Hinauswachsen – ueber sich selbst

Wenn ich nichts zu tun habe, mache ich mir Arbeit: ich miete mir ein Studio und versuche irgendwen zu produzieren oder mach fuer mich selber Tracks. Die letzte Zeit war ich nonstop unterwegs. Seit mein Album und meine Single raus gekommen sind, war ich nicht mehr am Chillen. Irgendwann, wenn ich innerlich befriedigt bin und meine Position verteidigt habe, gehe ich in Urlaub, was uebrigens auch schon fuenf Jahre her ist. Ich gehoere auf jeden Fall nicht zur Spassgesellschaft. Ich bin sehr ehrgeizig und nehme mein Leben ernst, weil ich was erreichen will.

Ich halte die deutsche Musikindustrie, speziell mit den ganzen Casting-Shows, fuer ueberladen. Man kann gar nicht so viel nachfragen, wie man damit zugebombt wird. Nach einer Show haette man erst einmal Schluss machen sollen, sozusagen auf dem Hoehepunkt. Generell habe ich nichts dagegen, ich finde es sehr unterhaltsam, von den ersten Castings bis zur Show mit den Kandidaten mitzufiebern, mit denen, die gar nicht singen koennen und den Talenten, die sich bessern. Aber man hat dabei nicht gerade viele kuenstlerische Freiheiten.

Bei mir ist das anders: Ich bekomme meine Texte nicht fertig geschrieben, mir wird nicht gesagt welche Tracks ich machen soll, sondern das, was aus meinem eigenen Kopf gekommen ist, war erfolgreich. Mein Label BMG wird mir nicht vorschreiben, was ich machen soll. Selbst, wenn ich irgendwann weniger Erfolg haben werde, habe ich immer noch eine Fanbase, ich bin ja nicht aus dem Nichts gekommen. Ich habe mich ja hochgearbeitet, doch trotzdem bin ich bodenstaendig geblieben. Den finanziellen Erfolg habe ich total unter Kontrolle. Alles was ich gemacht habe, wollte ich auch so machen, auch Tracks wie >Ich bin Jung und brauche das Geld<. Ich habe meine rapperischen und lyrischen Faehigkeiten von Song zu Song gesteigert. Ich muss mir nicht vorwerfen lassen, dass ich Kompromisse mit meinem Koennen eingegangen bin. Deswegen wuerde fuer mich auch kein Image-Wechsel in Frage kommen, das waere voelliger Schwachsinn. Schliesslich bin ich ja kein gecasteter Act, der sich seinen Namen hat geben lassen. Eko Fresh ist mein Rap-Name, den werde ich immer behalten. Mein Image ist wahrscheinlich durch meine Songs gepraegt. Ich gelte als ueberheblich und arrogant, habe aber trotzdem noch Ironie. So ist einfach meine Musik, z.B. auch bei dem Song >Ich bin Jung und brauche das Geld<. Da haben so viele Leute was Schlechtes gesagt: dass es ein Cover waere, dass es scheisse waere, dass es keinen Sinn haette. Aber kein einziger hat gesagt: >Eh, das war ne Hammer-Idee, du hast es voll witzig gemacht und in Szene gesetzt und deswegen haste es verdient gehabt auf Platz 5 gewesen zu sein. Keiner konnte sich ueberwinden das zu sagen. Doch was interessiert mich das eigentlich? Sollen die anderen doch besser rappen. Ist sowieso total verrueckt, dass ich mich rechtfertigen muss. In Amiland oder jedem anderen Land waere das die ideale Geschichte von dem Jungen, der es von ganz unten nach ganz oben geschafft hat. Aber hier ist es einfach nur >crazy<. Deswegen mag ich auch P. Diddy - eine ehnliche Erfolgsgeschichte. Ich respektiere ihn sehr, er ist seinen Weg gegangen, obwohl ihn am Anfang auch alle nicht mochten. Jetzt geben sie zu, was fuer Qualitaeten er hat und alle wollen mit ihm zusammen arbeiten. Er hat ne grosse Firma gegruendet, macht z.B. Klamotten, das ist so der naechste step, das ist hammerhart. Respekt. Ich moechte gerne in eine andere Position kommen, das naechste Level erreichen. Ich haette gerne mein eigenes Business am Laufen: Kuenstler, fuer die ich produziere oder schreibe. Spaeter wuerde ich gerne mein eigenes Label haben und dafuer bekannt sein, dass ich viele Hits geschrieben habe und viele Leute raus gebracht habe - ich will schon noch einige Hits landen, selbst wenn es nicht mein eigener Stuff ist. Musik ist der Zweig, an den ich mich geklammert habe, dafuer habe ich meine Schule abgebrochen und bin aus meiner Stadt weggezogen. Ich will unbedingt weiterhin in dieser Branche arbeiten und hoffe, das hoert nie auf. Dafuer braucht man natuerlich Disziplin. Was man aber auch nicht zu eng sehen darf. Im Studio z.B. kiffe ich sehr haeufig, das hilft mir. Ich habe so viele Sachen im Kopf und mich rufen so viele Leute am Tag an, dass ich durchs Kiffen ein bisschen Abstand gewinne, also muss ein Entspannungstuetchen schon sein.

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