Globale Vernetzung gibt es, seit es Handel gibt. Das Neue und damit Interessante an dem, was man heute so Globalisierung nennt, ist meines Erachtens – und davon gehen wohl alle engeren Definitionen aus – die Revolution der Kommunikations- technologie und des Transportwesens, was konkret heisst: jeder kann nun nahezu alles mit jedem Anderen auf der Welt [ver-]handeln. Das erhoeht den oekonomischen Wettbewerb, und stellt damit die bisherigen Sicherheiten auf den Kopf. Die neue Diskussion um Gemeinschaft ist hierzulande deutlich durch den US-amerikanischen sogenannten >Kommunitarismus< ausgeloest worden.
Das ist eine politsoziologische Stroemung in den USA, die sich in den 1980er Jahren dort etabliert hat und innerhalb derer die Idee der >Community< und der gemeinschaftlichen Verantwortung jeder/s Einzelnen neu diskutiert wurde und wird. Das westliche Ideal des Indiviualismus wird in diesem Sinne nicht gaenzlich in Frage gestellt, aber es wird danach gefragt, was ein vernuenftiges Verstaendnis von Individualismus ist. Dieses Projekt hat auch in Deutschland fuer Faszination gesorgt. Nachdem in Deutschland der Terminus >Gemeinschaft< lange Zeit diskreditiert war [durch den NS und das sozialistische Regime in Ostdeutschland], kam Anfang der 90er die Hoffnung auf. Man wollte den - gleichsam amerikanisch gelaeuterten - Begriff neu und frei von antidemokratischen Assoziationen wieder gebrauchen koennen. Inwieweit das ueberhaupt gelingen kann, ist meines Erachtens jedoch fraglich, denn eins ist nach wie vor nur sehr begrenzt >globalisiert<: Sprache und die damit verbundenen Sinntraditionen. Die neue Gemeinschafts- diskussion ist in Deutschland insbesondere in Bezug auf die des Wohlfahrtssystems bedeutsam [man denke nur an die sog. >Hartz-Reformen< und die darin angestrengte Gemeinschaftsrethorik]. Ich will in meinem Buch herausfinden, wie das alles genau miteinander zusammenhaengt. [Anm. d. Red.: Der Verfasser des Textes ist Autor des Buches >Die neue Diskussion um Gemeinschaft<.]