Google, Autocomplete und 9/11: Konstruiert die Suchmaschine kulturelle Unterschiede?

Google hilft mit seiner “Autocomplete”-Funktion nicht nur, den richtigen Suchbegriff zu finden. Sondern spiegelt mit seinen Vorschlägen gleichzeitig das Suchverhalten eines Landes wieder. Der Soziologe René König erforscht die kulturellen Unterschiede. Hier unternimmt er eine Bestandsaufnahme am Beispiel des Suchbegriffs “9/11”.

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Kürzlich sorgte Googles Autocomplete (auch Google Suggest genannt) für Furore. Deutschlands ehemalige First Lady, Bettina Wulff, hatte gegen die auftauchenden Vorschläge beim Googeln ihres Namens geklagt. Eine Pionierin ist sie dabei nicht, denn es gab schon diverse ähnliche Verfahren, in denen sich Personen von den suggestiven Vorgaben Googles verunglimpft fühlten. Selbst wenn es nicht gleich zu juristischen Schritten kommt, stellt sich die Frage, wie dieses Feature unser Suchverhalten – und somit auch ein Stück weit unser Wissen über die Welt – prägt.

Diese Frage geht natürlich weit über die Schicksale einzelner Personen hinaus. In Rumänien versuchte man etwa mit einer Kampagne gegen das Negativ-Image des Landes vorzugehen, das sich in den Vorschlägen von Google offenbarte. Denn die Vorschläge basieren auf vorherigen Suchanfragen, zumindest behauptet dies der Konzern. Sie geben somit auch einen Einblick in das Suchverhalten der Nutzer. Lassen sich auch kulturelle Unterschiede zwischen verschiedenen lokalen Google-Versionen beobachten?

9/11 – ein kontrovers diskutierter Begriff

Um Googles Autocomplete auf kultureller Ebene vergleichen zu können, bedarf es zu allererst eines passenden Suchbegriffs. „9/11“ erscheint mir vor diesem Hintergrund ideal: Zwar stammt der Begriff aus dem englischen Sprachraum, er hat sich aber dennoch weit darüber hinaus als Abkürzung für die Anschläge des 11. September 2001 etabliert. Gleichzeitig steht die (welt-)gesellschaftliche Bedeutung dieses Ereignisses außer Frage und wir können davon ausgehen, dass es von Kultur zu Kultur unterschiedlich behandelt wird.

Tatsächlich lassen sich diverse Kontroversen zu diesem Thema beobachten und selbst über Grundlegendes wird hitzig diskutiert. So zeigte etwa eine repräsentative Umfrage, dass keineswegs Einigkeit darüber herrscht, wer die Anschläge verübt hat. In den 17 untersuchten Ländern hielten insgesamt nur 46 Prozent islamistische Terroristen für die Urheber, während in Deutschland beispielsweise immerhin 23 Prozent die USA selbst für die Täter hält und in Ägypten gar 43 Prozent die Israelis hinter den Anschlägen vermuten.

Im Internet hat sich indessen die selbsternannte „9/11 Wahrheitsbewegung“ formiert, die mit alternativen Deutungen (im Volksmund auch „Verschwörungstheorien“) die grundlegende Infragestellung des Ereignisses befeuert. Vor diesem Hintergrund stellt sich umso mehr die Frage, wie eine – dem Anspruch nach neutrale – Suchmaschine diesen kontroversen Begriff mit Vorschlägen mitgestaltet.

Konspirative Deutungen dominieren

Ich habe Googles Vorschläge mithilfe eines Analyse-Tools untersucht. Es wurde mir von der Digital Methods Initiative der Universität Amsterdam zur Verfügung gestellt. Damit konnte ich Googles Vorschläge in vier Sprachen (Englisch, Arabisch, Hebräisch, Deutsch) und zwölf Länderversionen erforschen: Australien, Kanada, Großbritannien, Vereinigte Staaten, Ägypten, Libanon, Palästinensische Autonomiegebiete, Irak, Israel, Deutschland, Österreich, Schweiz.

Das Ergebnis: Googles insgesamt 108 Vorschläge zu „9/11“ sind hauptsächlich geprägt von alternativen, „verschwörungstheoretischen“, Deutungen des 11. September. Der häufigste Vorschlag ist „conspiracy“, also „Verschwörung“, zudem finden sich eine Reihe von Suchbegriffen, die mit dieser Perspektive in Verbindung stehen, beispielsweise „truth“ (Verweis auf die „9/11 Wahrheitsbewegung“) oder der Slogan was an inside job. Dagegen gibt es nur wenige Vorschläge, die sich als neutral oder gar „pro Mainstream“, also für die offizielle Version, beispielsweise des Untersuchungsberichts der 9/11-Kommission, aussprachen.

Das überrascht insofern nicht, als Vertreter der Conspiracy auch T-Shirts verkaufen, die zum Googeln von Begriffen wie WTC-7 auffordern. Dabei handelt es sich um ein drittes Gebäude, das am 11. September 2001 neben den Zwillingstürmen einstürzte und um das sich besonders viele „verschwörungstheoretisch“-gefärbte Mythen ranken.

Das deutet darauf hin: Die Anhänger alternativer Interpretationen vermuten die Suchmaschine hinter sich – was von den Ergebnissen dieser Studie bestätigt wird. Dies widerspricht jedoch diversen Darstellungen sozialwissenschaftlicher Suchmaschinenforschung. Denn die hat wiederholt vor den strengen Hierarchien in Googles Ergebnisrankings gewarnt. Gewöhnlich würden diese Rankings gut etablierte Akteure bevorzugen – zu Ungunsten kleinerer, alternativer Webseiten und letztlich auch der Diversität.

9/11 ist nicht gleich 9/11

Ein vergleichender Blick auf die Vorschläge in verschiedenen Sprach- und Kulturräumen offenbart deutliche Unterschiede. In den arabischen Sprachversionen ist die Dominanz „verschwörungstheoretisch“ gefärbter Vorschläge am deutlichsten.

In Ägypten, dem Libanon, den Palästinensischen Autonomiegebieten sowie dem Irak wird zu allererst die Vervollständigung mit dem Slogan „was an inside job“ angeboten. Hier wird also direkt nahegelegt, 9/11 sei durch die US-Regierung selbst geplant worden. Weiterhin heben sich die arabischen Google-Versionen durch Vorschläge zu Textstellen im Koran von den anderen Sprachversionen ab. Innerhalb des untersuchten arabischen Sprachraums bestehen indessen kaum Unterschiede, so dass die Vorschläge in diesen Ländern nahezu identisch sind.

In den westlichen Ländern (inklusive Israel) wird die Vervollständigungsliste ausnahmslos von dem Begriff „memorial“, also „Gedenkstätte“ angeführt, während er in den arabischen Ländern erst an dritter Stelle auftaucht. Am vielfältigsten wird das Thema offenbar im englischen Sprachraum betrachtet, gleichzeitig sind „verschwörungstheoretisch“ gefärbte Vorschläge hier weniger dominant als in den anderen Ländern. Stattdessen findet sich hier etwa auch der eher überraschende Begriff „jokes“ („Witze“), der ansonsten nur in Israel aufgeführt wird. Zudem werden auch diverse neutrale Vorschläge (z.B. „facts“, „timeline“) oder Hinweise zu Video- und Filmmaterial gegeben. Auch zum Googeln nach dem offiziellen Kommissionsbericht wird aufgefordert, wenn auch an vergleichsweise randständigen Stellen.

Die Schweiz ist das einzige Land, indem auch ein explizit anti-verschwörungstheoretischer Vorschlag unterbreitet wird, nämlich „verschwörungstheorien widerlegt“. Ansonsten stehen die deutschsprachigen Länder mit jeweils fünf Vorschlägen der Kategorie „Alternativ“ diesen Deutungen durchaus offen gegenüber. In Israel scheint die „verschwörungstheoretische“ Internet-Filmreihe Loose Change besonders populär zu sein, denn diese wird nicht nur als englischer Suchbegriff, sondern auch in der hebräischen Schreibweise vorgeschlagen. Gleichzeitig wird nur hier dazu aufgefordert, die Suchanfrage mit „terrorists“ zu ergänzen.

Google sagt uns, was wir suchen sollen

Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Sprachversionen. Dagegen fallen die länderspezifischen Differenzen innerhalb eines Sprachraums eher gering aus. Entsprechend variiert offensichtlich auch das Suchverhalten. Gleichzeitig gestaltet Google mit den Vorschlägen aber auch das Suchverhalten selbst aktiv mit. Denn die Vorschläge beruhen nicht nur auf vorherigen Suchen, sie erhöhen auch die Wahrscheinlichkeit, dass eben diese Suchen zukünftig wiederholt werden.

Der Soziologe Robert Merton nannte dies einst den Matthäus-Effekt: Je mehr Zitationen ein wissenschaftlicher Artikel erhielt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass er erneut zitiert würde. Viel spricht dafür, dass dieses Prinzip auch für das Googeln gilt. Hinzu kommt, dass auch die Suchergebnisse maßgeblich nach dieser Logik geordnet werden: Je mehr Links eine Webseite erhält, desto höher bewertet Google ihre Relevanz und belohnt dies mit einer entsprechend guten Position in den Resultaten.

Mit Autocomplete wird der – dem Anspruch nach neutrale – Suchprozess jedoch noch stärker von der Suchmaschine gesteuert. Google diszipliniert uns, indem uns noch während der Eingabe massenkonforme Sucheingaben aufgezeigt werden. Diese spiegeln dabei offenbar nicht unbedingt auch einen massenmedialen Konsens wider, wie das Beispiel 9/11 deutlich zeigt. Wie in internetbezogenen Debatten üblich, werden Kulturpessimisten dies als unerträglichen Populismus werten, während Technikoptimisten es wohl eher als Demokratisierungseffekt begrüßen. Indessen bleibt es vollständig Google überlassen, die Vorschläge und den hintergründigen Algorithmus zu gestalten – es sei denn, man hat juristisch durchsetzbare Argumente, die eine direkte Einflussnahme erlauben.

Anm.d.Red.: Weitere Beiträge zum Thema finden sich in unserem Dossier Netz-Giganten oder auf der Projekt-Seite Digital Backyards. René König dankt dem Karlsruhe House of Young Scientists (KHYS) und der Digital Methods Initiative der University of Amsterdam für die Unterstützung zu diesem Projekt.

22 Kommentare zu “Google, Autocomplete und 9/11: Konstruiert die Suchmaschine kulturelle Unterschiede?

  1. “Darstellungen sozialwissenschaftlicher Suchmaschinenforschung. Denn die hat wiederholt vor den strengen Hierarchien in Googles Ergebnisrankings gewarnt. Gewöhnlich würden diese Rankings gut etablierte Akteure bevorzugen – zu Ungunsten kleinerer, alternativer Webseiten und letztlich auch der Diversität.”

    ex negativo bedeutet das: strenge Hierarchien werden aufgelöst im Google-Kosmos, Diversität ist die an der Tagesordnung.

    Mich erinnert diese Art von Diversität an die flattr-Story: das hierarchische System der Hollywood-Stars und vergleichbarer Urheberrechtsindustrien wird im flattr-System konterkariert, unterwandert, was auch immer, es fördert Demokratie und Diversität. Dabei fällt häufig unter den Tisch: Statt wirklich Diversität zu fördern entstehen im flattr-System ebenfalls Hierarchien, vergleichbarer Art zum traditionellen Star-System – mit dem Unterschied, dass hier meistens die “anderen Stars” groß raus kommen. Aber es dennoch vergleichbar pyramidial.

    So ist das doch auch mit der Google-Diversität: ein paar wenige Off-Topics und Off-Player rücken über diese Schiene auf den Plan und ergänzen das Mainstream-Spektrum ein wenig.

    Um auf diese Weise wirkliche Diversität zu fördern müsste es Tausend Googles, Tausend flattrs geben – so dass aus jedem Parallel-System die Meister das große Tableau des Mainstreams in einer wirklich diversen Völle bereichern. Ob das jedoch der Königsweg zur Diversität ist, weiß ich nicht. Ich will damit nur aufzeigen, dass wir im Augenblick noch ziemlich weit davon entfernt sind echte Vielfalt und ein flächendeckendes Aufweichen der Hierarchien über die Webservices aufleben zu sehen.

  2. also meine Frage, ja: was halten Sie denn von der google-Diversität? können sie darauf näher eingehen?

  3. Hallo,
    zunächst Danke für den lesenswerten Kommentar, dem ich mehr oder weniger voll zustimmen würde. Wie man wahrscheinlich zwischen den Zeilen lesen konnte, halte ich Googles „Diversität“ durchaus für fragwürdig. Es ist natürlich auch keine leichte Aufgabe zu entscheiden, welche Form von Diversität denn gewünscht ist und wie diese erreicht werden könnte. Ein größerer Wettbewerb auf dem Suchmaschinenmarkt wäre jedoch sicherlich ein guter Anfang. Zudem wünsche ich mir mehr Transparenz. Einerseits müsste Google mehr darüber aufklären, wie die Ergebnisse (und eben auch Vorschläge) zustande kommen, am besten auch im Kontext konkreter Suchanfragen. Andererseits muss auch von Seiten der Bildungsinstitutionen und zivilgesellschaftlichen Akteuren mehr über die Funktionsweise von Suchmaschinen aufgeklärt werden, so dass BürgerInnen diese stärker hinterfragen. Immerhin gab es ja schon ein Dossier zu dem Thema bei der BPB (http://www.bpb.de/gesellschaft/medien/politik-des-suchens/) und auch der Spiegel hat gerade Googles Vormacht in einem Titel thematisiert. Dennoch bleibt da noch viel zu tun, denn in der Regel hinterfragen wir die Suchmaschine eben nicht (da nehme ich mich auch gar nicht von aus), obwohl das offensichtlich sehr notwendig ist).

  4. dieser Beitrag stimmt nachdenklich: werden Algorithmen jemals im Dienste der Aufklärung stehen? können sie das überhaupt?

  5. “Transparenz. Einerseits müsste Google mehr darüber aufklären, wie die Ergebnisse (und eben auch Vorschläge) zustande kommen, am besten auch im Kontext konkreter Suchanfragen. Andererseits muss auch von Seiten der Bildungsinstitutionen und zivilgesellschaftlichen Akteuren mehr über die Funktionsweise von Suchmaschinen aufgeklärt werden, so dass BürgerInnen diese stärker hinterfragen.”

    Ich stimme Ihnen zu: Transparenz, um der Transparenz willen kann nicht das Ziel sein. Das Offenlegen ist nur die Grundlage für Vermittlung und Aufklärung. Unternehmen und Zivilgsellschaft sind daran beteiligt. Im Idealfall.

    Angebote wie das von der BPB sind löblich. Aber was ist ein Angebot, das sich breiten Massen wirklich erreicht? Für Hinweise wäre ich dankbar.

  6. @#4: Apropos “Ein größerer Wettbewerb auf dem Suchmaschinenmarkt”: wir haben bei “Digital Backyards” ( http://berlinergazette.de/forums/forum/digital-backyards ) über das Modell der hochspezialisierten Suchmaschine als Alternative zur Universalsuchmaschine Google gesprochen: eine Suchmaschine, die alle Menschen, eine, die alle Bücher erfasst, usw. Hier gibt es viel Raum für Innovation und das Resultat könnte der oben gewünschte Effekt sein.

    IT-Monopolisten wie Google erwecken durch ihre schiere Größe den Anschein, alles erdenkliche zu umfassen. Ein Nebeneffekt ist, dass im Zuge dessen die Grenzen der Vorstellungskraft enger werden: Man vergisst leicht, wie klein letztlich die Welten dieser Netz-Giganten sind. Dieses Manko ist ein Ansatzpunkt für Alternativen.

    PS: Autocomplete könnte als ein konkretes “Worst Practise Case” in der Argumentation von Gegenentwürfen dienen: Die Vorschläge der Suchmaschine untermauern nicht zuletzt den verengten Gesichtskreis.

  7. @René König #4: ich finde auch, ja: wir müssen Aufklärung berteiben. Google, das funktioniert so und so, das kann man, darf nicht unbedarft nutzen. Aber ich habe meine Zweifel, was zB die Spiegel-Geschichte angeht. Ist das wirklich der richtige Weg? Was für Interessen verfolgt der Spiegel? Ist das alle nicht ähnlich beziehungsweise analog undurchsichtig? ich meine: geht es hier nur um Aufklärung oder will der Spiegel einer Firma schaden, die den Informationsmarkt neu ordnet und wo der Spiegel jetzt ein bisschen sehen muss, wo er bleibt, also sich ungünstig durch das Wirken dieser Firma ins Kabuff bücksiert fühlt, bedrängt, unter Druck, im Abseits. Kluge Leute haben auch die Aufklärungskampagnen der FAZ in Zweifel gezogen: ja, was will der Schirrmacher denn wirklich? ist der denn objektiv? können Leute, die ein zerrüttetes Verhältnis zu dem Gegenstand der Kritik haben, überhaupt eine ernstzunehmende Aufklärung bertreiben? Die Saat der Verklärung sitzt tief, bereits an der Basis, wo die Motivation entsteht, immer und immer Google auf das Cover zu packen, wie der Spiegel das tut. Das Google-Thema ist wichtig, aber rechtfertigt es (journalistisch betrachtet) eine solche Kampagne? Fragen über Fragen :)

  8. Voll interessant – danke! Habe gerade eine kleine Recherche durchgeführt und auch “nine-eleven” mit Bindestrich und ohne gegooglet auf google.co.uk/com/pl/de und man kriegt die selben Suggestions wie bei 9/11 oder 911 und gar keine Verweise auf die Notrufnummer. Wenn man “nine one one” googelt, kreigt man ganz andere Suggestions und aber auch nichts wegen Emergency, interessant, wie sich die kulturelle/gesellschaftliche Kodierung und Bedeutung von dieseren Ziffern verändert. Ähnlich mit “Groud Zero” – hier Google Suggestions: New York / Memorial / Audio / 2012. Nichts wegen Hiroshima oder Oklahoma City bombing.

  9. @#5:
    Zunächst ist der aufklärerische Nutzen oder Nicht-Nutzen wohl immer von uns Menschen abhängig. Natürlich können Suchmaschinen auch sehr positiv und im Sinne der Aufklärung eingesetzt werden, das sollte man nicht vergessen. Problemtisch ist aber natürlich ein unreflektierter Umgang mit Suchmaschinen und ihren algorithmischen Ordnungen.

  10. @ #6: „Angebote wie das von der BPB sind löblich. Aber was ist ein Angebot, das sich breiten Massen wirklich erreicht? Für Hinweise wäre ich dankbar”

    Nun ja, prinzipiell wären derartige Angebote ja auch für breite Massen erreichbar (schließlich sind sie ja offen zugänglich). Faktisch wird sie natürlich nur von einer bestimmten Gruppe in Anspruch genommen, meist wohl ohnehin von mehr oder weniger privilegierten Bildungsbürgern. Wie das wiederrum zu ändern ist, ist eine große und alte Debatte, die sich sicher nicht leicht beantworten lässt. Aber die bloße Existenz und prinzipielle Erreichbarkeit solcher Angebote sind ja schon begrüßenswerte Schritte in die richtige Richtung, denke ich.

  11. @#7: Natürlich könnte man weitere Angebote und Diskussionen hervorheben, so wie das Krystian richtigerweise getan hat (s. #7). Natürlich sind „Gegenentwürfe“ wünschenswert und man sollte seine Vorstellungskraft nicht zu sehr von der allgemeinen „Googlisierung“ einengen lassen. Allerdings sollte man diese Wirkmacht auch nicht unterschätzen. Der Markteintritt im Segment der Suchmaschinen ist inzwischen extrem schwierig, denn die dahinter stehende Technologie und Expertise ist außer ordentlich komplex und umfangreich. Heute lässt sich der Markt sicherlich nicht mehr so einfach Umkrempeln wie Google das Ende der Neunziger mit einem Rechner im Schlafzimmer gelungen ist. Die Konsequenz kann aber natürlich auch keine pessimistische Resignation sein. Insofern sind Initiativen wie Digital Backyards sehr zu loben.

  12. @#9: Natürlich muss man auch die alten Gatekeeper wie Spiegel & co. immer kritisch hinterfragen. Auch hier sind redaktionelle Entscheidungen nicht unbedingt transparent, allerdings lassen sie sich sehr viel eher abschätzen und nachvollziehen. Schließlich wissen wir, dass uns im Spiegel, TAZ oder Bild jeweils andere Inhalte begegnen. Es ist auch klar, dass Schirrmacher et al. Ihre eigenen Interessen verfolgen (ob man hier von „Kampagnen“ sprechen kann, sei mal dahin gestellt). Aber immerhin bewirkt dies hoffentlich, dass die alltägliche Praxis des Googelns ein wenig mehr hinterfragt wird.

    Übrigens möchte ich hier auch kein einseitiges Google-Bashing betreiben. Man kann dem Konzern schwerlich anlasten, so erfolgreich zu sein. Es ist auch noch immer die Entscheidung der Konsumenten, diese Suchmaschine zu wählen und mit ihr leider häufig sehr unreflektiert umzugehen.

  13. @#12: Das freut mich, wenn meine Arbeit zu eigenen Recherchen inspiriert. Ich kann dazu übrigens auch das Tool der Digital Methods Initiative empfehlen (im Text verlinkt).

  14. Mir scheint die bewusste Wahl der Suchbegriffe eine unterschätzte Tätigkeit zu sein. Wenn ich z.B. die offizielle Darstellung recherchieren will, welche Suchbegriffe brauche ich dazu? Ich denke, ohne Vorwissen müsste man erst mal eine Vor-Recherche zur Suche nach den Suchbegriffen starten.

  15. @Goldzahn: Ja, ich denke auch, dass man sich mehr Gedanken über Suchbegriffe und letztlich über das Suchen insgesamt machen sollte. Aber ob das Durchführen von Vor-Recherchen realistisch ist?

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