Die Netze der Anderen: Kann die Forschung unsere digitale Gesellschaft nachhaltig aufklären?

Der Staatstrojaner-Skandal macht deutlich: Unsere Politiker haben bisher keine Medienkompetenz und können in der digitalen Gesellschaft keine Verantwortung übernehmen. Hilft die Forschung weiter? Der Wissenschaftler Cornelius Puschmann ist voller Hoffnung. Doch er kennt auch die Defizite: Es fehlt an Grundlagenarbeit. Vor allem aber: Die Internetforschung in Deutschland muss sichtbarer werden und sich stärker an öffentlichen Debatten beteiligen.

*

Von Mark Twain stammt ein schönes Zitat zur Forschung: „Mich fasziniert an der Wissenschaft, dass man eine großzügige Rendite an Behauptungen durch eine mickrige Investition von Fakten erhält.” Der bissige Ausspruch zielt auf etwas ab, was jeder Wissenschaftler gerne tunlichst vermeiden möchte, nämlich das Ziehen falscher, übertriebener oder unzulänglicher Schlüsse auf der Grundlage unzureichender Daten.

Das gilt auch für Forscher, die sich mit dem Internet und seiner Auswirkung auf Gesellschaft und Kultur beschäftigen. Und da gibt es nicht gerade wenige Themen, die auf ihre Erforschung warten: Ob Privatleben, Politik, Bildungswesen oder Unternehmenskultur – kaum ein Bereich bleibt von den Veränderung durch globale Kommunikationstechnologien unberührt. Mit den Umwälzungen in Bereichen wie Urheberrecht oder politischer Willensbildung wächst der Bedarf an Analyse und Diskussion. Ebenso das Spektrum an Meinungen, die in den Massenmedien zu diesen Themen vertreten werden.

Den einen gilt das Netz als Werkzeug der Befreiung und Hort der Kreativität, den anderen als finsterer Sumpf aus politischer Hetze, Kinderpornographie und Urheberrechtsverletzungen. Differenziertere Standpunkte bleiben gerne auf der Strecke, besonders, weil sich die medialen Umwälzungen gut als Generationenkonflikt inszenieren lassen, die sie eigentlich nicht sind.

Meinungsaustausch ohne wissenschaftliches Fundament

Gerade Politiker fallen immer wieder gerne mit markigen Statements zum Internet auf. Ob nun Innenminister Hans-Peter Friedrich, der vor „Gesetzlosigkeit“ im Netz warnt und sich damit in eine lange Liste besorgter deutscher Parlamentarier reiht, oder Großbritanniens Premier David Cameron, der fast im gleichen Atemzug den arabischen Facebook-Frühling preist und zugleich Aufrührern im eigenen Land die Nutzung sozialer Plattformen verbieten möchte. Wenn dann die Talkrunden über Nutzen und Gefahren des Netzes zu befinden haben, werden häufig Hacker, Blogger und Aktivisten zu Rate gezogen – eben solche, dich sich vermeintlich besonders gut in der digitalen Landschaft auskennen. Das facht zwar Debatten zwischen der sogenannten Netzgemeinde und der Normalgesellschaft im Sinne der Journalisten an. Substanzielles kommt aber bei solchen Konfrontationen häufig nicht heraus.

Zu oft wird die Kluft zwischen verschiedenen Meinungsfraktionen nicht mit sachlichen Informationen aufgefüllt, welche die Forschung liefern könnte. Beispielsweise zu Themen wie Privatsphäre. Es herrscht die Vorstellung vor, dass es ausreicht, viel im Internet zu kommunizieren und an neuen technologischen Trends teilzuhaben, um sich mit dem Internet auszukennen. Das verstellt jedoch den Blick darauf, wie unterschiedlich wir im Netz kommunizieren – auch und gerade in Bezug auf die early adopters, die häufig den Ton angeben und die öffentliche Debatte maßgeblich bestimmen.

Post-Privacy – eine verkürzte Debatte

Die Diskussionen um das Thema Privatsphäre sind beispielhaft für diesen Sachverhalt. Was ist eigentlich privat? Mit wem teilt man welche privaten Informationen? Die Vorstellungen dazu werden gerne von einem kulturellen Kontext auf andere übertragen – etwa: von amerikanischen Geeks auf deutsche Durchschnittsnutzer. Darüber hinaus werden aber auch die Vorstellungen von Bloggern und Netzaktivisten als wegweisend für die Gesamtbevölkerung interpretiert, auch wenn diese sich gegenüber den Normalos eben ganz besonders über ihre Netzaffinität definieren. Besonders deutlich machen dies die Diskussionen um den Begriff der (Post-)Privatheit. Ich denke da vor allem an die Diskussionen in den Kreisen der so genannten Spackeria, einer Gruppe von Bloggern, die bestehende gesellschaftliche Normen rund um den Datenschutz zum Teil heftig kritisieren.

Hilft uns die Spackeria, eine Debatte darum anzufachen, was wir in digitalen Kontexten eigentlich unter Privatheit verstehen? Möglicherweise. Doch die Spackeria wird dort problematisch, wo sie für sich (bewusst oder unbewusst) einen progressiven oder wegweisenden Standpunkt in Anspruch nimmt. Die viel zitierten digital natives, also jugendliche Netznutzer, für die das Internet schon immer zum Alltag gehört hat, haben nämlich keine markant andere Vorstellung von der Bedeutung von Privatsphäre als die „Generation FAX“. Der von der Spackeria als technologiedeterminierte Unvermeidlichkeit propagierte Kontrollverlust wird von jungen Facebook-Usern mit einer Reihe von Strategien gezielt unterlaufen: Freunde werden gezielt auf dem Laufenden gehalten; Eltern, Lehrer und Unbekannte hingegen werden mit wenigen – und unterschiedlichen – Informationen gefüttert.

Die eigenen Statusnachrichten werden täglich gelöscht, um dem digitalen Erinnerungsdiktat auszuweichen. Gleichzeitig wird etwa das eigene Passwort einem Freund oder Freundin als Zeichen des besonderen Vertrauens zugänglich gemacht – ein reflektierter Kontrollverlust als Zeichen von Intimität, wenn man so möchte. Identity and impression management nennen das Netzforscher wie Danah Boyd und widersprechen damit der Idee, das eine Zukunft naht, in der wir keine Kontrolle mehr darüber haben wollen, was andere über uns erfahren.

Soziale Netzwerke werden geschickt eingesetzt, um sich so darzustellen, wie man gerne wahrgenommen werden möchte – manchmal mit mehr, manchmal mit weniger Erfolg. Dass Jugendliche dabei anders vorgehen als erwachsene Medienprofis aber auch als die Vertreter der Spackeria, sollte eigentlich kaum verwundern.

Der Gegenstand ist im Netz, die Forschung dazu nicht

In Deutschland tätige Netzforscher sind in solchen Debatten aber noch zu häufig abwesend oder treten nur am Rand auf. Einige Gründe zählt dafür Fiete Stegers in seinem Beitrag auf. Er spricht davon, dass über die deutschsprachige Online-Forschung “so gut wie niemand redet” und öffentliche Debatten von US-Wissenschaftlern bestimmt würden. Die Kritik mag man unterschiedlich bewerten. Unbegründet ist sie aber sicher nicht.

Da ist zum einen disziplinäres Kirchturmdenken. Wissenschaftliche Diskurse sollten nicht atemlos der öffentlichen Debatte hinterherhecheln. Aber im Hinblick auf das Internet ist es verblüffend, wie wenig sich die Forschung teilweise aktuellen und weithin diskutierten Fragen annimmt und stattdessen das Feld Anderen überlässt. Häufig konzentrieren sich Wissenschaftler lieber auf fachlich zentrale Fragen und bauen die Theoriekathedralen der großen Vertreter ihres Fachs weiter – jenseits der Frage, ob ein neuer Untersuchungsgegenstand nicht auch neue Theorien erfordert.

Zum zweiten wird zu langsam publiziert und das Erforschte gerne versteckt – vor allem in Monographien, die dann in geringer Stückzahl in einige Universitätsbibliotheken schlummern. Es ist ein bizarrer Zustand, den die Öffentlichkeit kaum nachvollziehen dürfte: Der Untersuchungsgegenstand ist im Netz, die Forschung dazu aber nicht. Das ein solches Verhalten in vielen Fächern üblich ist, hat viel mit Tradition und Resistenz gegenüber Veränderung zu tun – und mit einer schweigenden Gleichgültigkeit gegenüber der außerfachlichen Öffentlichkeit, die viele Netzforscher wie auch andere Wissenschaftler auszeichnet.

Auch noch simplere Gründe spielen eine Rolle. Wie Michael Emmer in einem Blogpost treffend beschreibt: Wissenschafts-PR ist nicht einfach nur zeitaufwändig. Sie kann auch entscheidend von Institutionen und Netzwerken mit großer Sichtbarkeit unterstützt werden. Die Ankündigung des neuen Instituts für Internet und Gesellschaft wird einerseits so weithin wahrgenommen, weil die Marke Google wirkt. Andererseits aber auch, weil die Pressearbeit von Google so ungleich effektiver war. Die wenigsten Internetforscher in Deutschland haben umfangreiche Erfahrung mit der Presse und während sich so gut wie jeder über eine Erwähnung freuen wird, sehen doch viele Netzwissenschaftler ihren Kernauftrag nicht in erster Linie darin, die Öffentlichkeit zu informieren. Gerade in diesem Punkt besteht aber deutlicher Bedarf.

Wie eignen sich Menschen das Netz an, wie machen sie das Netz zu ihrem Netz? Mit wem kommunizieren sie, mit welchen Erwartungen über Datenschutz und Urheberrecht nutzen sie Dienste wie Facebook und Google+? Diese grundlegenden Fragen sollten stärker als bislang im Mittelpunkt der Forschung stehen. Jenseits von normativen Vorstellungen über das, was Netznutzern an “Informationskompetenz” angeblich fehlt und wie sie ihre Privatsphäre angeblich “richtig” schützen, müssen sie selbst einbezogen werden. Fundierte Analysen zu liefern und diese öffentlich zur Debatte zu stellen, muss das Ziel der Netzforschung sein.

36 Kommentare zu “Die Netze der Anderen: Kann die Forschung unsere digitale Gesellschaft nachhaltig aufklären?

  1. Die Internetforschung muss (auch) im Internet stattfinden – eine Aussage, der ich sofort zustimmen würde. Doch ist das Problem von Forschung und Wissenschaft nicht, dass ihr Modus einfach ein ganz anderer ist? Wer forscht, nimmt sich zwei bis drei Jahre Zeit für ein Thema, im Netz werden Themen häufig in einer Zeitspanne von 2 bis 3 Stunden abgehandelt. Gibt es Aspekte oder Dimensionen der Netzforschung, die mit dem Netz kompatibel sind?

  2. mir ist schleierhaft, was und wer genau damit gemeint ist:

    “Wenn dann die Talkrunden über Nutzen und Gefahren des Netzes zu befinden haben, werden häufig Hacker, Blogger und Aktivisten zu Rate gezogen – eben solche, dich sich vermeintlich besonders gut in der digitalen Landschaft auskennen.”

    wenn ich TV-Auftritte von Leuten aus der Netz-Community-Szene denke, kommen mir neben Sascha Lobo sofort Markus Beckedahl und Constanze Kurz in den Sinn.

    Die kennen sich incht nur “vermeintlich gut” aus, sondern wirklich. Das sind Experten. Und zufälligerweise lassen sie sich nicht, wie so viele andere auch, in ein Schwarz-Weiss-Schema packen: denn sie sind nicht nur Aktivisten/Hacker/Blogger, sondern auch an den Hochschulen aktiv.

    Wer der Öffentlichkeit vorwirft nicht differenziert genug zu sein, was über weite Strecken wohl stimmt, der sollte meiner Meinung selber etwas stärker und besser differenzieren.

    Manchmal reicht einfach auch nur ein Beispiel, statt einer Pauschalisierung.

  3. @Magdalena Taube

    Es ist gut und richtig, dass sich wissenschaftliche Forschung auch auf langfristige Unterfangen einlässt und eben nicht nur aktuellen Trends hinterherläuft. Und es ist vollkommen unbestritten, dass wir weiterhin Projekte brauchen, die zwei bis drei Jahre (und durchaus auch noch wesentlich länger) andauern. Es geht auch nicht darum, dass Wissenschaftler die Formen, in denen sie kommunizieren, über Nacht aufgeben sollen. Aber warum werden Forschungsergebnisse — eben auch solche in Buchlängen — nicht häufiger frei zugänglich im Netz veröffentlicht? Wieso haben nicht mehr (Netz)Wissenschaftler ein Blog, in dem sie auch Nichtwissenschaftlern erlauben, einen Einblick in ihre Arbeit zu bekommen? Mir scheint, dass der medial-öffentliche Diskurs und wissenschaftliche Debatten häufig stark von einander getrennt ablaufen, und genau in diesem Punkt sehe ich Entwicklungspotential.

  4. @Voodooza

    Es war absolut nicht meine Absicht, eine platte Pauschalisierung vorzunehmen. Dass ich vage von “Hackern, Bloggern und Aktivisten” spreche, lässt diesen Eindruck allerdings tatsächlich (unfreiwillig) entstehen. :-(

    Die genannten Personen sind unbestritten Experten, die selbstverständlich auch an Universitäten aktiv sind, und die Grenzen zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft sind natürlich fließend. Aber: wo sind die Professoren, die mit Lobo, Beckedahl und Kurz diskutieren? Wo die wissenschaftlichen Experten zu Themen wie Privacy (bspw. http://www.azur-online.de/2011/06/03/privatheit-graduiertenkolleg-erhalt-dfg-forderung ) die jenseits von einem (kleinen!) Kreis von interessierten und informierten Personen, die sich aber mit einer ganzen Palette von Themen beschäftigen und hauptberuflich zumeist etwas anderen machen, äußern, und ihre Ergebnisse präsentieren? Wo ist der Transfer von der Wissenschaft in die Öffentlichkeit? Es geht nicht darum, dass nur bestimmte Personen die Kompetenz und daher die Berechtigung besäßen, an Debatten in den Medien zu den genannten Themen teilzunehmen. Ich frage lediglich: wo die sind, deren Auftrag es ist, sich mit diesen Themen umfassend und möglichst wertneutral zu beschäftigen? Sicherlich gibt es Ausnahmen, aber nach meiner (subjektiven) Erfahrung sind es zu wenige. Das hat viele Gründe, von denen ich einige anreiße (etwa die z.T. sehr traditionelle wissenschaftliche Publikationskultur).

    Es geht mir also keineswegs darum, irgendwelche elitären Ansprüche zu erheben, oder den Vertretern der Netzgemeinde die Kompetenz abzusprechen, sondern um die Forderung, dass sich die (Netz)Wissenschaft stärker in den Dienst der Öffentlichkeit stellen möge.

  5. Ich finde es auch etwas merkwürdig, dass immer noch so wenige Professoren, die sich mit dem Netz und seinen Theorien so gut auskennen, nicht bis gar nicht bloggen. Die eigene Website wird meist nur genutzt, um die wachsende Literaturliste zu publizieren, deren Beiträge meist nicht online verfügbar sind, weil die Wissenschaftler meist auch nicht für Open-Access-Journale publizieren. Vielleicht wäre es an der Zeit ein deutschsprachiges First Monday zu gründen, damit das anders wird.

  6. P.S. Was hier fehlt, ist eigentliche eine Positivliste …

  7. @ Christiane:

    “Vielleicht wäre es an der Zeit ein deutschsprachiges First Monday zu gründen, damit das anders wird.”

    Hmm, gar keine schlechte Idee. Vielleicht sollten wir das mal weiterverfolgen.

    “P.S. Was hier fehlt, ist eigentliche eine Positivliste …”

    Das stimmt, wobei es mir eigentlich nicht so sehr um Einzelpersonen ging, sondern eher um das Gesamtbild.

  8. Peter Altmaier (http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Altmaier) in der FAZ:

    “Aus Sicht der Politik liegt das Problem mit der Netzpolitik allerdings darin, dass sehr wenige davon fast alles und sehr viele davon fast nichts verstehen.”

    interessante Einsicht.

    Dann wird es schwierig:

    “Das liegt daran, dass sich die reale Welt und die virtuelle Welt des Netzes über viele Jahre parallel zueinander entwickelt haben. Schnittstellen zwischen beiden gab es kaum.”

    kann vielleicht so stehen lassen. Die Frage: Qie können die Schnittstellen aussehen? Kann die Wissenschaft tatsächlich helfen? Muss sie nicht erst ein grundsätzliches Problem klären? Nämlich: wie werde ich ausserhalb meines Dunstkreises wahrgenommen? Und: ist das dann noch wissenschaftlich tragfähig oder diktieren dann die Mechanismen der Massenmedien jeglichen Transfer von Wissen?

    Jetzt wird Altmeier aber wirklich schwierig:

    “In der Gesellschaft wie in der Politik gab es schon immer einige Interessierte, Nerds und Netz-Süchtige, doch in beiden Bereichen stand die übergroße Mehrheit allen Netz-Vorgängen desinteressiert oder verständnislos gegenüber. Die Mehrheitsgesellschaft begegnet Erscheinungen wie Twitter und Facebook mit mildem Spott oder gar Verachtung, die kleine Minderheit der Süchtigen verschanzt sich hinter ihrem Expertentum und belächelt ihrerseits die Ahnungslosen.”

    Alles eine Frage des Sucht-Grades also?

    Künftig wird sich Expertentum an diesem Grad messen lassen müssen – in Suchtzentren vermutlich.

    Die Rede von der Parallelwelt irritiert:

    “Nachdem die reale Welt und die virtuelle Netzwelt über Jahre friedlich und beziehungslos koexistiert haben, verändert sich dieser Zustand nun rasch. Die virtuelle Parallelwelt des Netzes ist so groß und übermächtig geworden, dass sie von der realen Welt nicht länger ignoriert werden kann: Das Virtuelle schwappt immer häufiger herüber in die Realität.”

    Denn auch wenn er aufzeigt, richtigerweise, dass es längst keine Paralellwelt mehr ist…

    “Das Netz ist heute nicht mehr rein virtuell, sondern für immer mehr Menschen Teil einer veränderten und erweiterten Wirklichkeit. Die entscheidende Frage im Hinblick auf Partizipation ist nicht mehr „arm oder reich?“, sondern „vernetzt oder nicht?“ Daraus folgt, dass die Integrität dieses Netzes und der Zugang zu ihm zu Rechtsgütern von höchstem Wert geworden sind.”

    …fragt man sich, was die ganzen Menschen, die bisher in dieser Parallelwelt gelebt haben, also besagt Süchtige, nun machen: welchen Status haben sie? welche Funktion übernehmen sie? haben sie eine gesellschaftliche Aufgabe? oder werden sie einfach nur durch die Entwicklungen obsolet? was passiert mit ihrer Sucht? Und: werden jetzt alle süchtig?

    “So kommt es, dass wichtige, interessante oder lustige Nachrichten manchmal wie ein Feuersturm durch das Netz rasen und innerhalb weniger Minuten um die Welt gehen. Diese Art der Generierung und Verbreitung von Nachrichten ist zutiefst demokratisch, aber sie ist alles andere als egalitär. Das Neue und Innovative besteht darin, dass man diese Form der Partizipation aus dem Rollstuhl im Seniorenheim einer Kleinstadt ebenso betreiben kann wie aus einem Internet-Café in New York. Längst nicht alle Nutzer haben den Anspruch, global und politisch zu kommunizieren; aber die Chance dazu ist von nun an jedem gegeben.”

    gut.

    “Das Aufkommen der Piratenpartei zum jetzigen Zeitpunkt wirkt wie ein Fanal.”

    Ja, das kann man so lesen. Nur der Vergleich der Piraten mit den Grünen hinkt. Netzpolitk haben auch schon andere Parteien auf dem Schirm. Es ist kein USP der Piraten.

    ( http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/digitales-denken/politik-und-internet-mein-neues-leben-unter-piraten-11493287.html )

  9. @Krystian
    Lese ich anders. Altmaier geht es ja nicht um Sucht, sondern um die Beschreibung des status quo, den er erst zu einer Zeit wahrnimmt und für sich übersetzt, in dem die digitale Spaltung schon weit fortgeschritten ist. (Digitale Spaltung bezieht sich auf Verfügbarkeit von Internetzugängen, deren Performance, Nutzung, Bildung, Alter, Gruppenzugehörigkeit, …)

    Was das eigentliche Thema hier angeht: Diese Diskussion führe ich erst dann, wenn “die Wissenschaft” sich herablässt, im Netz publizierende Kollegen nicht mehr als Freaks zu betrachten (nachzulesen u.a. bei Florian Freistetter, Lars Fischer, Anatol Stefanowitsch)*. So lange bleibt die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Netz einigen wenigen Freigeistern vorbehalten, die damit im 21. Jahrhundert ihren Ruf in der merkwürdigen Welt der Wissenschaftler riskieren (siehe auch @Christianes (9.) Kommentar).

    Die eigentliche Arbeit leisten vorerst Soziologen, Politologen, Wirtschaftswissenschaftler sowie Blogger und Journalisten aus allen möglichen Fachgebieten. Alle Diskussionen, die eine breitere Wirkung erreicht haben, stammen von ihnen – mir ist zumindest keine jüngere wissenschaftliche Arbeit außerhalb der genannten Disziplinen bekannt, die allgemein diskutiert worden wäre. Hingegen machen Bewertungen größerer Tech- und Medienmagazine oder von Einzelpersonen wie Shirky und Morozov schnell die Runde. Auch Rankings lösen Diskussionen aus. Sie stellen das Futter für die Allgemeinheit dar, die sich mit dieser Hilfe eine Bresche durch den information overflow schlägt.

    Ansonsten empfehle ich Holger Schmidt, Sascha Lobo, netzpolitik.org, Gunter Dueck und Peter Kruse zu lesen, die sich laufend mit dem Thema beschäftigen. Von Wissenschaft im ursprünglichen Sinn sehe ich da nichts, wohl aber die ernsthafte Beschäftigung mit einer Umwälzung aus unterschiedlichen Gesichtspunkten.

    * http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/
    http://www.scilogs.de/wblogs/blog/fischblog
    http://www.scilogs.de/wblogs/blog/sprachlog/content/about

  10. Dass die “Politiker keine Medienkompetenz” haben, hindert sie und ihre Sicherheitsleute offenbar aber nicht daran, immer mal wieder das eine oder andere zu versuchen. Diesmal der Bundestrojaner. Man geht offensichtlich nach dem Motto vor: Probieren wir es einfach, mal sehen, ob es einer merkt. Diesmal ist es aufgefallen. Ansonsten gilt ja wohl, was ein bayrischer Kabarettist gestern in den WDR-Mitternachtsspitzen sehr schön, kurz und aktuell mit “O’zapft is” bezeichnet.

  11. @Krystian:

    Altmaier: “Aus Sicht der Politik liegt das Problem mit der Netzpolitik allerdings darin, dass sehr wenige davon fast alles und sehr viele davon fast nichts verstehen… Das liegt daran, dass sich die reale Welt und die virtuelle Welt des Netzes über viele Jahre parallel zueinander entwickelt haben. Schnittstellen zwischen beiden gab es kaum.”

    Ich denke, man sollte das differenzierter betrachten. Es ist sicherlich so, dass die durch das Internet bedingten Veränderungen neue Kompetenzen in den Vordergrund rücken, die zuvor keinen vergleichbaren Stellenwert hatten. Das Urheberrecht ist ein konkretes Beispiel. Muss heutzutage jeder Teenager lernen, wie er/sie mit urheberrechtliche geschütztem Material umzugehen hat? Oder muss sich die Rechtslage der Nutzungspraxis anpassen? Problematisch an Sichtweisen wie der oben zitierten ist vor allem, dass sie suggerieren, es gäbe einerseits eine netzpolitisch aufgeklärte Haltung und andererseits einen unwissenden DAU-Standpunkt. Jeder der das Internet nutzt, versteht es ja irgendwie, insofern ist das problematisch.

    Altmaier: “In der Gesellschaft wie in der Politik gab es schon immer einige Interessierte, Nerds und Netz-Süchtige, doch in beiden Bereichen stand die übergroße Mehrheit allen Netz-Vorgängen desinteressiert oder verständnislos gegenüber. Die Mehrheitsgesellschaft begegnet Erscheinungen wie Twitter und Facebook mit mildem Spott oder gar Verachtung, die kleine Minderheit der Süchtigen verschanzt sich hinter ihrem Expertentum und belächelt ihrerseits die Ahnungslosen.”

    Die Gegenüberstellung dieser vermeintlichen Gruppen ist natürlich rhetorisch geschickt, in der Realität dürfte sie allerdings nicht so eindeutig nachweisbar sein. Facebook benutzen sehr viele Menschen (Twitter weitaus weniger) auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Man kann mit der Mehrheit der Jugendlichen heutzutage ein interessantes Gespräch darüber führen, wie man mit Facebook “richtig” umgeht (wobei die Meinungen natürlich stark divergieren). Die sog. “Netzsüchtigen”, von denen der Autor spricht, haben ihrerseits nach meiner Erfahrung wiederum vollkommen andere Nutzungsanforderungen. Richtig ist lediglich die Feststellung, dass Insider und N00bs in diesen Diskussionen immer wieder polar gegeneinander aufgestellt werden. Das Netz dient so als Profilierungsinstrument und Abgrenzungsmerkmal. Das ist verständlich, nützt unserem Verständnis aber eher wenig.

    “…fragt man sich, was die ganzen Menschen, die bisher in dieser Parallelwelt gelebt haben, also besagt Süchtige, nun machen: welchen Status haben sie? welche Funktion übernehmen sie? haben sie eine gesellschaftliche Aufgabe? oder werden sie einfach nur durch die Entwicklungen obsolet? was passiert mit ihrer Sucht? Und: werden jetzt alle süchtig?”

    Es gibt m.E. zwei Szenarien: entweder die genannten Vielnutzer profitieren dauerhaft von ihrem besonders vernetzten Status und leiten daraus soziale Vorteile ab, oder was sie tun wird derart normal, dass es sich irgendwann nicht mehr in diesem Sinne nutzen lässt, weil es eben alle machen. Ich denke, es wird auch mittelfristig möglich sein, sich als Vertreter eine technologischen Elite zu vermarkten und das eigene Wissen in Status umzuwandeln. Auch deshalb, weil der Bedarf an Rat und Erklärung in netzrelevanten Fragen durch die Öffentlichkeit erheblich ist.

  12. Das Gebiet Informationsethik (nicht zu verwechseln mit Medienethik im Sinne ethischer Fragen der Massenmedien und insbes. mit Berufsethik für Journalisten) gibt es schon seit (mindestens) 20 Jahren. In Deutschland ist es unterentwickelt. http://icie.zkm.de (Rafael Capurro)

  13. @vera:

    “Diese Diskussion führe ich erst dann, wenn “die Wissenschaft” sich herablässt, im Netz publizierende Kollegen nicht mehr als Freaks zu betrachten (nachzulesen u.a. bei Florian Freistetter, Lars Fischer, Anatol Stefanowitsch)*. So lange bleibt die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Netz einigen wenigen Freigeistern vorbehalten, die damit im 21. Jahrhundert ihren Ruf in der merkwürdigen Welt der Wissenschaftler riskieren (siehe auch @Christianes (9.) Kommentar).”

    Du sprichst einen sehr wichtigen Punkt an. Wissenschaft ist ein System mit eigenen Regeln und zu diesen Regeln gehört der immense Stellenwert wissenschaftlicher Veröffentlichungen. Ein wissenschaftlicher Beitrag gehört nicht in ein Blog, sondern in ein peer-reviewtes Journal (welches Open Access sein kann, oder eben nicht). Die Größe und Breite der Leserschaft, die man erreicht, ist nachrangig gegenüber dem Status der Publikation, da dieser Status entscheidend(er) für Berufungskommissionen ist. Bloggen ist allenfalls ein Hobby, und diesem als Wissenschaftler aktiv nachzugehen legt nahe, dass man zu viel Zeit hat. Entscheidend sind die systeminternen Anreizsysteme, alles ausserhalb des Systems ist im Grunde betrachtet irrelevant.

  14. @Cornelius und Christiane: Zu eurer ganz pragmatischen Idee, ein deutschsprachiges First Monday zu gründen — das wäre sicherlich ein guter und richtiger Schritt (wer packt es an?) und der Forderung von Cornelius, dass mehr Professoren bloggen sollten, kann ich nur zustimmen! VIelleicht brauchen die Profs in dieser Hinsicht ein paar Medienkompetenzseminare? :)

    Positives Beispiel ist auch Rainer Kuhlen, der all seine Forschungsarbeiten auf seiner Webseite veröffentlicht: http://www.kuhlen.name/publikationen.html

  15. danke. es gibt in Deutschland aber sehr wohl positive Entwicklungen innerhalb der Wissenschaft. ich denke daran, dass sich “soziale netzwerke” für Wissenschaftler entwickeln (Wired Deutschland berichtete), ich denke daran, dass Google Books sowie Ideen im Geiste der Open-Bewegungen in der Wissenschaft ankommen, langsam aber sicher, natürlich kann sich die Wissenschaft nicht lange um eine umfassende und langfristige Antwort drücken auf die Frage: Warum gibt es die Wissenschaft nicht im Netz, warum ist sie nicht Commons?, wo doch schon alles oder vieles zumindest von staatlichen Mitteln bezahlt worden ist und in diesem Sinne öffentliches Gut ist

  16. @Cornelius
    Mir sind die Arbeitsweisen und Veröffentlichungsgepflogenheiten durchaus vertraut. Tempora mutantur, nos et mutamur in illis. Wird Zeit, sonst wird auch die Wissenschaft das Schicksal der digitalen Spaltung ereilen – mit Betonung auf Eile.

  17. mmmhhh, werde den verdacht nicht los, dass sich verfasser etwas zu deutlich dem eigenmarketing, respektive seinem institut widmet.

    eine aufwändige recherche zur wissenschaft am forschungsgegenstand internet und gesellschaft hätte eine liste ergeben, die text und kommentare um 7 minuten scrollen überragt (eine vorsichtige schätzung nach blick auf den eigenen fundus). auf die wikipedia zu verweisen und von wissenschafts-pr zu schreiben, zeugt ein wenig von ignoranz ggü dem eigenen anspruch.

    empfehlung: die sage-library:

    search query “internet and social media” = 17.374 hits

    http://online.sagepub.com/search?fulltext=internet+AND+social+media&x=19&y=13&src=hw&andorexactfulltext=and&submit=yes

    die grundannahme, die summe wissenschaftliche literatur und erkenntnissen MÜSSEN einfach wie fischstäbchen via social media den weg in die öffentlichkeit finden, ist zwar schön, aber dennoch naiv-romantisch. a) sind viele erkenntnisse von heute bereits verstorbenen protagonisten verfasst worden und b)ist bei interesse der zugang zu hochschulbibliotheken frei und MÜHSAM ;-)

  18. und noch einen hinterher:

    der vorwurf an die wissenschaft, zu selten mit “netzauskennern” wie lobo et al. öffentlich in megamedien zu diskutieren, zeugt von einer unbeschlagenheit in grundrechtlich verankerten freiheiten von redaktionen: die dürfen nämlich selber entscheiden, wen sie einladen…

  19. Es gehört also alles in Peer-Review-Journals, und wenn nicht Open Access, dann halt nicht?

    Und was ist mit der Diskussion darüber, sollte diese alleinig für Peer-Reviewer sein? Darf man sowas nicht in einen Blog packen, weil die “Allgemeinheit” zu doof ist?

    Gerade im Netz entsteht doch eine Diskussion zu einem Thema, die das Feld der Wissenschaft öffnet, populär machen kann und über Grenzen hinaus geht. Weniger elitär, mehr Wissen in der Welt. Ich wüsste nicht, was daran schlecht sei.

    Ansonsten sollte man sich nicht beschweren, dass einige Wissenschaftsdisziplinen den Ruf des “Keller-Wissenschaftlers” inne haben. Die Öffentlichkeit ist auch daran interessiert, wenn Ergebnisse präsentiert werden und eine Diskussion darüber entsteht. Das bedeutet nicht, dass komplexe Abhandlungen in Blogs Veröffentlichungen in Journals ersetzen. Darum geht es doch überhaupt nicht.

  20. @hmmmhh

    Die Wikipedia-Verlinkungen in meinem Beitrag sind von der BZ-Redaktion als weiterführende Informationen für interessierte Leser eingefügt worden, was ich ausgesprochen sinnvoll finde. Als Enzyklopädie ist die Wikipedia für diesen Zweck in meinen Augen auch weitaus besser geeignet, als es wissenschaftliche Fachbeträge sind, die ja eher eine vertiefende Funktion erfüllen und zudem nicht immer frei zugänglich sind (dazu mehr im nächsten Absatz).

    Der Verweis auf die SAGE Library verwirrt mich aus mehreren Gründen. Ich behaupte keinesfalls, es gäbe keine umfassende, internationale und interdisziplinäre Forschung zu den Auswirkungen des Internets auf die Gesellschaft (allerdings führt eine Suche nach “newspaper” zum Vergleich zu über 50.000 Resultaten, also mehr als der dreifachen Trefferzahl, und die von Ihnen vorgeschlagene Query sucht genau genommen nicht nach Treffern zur Nominalphrase “social media” sondern zu allen Kombinationen von “social” und “media”, was die Anzahl der Treffer etwas erhöhen dürfte). Ich spreche stattdessen ausdrücklich von der “Internetforschung in Deutschland” und stelle zur Diskussion, ob sie stärker als bisher auf öffentliche Diskurse zu Themen wie Privatsphäre eingehen sollte (ich meine: ja, sollte sie). Wie hängt das mit der reinen Anzahl internationaler Wissenschaftspublikationen zu “internet”, “social” und “media” zusammen? Wie viele Privatleute abonnieren Social Science Computer Review oder New Media and Society? Zweitens irritiert mich an Ihrem Argument, dass die Beiträge in der SAGE-Datenbank toll access sind, also nicht frei verfügbar. Wenn Sie auf die große Mehrheit der erwähnten 17.000 Treffer klicken, gelangen Sie auf eine Seite, auf der man 25$ oder mehr an SAGE überweisen müssen, um an das PDF des gewünschten Artikels zu gelangen. Diese Datenbank als Beispiel für die freie Zugänglichkeit von Forschungsergebnissen anzuführen, ist insofern irreführend.

    “die grundannahme, die summe wissenschaftliche literatur und erkenntnissen MÜSSEN einfach wie fischstäbchen via social media den weg in die öffentlichkeit finden, ist zwar schön, aber dennoch naiv-romantisch.”

    Mir ist unklar, wie Fischstäbchen den Weg in die Öffentlichkeit finden. Wenn Sie es für naiv halten, sich dafür einzusetzen, dass eine wissenschaftliche Quelle direkt über einen Hyperlink referenzierbar und frei im Netz zugänglich sein sollte, ist allerdings die gesamte Open Access-Bewegung, für die sich unter anderem die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft und die Vereinten Nationen einsetzen, “naiv-romantisch”.

    “a) sind viele erkenntnisse von heute bereits verstorbenen protagonisten verfasst worden und b)ist bei interesse der zugang zu hochschulbibliotheken frei und MÜHSAM ;-)”

    Dass viele wertvolle Erkenntnisse von Verstorbenen stammen, ist sicher richtig, aber auch deren Werke lassen sich retrodigitalisieren und ins Internet stellen. Wie “frei” der Zugang zu Hochschulbibliotheken ist (ich nehme an, Sie meinen den physischen Zugang und nicht einen VPN-Zugang, über den sich für registrierte Nutzer die meisten kostenpflichtigen Angebote auch außerhalb des Campus abrufen lassen), kann man diskutieren, der offene Zugang via Internet ist sicherlich noch freier. Warum muss dies mühsam sein, in einer Zeit, wo jeder Teenager aus dem Kinderzimmer per Mausklick ein Massenpublikum erreichen kann?

  21. @#28: lese ich als bestätigung meines kommentars

    @#29 cp:
    dass die forschung zu populären medienangeboten reichhaltiger ist, steht ja außer frage

    internetforschung ist auch in deutschland international; alternative wäre sprnger link, mal ausprobieren

    dass content gratis sein muss, kann ich nicht nachvollziehen. sie verlangen ja auch nicht im supermarkt freie waren, nur weil sie gerade einmal hunger haben.. der zugang zu supermärkten ist dennoch frei

    sie setzen sich für etwas ein, was, seit es das internet in der form von heute gibt, existiert. nur offenbar nicht in einer mundgerechten aufbereitung. wer fliegen will, muss halt auch einmal aus dem nest heraus

  22. @Puschmann:”Bloggen ist allenfalls ein Hobby, und diesem als Wissenschaftler aktiv nachzugehen legt nahe, dass man zu viel Zeit hat. ”

    ??? Wissenschaftler haben also keine Hobbys zu haben sondern sich allein mit Wissenschaft zu beschäftigen? Am besten haben sie dann auch gleich noch kein Privatleben und keine Familie, nicht wahr? Dann können sie rund um die Uhr an der Uni sitzen und papers produzieren…

    Ansonsten kann Wissenschaftsbloggen natürlich weit mehr als ein Hobby sein. Bloggen ist auch Öffentlichkeitsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit ist in der Wissenschaft enorm wichtig.

  23. @Florian
    Die Frage ist auch, ob man öffentlichen Diskurs zulassen will, der auf Blogs allemal zustande kommt.

    Die spaßbefreite Wissenschaftswelt, die @Cornelius hier entwirft, möchte ich nicht geschenkt: Soziale Askese und Zitationscontests in einer selbstreferentiellen Seifenblase. Da ist es auch kein Wunder, dass es keine Untersuchungen über Netz und Netznutzung aus der “ernsthaften” Wissenschaft gibt.

    Der Kirche gestehe ich zu, in Jahrtausenden zu denken und erlaube mir, das zu ignorieren. Wissenschaft aber ist das, was Leben ausmacht, was uns umgibt, unser Tun und unsere Gewohnheiten bestimmt. Je mehr Menschen nahegebracht wird, was die Welt zusammenhält, desto besser wird sich Wissenschaft entwickeln. Interesse kann man fördern oder ersticken. Ich hab’s gern luftig.

  24. @Florian und vera

    Ich hoffe, es ist klar, dass der zitierte Satz nicht *meine* Meinung wiedergibt, sondern die nach meiner Erfahrung vorherrschende Sichtweise unter nicht wenigen Wissenschaftlern! Weder glaube ich, dass diese Sicht grundsätzlich typisch ist (es gibt u.a. große Unterschiede nach Fächern, individuell natürlich sowieso), noch ziehe ich die Bedeutung von Blogs für die Öffentlichkeitsarbeit in Zweifel (warum würde ich sonst selbst seit Jahren bloggen?). Diese Sichtweise ist aber nicht unbedingt repräsentativ und darum ging es mir.

  25. Es ging also nur um eine “repräsentative” Meinung? Nun denn, mal sehen, wie sich die Meinung in 20 Jahren ändern wird, wenn Blogs ein natürlich Mittel der Öffentlichkeitsarbeit sein werden. :-)

  26. Das wird keine 20 Jahre mehr dauern.

    @Cornelius
    Nein, tut mir leid, das wurde nicht klar. Mag an meiner völligen Humorlosigkeit bei diesem Thema und gemachten Erfahrungen liegen, aber ich hatte es für deine Meinung gehalten.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.