Mut zur Innovation: 5 Thesen für einen nachhaltigen und zeitgemäßen Journalismus im digitalen Zeitalter


Foto von Smithsonian Institution (Commons)
Das Internet und seine Informationskulturen stellen den Journalismus vor die große Herausforderung, sich noch einmal neu zu erfinden. Ulrike Langer hat dazu fünf richtungsweisende Thesen aufgestellt. Die renommierte Medienjournalistin richtet sich damit in erster Linie an die klassischen Medien, doch auch für BloggerInnen, Social NetworkerInnen und andere digitale BürgerInnen gibt es etwas zu lernen. Schließlich lautet das Gebot der Stunde nicht nur: Mehr Mut zur Innovation. Sondern auch: grenzübergreifende Zusammenarbeit.

1. Journalisten sind keine Hohepriester am Altar der Wahrheiten und des Weltgeschehens.

Falls sie es je wirklich waren, dann sind diese Zeiten endgültig vorbei. Denn zur sogegannten vierten Gewalt, den Medien, ist als fünfte Gewalt eine kritische Netzgemeinde hinzugekommen. Eine Stimme in der Öffentlichkeit hat inzwischen jeder: Bei Wikipedia schreiben Experten, die ihren Status an keiner Hochschule erworben haben. Bei YouTube stellen Hobbyfilmer ihre Filme ein, ohne eine Sendelizenz zu benötigen. Auf Blogs schreiben Autoren Beiträge, ohne dass ein Redakteur sie beauftragt oder redigiert. Beim Kurznachrichtendienst Twitter konkurrieren Amateure mit professionellen Nachrichtenagenturen auf der Jagd nach aktuellen Neuigkeiten im Weltgeschehen.

Sie erinnern sich sicher an das ikonische Foto eines notgewasserten Flugzeugs auf dem Hudson River im Januar 2009. Es wurde als erstes von einem Augenzeugen per Twitter verschickt und wurde dann über die Massenmedien verbreitet. Es machte auch den Kurznachrichtendienst in aller Welt bekannt. Seitdem sind nicht einmal zweieinhalb Jahre vergangen. Ob Revolutionen in Kairo und Libyen, ob Tsunami und atomarer Gau in Japan oder die Liquidation von Osama bin Laden – Twitter ist zur blitzschnellen, immer und überall verfügbaren Informations-Plattform geworden.

Immer mehr Internetnutzer schalten bei weltbewegenden Ereignissen nicht mehr als erstes den Fernseher oder das Radio ein, um sich aktuell zu informieren, sie rufen auch nicht Webportale auf, sondern sie schauen als erstes, was bei Twitter läuft.

Zum Tod bin Ladens wurden in der Spitze 5000 Tweets pro Sekunde verschickt. Vor einem Jahr war das noch der Durchschnittswert für einen ganzen Tag. Journalisten können und sollten sich der nutzergenerierten Informationsflut nicht entgegenstellen, sondern sich mitten hinein begeben. Sie sollten eintauchen in den immerwährenden Nachrichtenstrom, das Beste herausfiltern, den Wahrheitsgehalt überprüfen, und die Inhalte für andere Nutzer verständlich aufbereiten. Und das führt zur nächsten These:

2. Kuratieren ist das Gebot der Stunde.

Ebenso wie Museumskuratoren die besten Gemälde und Kunstwerke zu Sammlungen zusammenstellen, Werke thematisch einordnen und dadurch Nutzern oft überhaupt erst einen Zugang verschaffen, sollten sich Journalisten als Kuratoren des Netzes verstehen. Wie fruchtbar solch eine Zusammenarbeit zwischen Profis und Amateuren sein kann, zeigt sich vor allem dann, wenn schon die schiere Masse an Informationen redaktionell gar nicht aufbereitet werden kann.

Schon Mitte 2009 bat die britische Zeitung “The Guardian” ihre Nutzer um Mithilfe bei der Recherche über den Spesenskandal der Unterhaus-Abgeordneten. Sie stellte fast eine halbe Million Dokumente auf ihre Webseite und fragte: “Bitte helfen Sie uns beim Überprüfen dieser Daten.” Mit überwältigendem Erfolg.

Ein aktuelles Beispiel für den Willen vieler Nutzer, zu gestalten und gesellschaftlich etwas zu bewirken, ist das Guttenplag-Wiki zur Dokumentation der Plagiate in zu Guttenbergs Doktorarbeit. Ohne die Mithilfe hunderter engagierter Bürger an diesem kollaborativen Netzprojekt hätte der öffentliche Druck auf Karl Theodor zu Guttenberg schnell nachgelassen und er wäre wohl kaum zurückgetreten.

Viel zu oft liegen klassische Medien und neue publizistische Netzangebote miteinander im Clinch. Sie ignorieren oder beschimpfen sich wechselseitig als starr und unfähig zur Innovation oder als Massenchor des Pöbels. Doch das Beispiel Guttenplag zeigt, dass beide Seiten sich wunderbar ergänzen können. Die Medien profitierten in ihrer Berichterstattung von der enormen Dokumentationsleistung des Guttenplag-Wikis. Das Projekt wiederum profitierte von der großen Aufmerksamkeit, die immer noch in erster Linie von den Massenmedien erzeugt wird. Beide haben sich so gegenseitig gestärkt. Und das führt zu Punkt 3:

3. Webportale müssen offen sein.

Noch immer sind viele Webseiten von Medien in sich geschlossene Welten. Selten führt ein Link nach draußen, dorthin, wo andere Medien und Nutzer ergänzende Informationen bieten könnten. Die Nutzer von Medienportalen werden in einem permanenten Zustand der Unmündigkeit gehalten. Ihre Macher befürchten kleinmütig, die Nutzer kämen nicht wieder, wenn man ihnen über Links Wege nach draußen ins Netz eröffne. Man suggeriert zugleich den Nutzern, alles was sie wissen müssten, könnten sie unter dem Dach eines einzigen Medienangebots finden.


Foto von Smithsonian Institution (Commons)

Das ist natürlich eine Illusion. In der digitalen Medienwelt  informieren sich die Nutzer nicht bei einer Zeitung, einer Nachrichtensendung und einer Webseite, sondern aus vielen verschiedenen Quellen. Sie tun also zunehmend genau das, was zur demokratischen Willensbildung unerlässlich ist und was wir als Auftrag von Medienbildung propagieren.  Damit wird es Zeit, dass auch die Medien ihre Angebote nach dem Grundprinzip des Internets gestalten: Netz kommt von Vernetzen. Und seine Knotenpunkte, die Netzangebote, werden durch Verlinkungen nicht geschwächt, sondern gestärkt.

4. Journalismus ist ein Prozess, kein Produkt.

Seit jeher haben US-amerikanische Zeitungen eine Korrekturseite. Dort werden 24 Stunden nach der Veröffentlichung die Fehler des Vortrags fein säuberlich dokumentiert und korrigiert. In der deutschen Medienlandschaft ist ein transparenter Umgang mit den eigenen Fehlern kaum etabliert. Einzugestehen, dass man fehlbar ist, und dass jemand anders etwas besser weiß, gilt hierzulande meistens noch als Zeichen journalistischer Schwäche.

Dabei hat das Netz sogar einen eingebauten Korrekturmechanismus: Die Gesamtheit seiner Nutzer. Sie können Fehler unmittelbar korrigieren, Ergänzungen leisten und Hinweise auf neue Beiträge geben. Medienangebote sollten sich deshalb heutzutage nicht mehr als geschlossene Produkte verstehen. Journalismus ist ein offener Prozess, der um so mehr von dieser Öffnung profitiert, je mehr Nutzer ermutigt werden, sich konstruktiv daran zu beteiligen.

5. Mehr Mut zu journalistischen Experimenten

Im Umgang mit dem Netz und seinen neuen Kommunikationsformen zeigt sich ein wohl typisch deutscher Wesenszug: Wir neigen dazu, die Risiken neuer Entwicklungen über zu bewerten und die Chancen zu ignorieren. In den USA wird – natürlich auch wegen der schwierigeren wirtschaftlichen Lage, in der sich die dortigen Zeitungen befinden – beherzt mit neuen Modellen experimentiert, die dem publizistischen Gemeinwohl dienen.

Da gibt es beispielsweise Spot.Us – eine Plattform, auf der Bürger Recherchen zu gesellschaftlich wichtigen Themen vorfinanzieren. Oder ProPublica – eine stiftungsfinanzierte Webseite, deren Beiträge schon Pulitzerpreise errungen haben.

Hierzulande führen wir dagegen noch immer fruchtlose und abwegige Diskussionen, ob Blogger auch Journalisten sein können und umgekehrt. Wir stellen die Frage, ob eine “Tagesschau”-App die kommerziellen Perspektiven von Verlagen auf dem iPhone bedroht und fragen uns, ob ein Produkt von Apple – das iPad – die Rettung journalistischer Geschäftsmodelle sein kann.

Ein Vertreter des Deutschen Journalistenverbands sagte vor einiger Zeit einen treffenden Satz über die Lage der Zeitungsverlage: “Bis zur Jahrtausendwende wurde das Geld mit dem Lastwagen vom Hof gefahren. Jetzt reicht es nur noch für die Schubkarre.”

Wir sollten nicht vergessen: Die meisten deutschen Verlage arbeiten noch immer profitabel und bei und ARD und ZDF handelt es sich noch immer um das finanziell am besten ausgestattete Rundfunksystem der Welt. Mehr Mut zur Innovation wäre wirtschaftlich durchaus vertretbar.

Bei all dem lautstarken Gejammer der etablierten journalistischen Institutionen über ihre wirtschaftliche Lage übersehen wir leicht, dass auch hierzulande einige Journalisten – oft auf eigenes wirtschaftliches Risiko – mit neuen journalistischen Formen experimentieren. Sie gründen lokale Blogs und bemühen sich die Lücken zu füllen, die Lokalzeitungen mit ihrem Rückzug aus der Fläche hinterlassen. Gemeinsam haben sie, dass sie nicht in erster Linie darauf schauen, ob sie mit ihren Angeboten Profit erwirtschaften können, sondern darauf, ob es einen journalistischen Bedarf für ihre Angebote gibt.

Übrigens: Auch im Bayerischen Rundfunk gibt es einen besonders innovationsfreudigen freien Mitarbeiter. Der “Rundschau”-Moderator Richard Gutjahr reiste auf eigene Faust nach Kairo, bloggte von den Demonstrationen  – und finanzierte seinen Einsatz im Nachhinein durch freiwillige Spenden seiner Blogleser. Wir brauchen noch viel mehr solcher Gutjahrs. Wer immer sich dafür einsetzt, einen nachhaltigen und zeitgemäßen Journalismus im digitalen Zeitalter zu entwickeln, verdient unsere Aufmerksamkeit und unsere Unterstützung.

Anm. d. Red.: Die Verfasserin hat diese Thesen kürzlich im Rahmen einer Fachdiskussion beim Bayrischen Rundfunk vorgetragen und dann in ihrem Blog veröffentlicht.

40 Kommentare zu “Mut zur Innovation: 5 Thesen für einen nachhaltigen und zeitgemäßen Journalismus im digitalen Zeitalter

  1. Eine gute Zusammenfassung, obwohl ich glaube dass besonders beim letzten Punkt noch eine große Diskrepanz zwischen dem Kapital und der Idee ist. So haben die einen eine Idee und den Mut, aber nicht das Geld und die anderen haben das Geld, aber vielleicht nicht den Mut.

  2. @Ulrike Langer: mich würde interessieren wie die Reaktionen ausgefallen sind bei der Rundfunkanstalt – wie sind die mit den Thesen umgegangen?

  3. @Andi: Aber ist es nicht so, dass beide Seiten immer auch irgendwie zusammenkommen und diese “Diskrepanz” früher oder später überwunden wird?

  4. @ Rainald, ja die Diskrepanz wird irgendwann auch mal überwunden, aber durch viel Reibung geht manchmal auch schon viel Wärme verloren. Wie würde vielleicht DerWesten aussehen, wenn von Anfang an nur Blogger daran gearbeitet hätten mit dem Geld eines Verlages.
    Manchmal wäre es für Projekte auch gut wenn sie den Mut zum Scheitern hätten oder sich nicht auf die Ewigkeit hinarbeiten. Beispiel: das Tempo-Magazin.

  5. @Andi: ich verstehe, sehe aber ein anderes Problem: diese ganze Sache mit den Innovationen, die aus dem Netz kommen, die User die neuen Quellen, etc. Ist das nicht auch ein bisschen Outsourcing?

    “Bis zur Jahrtausendwende wurde das Geld mit dem Lastwagen vom Hof gefahren. Jetzt reicht es nur noch für die Schubkarre.”

    Unter diesen schrecklichen Bedingungen kommt man wohl nicht umhin Redakteure zu feuern und User an den Karren zu spannen…

    naja sehr zynisch ich weiß, aber ist was dran, ahne ich irgendwie, wenn ich sehe, dass diese ganzen Teilnahme-Modelle nicht wirklich wirklich zu der versprochenen Neuerfindung des J. führen, sondern eher, na ja, dazu, dass die klassischen Medien sich’s einrichten im Netz, so langsam ankommen da.

  6. Sehr interessanter Beitrag – vielen Dank!
    Ich finde besonders These 5 spannend – die Frage nach Experimenten. Da müssten doch gerade die Verlage dran interessiert sein, die auch wissen wollen, wie man mit Journalismus in Zukunft noch Geld verdienen kann. Ich sehe da im Moment noch nicht so die Offenheit dafür.

  7. “Sehr guter Beitrag zur nötigen Neuorientierung von Journalisten”

  8. viele journalisten sind zu stolz um von bloggern zu lernen… aber sie müssten genau dies tun, um voran zu kommen, um den journalismus in der jetzigen form weiterzurbingen, möglicherweise neu erfinden…

  9. Um die Zukunft des Journalismus geht es heute auf einer Konferenz in Linz, neben mir sitzen eine Kommunikationstheoretikerin aus England und ein Redakteur der norwegischen Zeitung Aftenposten auf dem Podium, wenn es es eine Dokumenation oder sogar Erkenntnisse gibt, dann lass ich es Euch wissen, ansonsten hier schon mal das Programm:

    ( http://www.eurozine.com/articles/2011-05-11-newsitem-en.html )

    ich selbst werde über kollaborativen Prozess-Journalismus sprechen.

  10. @Nico: das finde ich zu pauschal gesagt über die Journalisten. Was ist zB mit stefan niggemaier? der ist blogger und journalist…

  11. @Krystian Woznicki: hoert sich spanend an: Gibt es das auch als livestream im netz zu sehen vieleicht?

  12. @ Bettina #13 die Aussage von Nico war vielleicht ein bisschen provozierend formuliert, aber es stimmt schon, dass Journalisten auch die Formen des Bloggens beherrschen sollten um sich auch neue Quellen zu erschließen. Stefan Niggemaier sagte in einem Interview mal: „Ich bin Journalist, der auch bloggt. Für mich ist das so rum, auch wenn ich blogge, habe ich andere Freiheiten als sonst als Journalist, aber im Grunde bin ich in einfach Journalist.“

  13. @.andi#15 und Bettina K: Blogger vs. Journalisten – das ist ein ziemlich altes Lied :) Ich glaube, dass diese Grabenkämpfe hinter uns liegen und dass auch in deutschsprachigen Zeitungen inzwischen angekommen ist, dass man voneinander lernen kann. Vielleicht wurde einfach ein bisschen zuviel über diese Feindschaft geschrieben, oder?

  14. ich habe gesagt VIELE journalisten nicht ALLE und stefan niggermeier ist einer der zählt zu den anderen, die nicht VIELE sind. ich glaube, genau lesen ist schon ok

  15. @nico#18: du hast Recht, viele, nicht alle. Dennoch glaub ich, dass das BloggerBashing in den Printmedien in letzter Zeit abgenommen hat – jedenfalls sind mir da keine Berichte aufgefallen. Ist das vielleicht ein Zeichen dafür, dass sich die Situation etwas entspannt hat?

  16. @Andi#7: Danke für den Hinweis.

    “Das Management vieler Medienhäuser habe “nicht Schritt gehalten” mit den Herausforderungen. So fehle in vielen Verlagen ein “Chief Technology Officer”, der die technischen Entwicklungen vorantreibt.”

    kann es sein, dass auf diese Verspätung, diese Versäumnis zurückzuführen ist, dass die Medienhäuser in Bedrängnis geraten sind und daraus diese Rivalität zwischen Bloggern und Journalisten sein besonderes Feuer bezog?

  17. @all: ich möchte zwei fragen/sorgen der konferenz-teilnehmerinnen an die hiesige diskussion weitergeben

    1. wenn der journalist in erster linie kurator wird (der kollege vom aftenposten ( https://secure.wikimedia.org/wikipedia/en/wiki/Aftenposten ) hatte diese these in der berliner gazette gelesen und sie auf dem podium aufgegriffen), dann stellt sich die frage, was dann aus dem investigativen ansatz wird: geht er darin auf oder verliert er an bedeutung?

    2. wenn der journalistische text kein produkt, sondern prozess sein soll (ich hatte diese these in meinem beitrag über kollaborativen prozess-journalismus besonders stark gemacht und der kollege vom dagens nyheter ( http://de.wikipedia.org/wiki/Dagens_Nyheter ) rigas laiks ( https://secure.wikimedia.org/wikipedia/en/wiki/Rigas_Laiks ) hat sie aufgegriffen) dann stellt sich die frage: verliert literarischer journalismus im zuge dessen nicht seine bislang wichtigste eigenschaft verliert, nämlich seinen geschlossenen werkcharakter?

  18. “Ach ja, Ulrike Langer hat ja so recht. Persönlich lese ich schon lange keine Nachrichten mehr in Zeitungen die nicht gut vernetzt/verlinkt sind. Es lohnt sich einfach nicht. Meine ‘deutsche Medienwelt’ ist dadurch sehr geschrumpft. Christiane, Du warst immer schon eine Ausnahme.”

  19. über das Verhältnis des Journalisten zum Leser nachzudenken, finde ich wichtig, da liegt eine große Zukunft, eine große Herausforderung

    ziemlich interessant dazu eine Umfrage, die Telepolis gerade startet:

    “Ihre Beantwortung ist wichtig für uns, um einerseits Telepolis weiter zu entwickeln und zu sehen, ob wir die richtigen Schwerpunkte setzen und/oder Ihnen mehr Möglichkeiten der Mitwirkung zu geben, andererseits sind, wie Sie wissen, Informationen über die Leserschaft auch wichtig, um Telepolis weiter finanzieren zu können. Selbstverständlich erheben wir keine personenbezogenen Angaben, die Daten bleiben strikt anonymisiert. Die Ergebnisse der Umfrage werden wir natürlich mitteilen.”

    http://www.heise.de/tp/blogs/6/149811

  20. @#22: Zu Frage 1: Das wird sich ausdifferenzieren, zum Beispiel werden die Rollen Reporter und Redakteur noch stärker auseinanderfallen.

    Zu Frage 2: Auch eine Frage der Ausdifferenzierung, die Frage ist nur, ob man den literarischen Journalisten noch genügend Zeit und Raum zur Verfügung stellt (was natürlich auch die Bezahlung beinhaltet). Vermutlich schon, ist wahrscheinlich letztliche eine Frage der Qualität

    Sehe gerade, dass Tobias Eberwein die Frage des literarischen Journalismus sehr systematisch angeht:

    http://www.coolepark.de/2011/05/15/tradition-and-alimitation-in-german-literary-journalism/

  21. @#23: ‎Danke für das Teilen des Links. Habe den Text gerade gelesen, sehr gut gefällt mir Ihr Fazit:

    “Ein genauer Blick auf die Blogger lohnt sich also auch für Journalisten. Dafür müssen sie nicht unbedingt selbst bloggen, aber bloggen hilft, einige Funktions- und Arbeitsweisen schneller zu erkennen, die für die journalistische Arbeit hilfreich sein können.”

  22. @#22-@ Krystian: Zu Frage 2: Meiner Meinung nach wird diese wichtige Eigenschaft beim Prozess-Journalismus auf jeden Fall verloren, deswegen ist er auch nicht Jedermanns Sache. Aber wichtig dabei ist auch zu betrachten, was dadurch gewonnen wird, nicht nur für das “Werk” an sich, sondern auch für den Autor.

  23. “Putzige Idee, für seine Artikel im Nachgang Spenden von freigiebigen Lesern zu einzusammeln. Journalismus ist nach Langer eher so ein Berufsfeld für Leute, die Arbeit nicht nötig haben.”

  24. Mich interresiert die Frage der Nachhaltigkeit im Journalismus (Punkt 5): Wäre es angesichts der massen von Papier, die täglich für Presseprodukte bedruckt werden nicht auch wichtig, endlich auf digital umzusteigen, der umwelt zuliebe!

  25. @#28: soweit ich zurückdenken kann, waren es zunächst vor allem literarische experiment, die in den frühen stunden der netzkultur von sich reden machten und somit auch im weitesten sinne literarischer journalismus. und erst später der nachrichten-journalismus sowie andere formen, des weniger künstlerischen journalismus. ich denke, es hat viel damit zu tun, dass die künstler oder die künstlerisch sensiblen autoren das netz als experimentierfeld für sich entdeckten, ähnliches ist im bereich der SMS zu beobachten: erst (künstlerisches) spielfeld dann plattform für politik, journalismus und wirtschaft.

    ich spreche hier natürlich von den massenanwendungen und nicht von der entwicklung des internet an sich.

    hier habe ich übrigens neulich in der LA Times einen artikel zum thema gefunden:

    Literary journalism finds new platforms

    http://www.latimes.com/entertainment/news/books/la-ca-david-ulin-20110515,0,3634450.story

  26. noch ein Nachtrag zur Zusammenarbeit der “vierten” und “fünften” Gewalt: einer der beiden Seiten scheint der Partnerschaft nicht gewachsen zu sein… mal die vierte, mal die fünfte Gewalt…

    Huffington Post titelt: Can ‘mainstream media’ match WikiLeaks? Not likely:

    (http://www.huffingtonpost.com/peter-scheer/wsj-safehouse_b_862291.html )

    Und zur Kehrseite dieser Geschichte meldet The Times:

    Online-Netzwerke handeln verantwortungslos

    Ein anonymer Twitter-Nutzer hat eine Liste von Prominenten veröffentlicht, die vor einem britischen Gericht angeblich Unterlassungsklagen gegen die Presse eingereicht hatten. Das zeigt die Benachteiligung traditioneller Medien, meint die konservative Tageszeitung The Times: “Es kann doch nicht sein, dass Internetseiten von sozialen Netzwerken keinerlei Verantwortung für ihre Inhalte tragen müssen. Es sollte so sein, dass man denen die Verantwortung zuweist, die sie auch tragen müssen. Umsetzbar ist es aber nicht. Wenn ein verleumderischer Tweet von Tausenden immer wieder veröffentlicht wird, wen soll man dann verklagen? Die Richter stehen bereits unter Beschuss und müssen die Grenze ziehen zwischen den Forderungen nach Schutz der Privatsphäre und Meinungsfreiheit. Ohne schnelle und klare Entscheidungen seitens des Parlaments bezüglich der neuen Medien, wird dieser Druck noch steigen.”

  27. etwas off topic, aber in Sachen Twitter eben nicht ganz uninteressant, wenn es in Großbritannien heisst “modern technology totally out of control” und Freedom of Speech zur Debatte steht, wenn sich Twitter nicht so einfach unter den herrschenden Gesetzten bändigen lässt:

    http://www.guardian.co.uk/technology/2011/may/20/twitter-users-courts-footballer-injunction

    Twitter widersetzt sich Knebelverfügung

    ( http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,764063,00.html )

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