Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #29

Ereignisse wie der G-8-Gipfel in Heiligendamm sind – im Rahmen der gesamten Thematik von Global Governance – zentrale Themen fuer den wissenschaftlichen Ansatz der Global Studies. Am >GIGA. German Institute of Global and Area Studies< verstehen wir unter >Global Studies< die Analyse transnationaler Prozesse und der Konstitution globaler Strukturen [>Weltgesellschaft<] sowie der Wechselbeziehungen zwischen dieser globalen Ebene und anderen Ebenen gesellschaftlicher Entwicklung.

In den vergangenen Jahrzehnten sind soziale, oekonomische und politische Risiken zunehmend globalisiert worden; wir koennen eine wachsende Verknuepfung politischer Prozesse sowie ein ausgedehntes und [kooperativ wie konfliktiv] ineinandergreifendes Netzwerk globaler Regulierung und von Orten politischer Entscheidung beobachten sowie eine zunehmende [wenn auch insgesamt noch relativ schwache ausgepraegte] globale Gemeinschaftsbildung feststellen.

Dies impliziert eine Transformation internationaler Beziehungen in Richtung auf ein globales politisches System [Morton Ougaard/ Richard Higgott: >Global Polity<]. In diesem Zusammenhang muss die G8 als ein Instrument der maechtigsten Industrielaender gesehen werden mit dem Ziel, ihre politischen Positionen und Strategien im Sinne einer moeglichst weitgehenden Kontrolle globaler Probleme zu koordinieren. Global Studies ermoeglichen einen analytisch-wissenschaftlichen Blick auf solche Ereignisse, Prozesse und Strukturen, der den >methodologischen Nationalismus<, d.h. der Bezug von Forschung auf jeweils nationale Gesellschaften, ueberwindet, den viele der enger fokussierten Disziplinen kennzeichnen. Da der Globalisierungsprozess durch die Auswirkung oekonomischer, politischer und kommunikativer [kultureller] Prozesse auf nationale gesellschaftliche Strukturen gekennzeichnet ist, wird die – auch zuvor schon haeufig fragwuerdige – Perspektive der Analyse gesellschaftlicher Zusammenhaenge durch unterschiedliche disziplinaere Brillen verstaerkt in Frage gestellt. Die Analyse etwa der Entwicklung transnationaler sozialer Raeume, wie sie in der Beschaeftigung mit Migration zunehmend an Bedeutung gewinnt, muss soziale, politische, oekonomische und juristische Aspekte miteinander verbinden. Den Hintergrund von Global Studies bildete eine kritische Auseinandersetzung mit herkoemmlichen akademischen Disziplinen und mit Problemen, die ihren Ursprung im Globalisierungsprozess haben. Daraus ergibt sich ein enger Bezug zu vielen Aspekten der Globalisierungskritik, ohne dass damit eine grundsaetzlich kritische Haltung zum Globalisierungsprozess gegeben sein muss. Meist wird Globalisierung als ein historischer Prozess angesehen, der – ausser als Folge einer Katastrophe globalen Ausmasses – nicht reversibel ist. Auch positive Aspekte der Globalisierung werden betont, wie etwa ein Abbau der durchaus nicht immer friedens- und emanzipationsfoerdernden Fixierung auf >nationale EntwicklungGIGA. German Institute of Global and Area Studies]

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