit an die Informationen zu kommen, ist natuerlich das Internetcafé. Davon gibt es bei mir auf der Kreuzung ungefaehr 24 Stueck. Aber ist ja auch irgendwie anstrengend, staendig in miefigen Hinterstuben vor dem Bildschirm zu hocken, waehrend der Nachbar Pornoseiten erstellt. Nein, es muss auch ganz ohne Netz gehen! Und siehe da, ploetzlich tun sich ganz neue – wenn auch nur analoge – Welten auf! Die Wettervorhersage gibt es im Fernsehen und ueber den DFB-Pokal berichtet die Zeitung. Und wie es auf meinem Konto aussieht, konnte mir ein Mitarbeiter bei der Sparkasse sagen.

Mein Computer ist viel ruhiger geworden, seitdem er nicht mehr 24 Stunden online sein muss. Ausserdem komme ich endlich mal dazu, mir die ganzen runtergeladenen Serien anzuschau- en, die sich waehrend meiner Netzzeit angesammelt haben. Anders als befuerchtet, stiehlt mir die Netzlosigkeit keine Zeit. Nein, ich gewinne sogar Zeit dazu! Anstatt mit meinen Freunden nur zu e-mailen, ruf ich einfach mal durch – den neuesten Tratsch erfaehrt man so viel schneller! Ich geniesse die Zeit ohne Netz, denn ich weiss, dass es nicht mehr lange so sein wird, und wenn ich wieder angeschlossen bin, dann vergesse ich all die guten Erfahrungen genauso schnell, wie ich Enter druecken kann.

2 Kommentare zu “Leben ohne Netz

  1. Harte [aber wahre] Realität, die man nur erkennt, wenn einem kein anderer Ausweg bleibt. Vielleicht sollte man Kurse anbieten , um das Überleben auch ohne Technik zu trainieren.
    Es ist aber auch etwas traurig oder vielleicht sogar erschreckend diese Abhängigkeit zu erkennen, oder?!

  2. Naja. Sowas wie die anonymen alkoholiker für technikabhängige, das würde mir gefallen. gestern habe ich von meinem internetanbieter erfahren, dass mein neues modem noch lange nicht abgeschickt wurde! Yippiee! ich hab vor freude geweint!

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