Geschichten von Lichtspielen und ploetzlichen Enden

Das von Alexander Kluge beschriebene Kino durchstroemt uns. Wissenschaftlerkongresse dienen als Rahmen, um solche Theorien auszufabulieren. Stille Nachmittage werden damit verbracht, Lichtspiele in Innenraeumen zu betrachten. Licht, die Materie des Kinos, immer wieder geht es im ersten Kapitel von >Geschichten vom Kino< darum. Darin finden sich uebrigens auch die schoensten und originellsten Gedanken zu einer Sache, der sich Kluge naehert, wie jenes Kind, das Adorno so gerne in uns allen gesehen haette: neugierig, assoziativ, Glueck vor Augen. Nicht zuletzt auch dann, wenn von einem Notkino erzaehlt wird, welches waehrend des Krieges den Menschen Zuflucht in eine bessere Welt gewaehrt.

Der Autor waere nicht der Chronist der juengeren Geschichte Deutschlands, wenn seine Erzaehlungen nicht immer auch den Krieg umkreisen wuerden. Und so spielen auch hier eine betraechtliche Anzahl von Geschichten vor dem Hintergrund des 1. und 2. Weltkrieges: Adolf Hitler, der die Premiere eines Propagandafilms in seinem Privatzug organisieren will; Fritz Lang, der einen Stoff ueber die Ausraeuberung des Reichs verfilmt; Wladislaw Leschtschenko, der ein Import-Export-Geschaeft der besonderen Art moeglich macht, in dem er russische Filme mit amerikanischen und amerikanische Filme mit russischen Enden austattet – hier werden glueckliche, dort realistische endings dazumontiert.

Auch bei Kluge spielen Enden eine wichtige Rolle. Seine Erzaehlungen schliessen nicht selten mit einem unerwarteten Schnitt ab. Selbst nach einer halben Seite kann Schluss sein. Ohne Luft zu holen, geht es dann weiter, mit einem gaenzlich neuen Szenario. Allein fettgedruckte Ueberschriften markieren den Uebergang zwischen den Szenenwechseln. Gebuendelt werden die in losem Zusammenhang stehenden Miniaturen in insgesamt sieben Kapiteln. Zahlreiche Fotos und einige Grafiken illustrieren die geschriebenen Gedanken des Autors, bisweilen stehen sie auch fuer sich alleine da. Wie eine offene Einladung muss Kluges Organisationsprinzip auf Freunde des Schmoekerns wirken. [Anm. d. Red.: Dieser Text ist der zweite in einer mehrteiligen Reihe ueber Kluges >Geschichten vom Kino<.]

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