Ideenverkaeufer

Kein Anschluss unter dieser Nummer. Sie sendet nur. Vor wenigen Tagen habe ich eine CD nach Bestellung erhalten, die den Titel >Starke Stimmen gegen Rechts – Demo Tape< traegt. Diese CD wird nicht verkauft, sondern verteilt.

Man kann sie bestellen und bekommt sie gegebenenfalls im Klassensatz geliefert. Unter den vertretenen Musikern Silbermond, Die Toten Hosen, uvm. >Das Demo Tape ist eine Initiative von Gesicht Zeigen! fuer ein weltoffenes Deutschland, den Internetportalen Mut gegen rechte Gewalt und blick nach rechts, dem juedischen Museum Berlin und der deutschen Musikindustrie<. So steht es im Booklet und man muss sich diese Aufzaehlung besser wirklich laut vorlesen. Ich habe nun eine Mail an den Bundesverband Musikindustrie verfasst, in der ich frage: Ist es erlaubt, diese CD jenseits des offiziellen Bestellformulars zu kopieren oder ueber Tauschboersen zu verteilen. Eine Antwort habe ich leider noch nicht erhalten, ebenfalls noch keine Auskunft zu harten Zahlen, die >Ertraege< aus den Tausenden Abmahnverfahren und ihrer Verwendung zu ermitteln. Kein Anschluss unter dieser Nummer. Da ich nicht im Besitz irgendwelcher Tauschboersen- Software bin, waere ich aber doch interessiert, zu erfahren, ob diese CD auch auf diesem Weg Verbreitung findet. Was mich daneben allerdings noch mehr erstaunt, ist, dass der Begriff der Musikindustrie in recht vielen Kreisen laengst einen guten, mindestens gewoehnlichen Klang, erhalten hat. In der Politik sowieso [siehe Kanzler, siehe CD-Unterstuetzer], siehe auch den Kommentar von Manfred Gillig, Chefredakteur der Musikwoche. Sein Vorschlag zum Abdruck von Seiten eines Buches aus dem Beck-Verlag zwecks Zugaenglichmachung ist ja nun ganz ulkig. Doch zumindest nicht falsch. Aber er wird von der falschen Seite erhoben. Die ganze Diskussion empfinde ich mittlerweile als vollkommen unsinnig.

Denn sie setzt schon Dinge voraus, die ja nicht unbedingt der >Fall< sein muessen. Sie setzt mindestens voraus und zementiert es mit diesem Verhalten, dass Interaktionen von Menschen zwingend und notwendig in Geldwerte uebersetzt werden muessen. Ferner, dass dieser einen >gerechten< Tausch garantiert – und zwar nur der. Nur auf diese Weise kann eine >Aesthetik-Industrie< ueberhaupt existieren. Aber auch eine Krankenpflege-Industrie und eine Politik-Industrie. Diese Denkungs- und Verdenkungsweise hat sich ueber zahllose Diskurse gelegt und sie laengst unterwandert. Mit der gleichen Macht, mit der einst der >Jargon der Eigentlichkeit< das Denken in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg durchweht hat. Ideenverkaeufer.

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