Ich bin nicht der Mann, den Sie suchen!

>Sehr geehrte Damen und Herren, leider muss ich Ihnen mitteilen, dass die o.g. Ausschreibung meinen Anspruechen nicht ge- recht wird. Ich versichere Ihnen, dass meine Entscheidung keine Abwertung Ihrer Firma bedeutet, sondern ausschliesslich auf meine Auswahlkriterien zurueckzufuehren ist.< Der studierte Philosoph Thomas Klauck hatte irgendwann genug vom Anforderungswahnsinn der Stellenausschreibungen, von Forderungen nach >team-orientierter Motivation<, >interdisziplinaerer Fuehrungserfahrung< oder >konzeptioneller und kommunikativer Kompetenz<, wenn man sich etwa anschickt, Kanzler einer Fachhochschule zu werden oder bis zum 01.03.08 eine Waldbau-Professur in Rottenburg zu besetzen.

Ob je irgendjemand durch die 13 Stellenmarkt-Seiten der ZEIT schon mal eine Stelle bekommen hat? Noch schlimmer als die Anzeigen sind nur die Absagen, die von Unternehmen kommen. Die freundlichste ist noch: >Leider konnten wir Sie nicht be- ruecksichtigen, da schon alle Stellen besetzt sind.< Klauck gruendete die >Absageagentur<, klebte in Konterkarierung des Arbeitsagentur-Emblems ein kleines rotes >a< auf die Scheibe seines Bueros und drehte den Spiess einmal um, in- dem er die Absagen an die Unternehmen verschickte. Klauck will das verstanden wissen als >symbolische Aktion, die oef- fentlich macht, dass man aus oekonomischen Gruenden ge- zwungen ist, seine Arbeit unter Wert zu verkaufen<. Und witzig ist das auch. Etwa wenn ein Herr F. aus Berlin eine Absage an eine Kultureinrichtung schickt, weil die unbezahlte Praktikantenstelle >nicht den Gehaltsvorstellungen ent- spricht<. Die Absageagentur, im Wrangelkiez gegruendet, hat sich auf dem Markt bewaehrt. Es gibt sie immer noch und sogar die italienische Zeitung >La Stampa< und das norwegische >Aftenbladet< haben inzwischen ueber sie berichtet. Neulich gastierte die Agentur fuer Absagen sogar in Freiburg, um Gleichgesinnte zum Schreiben von Absagen zu animieren. Und auch wenn Thomas Klauck mit seiner Idee nicht reich geworden ist, >konzeptionelle und kommunikative Kompetenz< hat er wahrscheinlich eher bewiesen als der Herr, der eine Zusage fuer die Waldbau-Stelle erhielt.

2 Kommentare zu “Ich bin nicht der Mann, den Sie suchen!

  1. Jetzt ist die Umwertung der Werte schon bei der Bewerbungsschlacht angekommen.
    Ich bin zuversichtlich, dass wir das noch hinkriegen, diese Welt total ad absurdum zu führen.
    Ich würde mir wünschen, dass demnächst Leserbriefe / Kommentare zu Artikeln bei der Redaktion der Berliner Gazette eingehen, die wir gar nicht veröffentlicht haben. Geht das? Versteht das als Aufruf!:)

  2. Ich finde diesen letzten Text von Falko, über seine letzten Minuten im Auto, der jetzt hier endlich veröffentlicht einfach, nun ja göttlich. Wurde Zeit das die BG den bringt und wir endlich alles über Falko erfahren!!!

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