Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #21

2001 war die globalisierungskritische Bewegung in einer doppelten Krise. Einerseits wegen der Gewalteskalation beim G-8-Treffen in Genua. Andererseits wegen des 11. September. Damit wurden die >Kapitalismuskritik< nicht nur aus den Schlagzeiten verdraengt. Sie wurde auch delegitimiert, weil einzelne Argumentationsreihen, etwa Kommerzkritik und Kritik an der US-Hegemonie den Argumenten der bin-Laden-Leute aehnelten.

Und zudem waren einfach viele Aktivisten mit anderem beschaeftigt: Mit Anti-Kriegs-Aktivismus. Das hat die globalisierungskritischen Milieus auch gespalten. In jene, die die Kriegspolitik der USA schroff ablehnten, und in jene, die das als etwas zu platten Antiamerikanismus ansahen.

Man kann sich viel wuenschen, aber man muss auch realistisch sein. Bewegungen >diskutieren< nicht. Und sobald sie damit beginnen, zerstreiten sie sich. Die Bedeutung von Bewegungen liegt darin, dass sie hegemoniale Diskurse stoeren und wenn moeglich neue hegemoniale Bloecke etablieren helfen. Dass es >nicht gerecht zugeht<, das meint heute schon fast jeder. Wie daraus eine andere Politik werden koennte, das lohnte Ueberlegungen. Man sollte uebrigens Bewegungen nicht abtun. Bei den Gross-Events wie G-8-Gipfeln setzt man Zeichen. Man interveniert in gesellschaftliche Stimmungslagen. Das ist nicht irrelevant. In Wahrheit ist nichts relevanter als das. Neue Medien und der >Medienaktivismus< spielen in dieser Konstellation die Rolle, die sie ueberall spielen: Sie unterspuelen das Nachrichtenmonopol der etablierten Medien und sie unterliegen einer anderen Aufmerksamkeitsoekonomie. Waehrend in den etablierten Medien das zaehlt, wofuer die geballte Aufmerksamkeit moeglichst vieler Leute mobilisierbar ist, ist dies in den >Subkulturen< anders. Minoritaeten schaffen sich Gehoer, durch die Menge an Vernetzungsfaeden. Wenn man mich fragt, welche Rolle mein Blog www.misik.at in diesem Zusammenhang spielt, wuerde ich antworten: Keine, die ueber das Gesagte hinausgeht. Ja, eher eine untypische, schliesslich wollen wir nicht vergessen – ich bring meine Sachen zur Not auch in der >Tagespresse< unter, brauche dafuer nicht unbedingt das Web 2.0. [Anm. d. Red.: Der Autor ist Kolumnist der taz und Autor der Publikation Das Kultbuch]

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.