Heisse Buecher

Was hat die US-Amerikanische Gegenwartsliteratur bloss an sich, das sie gut konsumierbar macht, so lesbar? Jay McInerney, Cormac McCarthy, Richard Price koennen noch nicht mal im Buecherregal abkuehlen, nachdem sie mir Herr Amazon geliefert hat. Ratzfatz werden sie einfach so weggelesen von mir, als schaute ich einen Kino-Blockbuster.

Meine letzte Buch-Mahlzeit war >Brightness Falls< - ein 80er-Jahre-Roman von McInerney. Verschlungen ohne Verdauungsbeschwerden, nur ein zufriedener Ruelpser nach den 400 Seiten. Die Story ist schnell erzaehlt: Russell und Corinne sind ein junges Ehepaar, das sich gerade in New York etabliert. Er ist Verleger, sie Brokerin an der Boerse. Die zwei erleben den Goldrausch der Zeit, machen viel Geld, werden ein bisschen groessenwahnsinnig. Der Kater am Morgen nach dem Rausch ist schmerzhaft: Geld weg, bester Freund an AIDS gestorben - eine Krankheit, deren Namen man zu der Zeit anscheinend noch nicht ausspricht. Trotz der Oberflaechlichkeit, fuer die diese Zeit bekannt ist, bleiben die Figuren nicht flach. McInerney malt sie foermlich. Keine Figur taucht einfach so auf, sondern wird beschrieben, eingefuehrt, vorgestellt – meist auch einfach nur durch die direkte Rede. Jeder hat eine Stimme, jeder kann hier sprechen. Und so kommt man dem Geheimnis vielleicht auf die Spur, warum die US-Romane solche page-turner sind. Es ist die Sprache. Das allgegenwaertige amerikanische Englisch wird der Dumpf- und Rohheit von TV-Serien und Spielfilmen entrissen und zeigt sich in seiner Pracht, in seiner Fuelle. Gleichzeitig bleibt es jedoch die schnelle Zunge der Gegenwart.

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