Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #7

Das exorbitante Medienzelt in Kuehlungsborn ist abgebaut und auch die wackeren Demonstranten haben ihre Fahnen laengst eingerollt. Vom Zaun, mit den Millionen des Volkes bezahlt, um das Volk abzuhalten, bleibt nur eine Erinnerung. Und den Einwohnern in Heiligendamm der Schrecken – >wenigstens war mal was los<. Bis der Schwarze Block sein dunkles Theater abzog, zogen bunte Menschenmengen an Rostocks Hafen vorbei. Vereint fuer eine neue Welt, gar kein so schlechtes Gefuehl. Und als die Zufahrten erfolgreich blockiert und Greenpeace in das Sperrgebiet eingedrungen war, da dachte man kurz: Hey, wir haben gewonnen!

G8-Grossdemo, 02.06., Rostock. Foto:Krystian Woznicki

Aber was? Physische Blockaden moegen durchbrochen sein, doch fielen auch inhaltliche Barrieren? Haben die durch den Zaun gereichten Botschaften je die Koepfe der Acht erreicht? Ein Bush, ein Putin, die nicht mal mehr gewaehlt werden koennen – was sollen die sich um die da draussen ueberhaupt einen Dreck scheren? Es bleibt etwas Frustration und der Eindruck, dass sich grosse Bloecke aneinander aufreiben und neutralisieren. Dass die lauten, schwarzen, gewalttaetigen Randalierer den ruhigen, schlauen, pragmatischen Anbietern einer besseren Welt die Medienshow gestohlen haben.

Dass unsere Stars zu den Politikern sprechen duerfen, aber sich alles immer irgendwie >oben< abspielt, waehrend sich Polizei und Demonstranten Stellvertretergefechte liefern. Und nach dem Spektakel die Stille. Und hier und da noch eine Meldung in der Berliner Gazette zum Thema. Wir, die offenbar ohne Einfluss sind, haben nur gemeinsam die Chance zur Veraenderung. Darum kann man sich nicht zu acht treffen und es bei >ernsten Absichten< belassen. Um den Protest zu erhalten, darf das Treffen einer Elite nicht der Anlass sein, sondern er muss dauernd, kreativ, loesungsorientiert, natuerlich gewaltfrei stattfinden. Der Protest muss Akzeptanz finden, wenn nicht gar selbstverstaendlich werden, in der Mitte der Bevoelkerung, denn welches Thema auch immer einem am Herzen liegt – es wird Zeit Verbuendete zu finden und die Dinge zu aendern. Nicht nur >dagegen<, sondern fuer etwas Besseres als den bisherigen Zustand. Nicht als Demo-Tourist oder Groenemeyer-Fan, sondern mit persoenlichem Engagement und Durchhaltevermoegen. [Anm. d. Red.: Der Autor ist Mitglied von dropping knowledge]

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