In der Pappelallee im Prenzlauer Berg liegen die Leute am Sonntag Nachmittag in Badehose auf dem Friedhof zwischen den Graebern herum und sonnen sich. Oder sie haben Luft- ballons und Lampions in den Baeumen aufgehaengt und feiern Kindergeburtstag mit Grillen und Blindekuh. Okay, der Prenz- lauer Berg ist Uncoolness-befreite Zone und man muss sich schon staendig abgefahrenes, provokatives Zeug ausdenken und es mit aufreizender Gelassenheit rueberbringen, um den Ruf als Trendschmiede der Nation nicht zu verlieren, aber wenn es noch irgendeinen Ort gibt, der auf Pietaet pochen kann, dann doch wohl ein Friedhof.
Auf Friedhoefen kann man umherschleichen, Namen lesen, aus- rechnen, wie alt die Verblichenen geworden sind und wie viele glueckliche und sorglose Jahre die Witwen nach dem Tod des Angetrauten mit dessen Rente noch hatten. Aber ein Friedhof- Freizeitpark? Sogar einer mit einem Preis! Den Gustav-Meyer- Preis, eine Art Parkanlagenschoenheitswettbewerb hat der >Friedhofspark Pappelallee< gewonnen. Guckst Du!
Es ist der Friedhof einer Freireligioesen Gemeinde, das sind Leute, die sich als Atheisten verstehen, es aber irgendwie nicht lassen koennen, sich kirchlich zu organisieren. Am schmiedeei- sernen Tor steht: >Schafft hier das Leben gut und schoen, kein Jenseits ist, kein Auferstehn.< Jetzt wird mir die Sache sympa- thisch. Der zum Klischee erstarrte Satz >Ich glaube an Gott, aber dafuer brauche ich keine Kirche< von Leuten, die an Weihnachten dann doch wieder hinrennen, wird zu: >Ich glau- be an keinen Gott, aber eine Kirche, auf deren Friedhof die Sonne mit Sixpack und Stieleis angebetet wird, kann ich ganz gut gebrauchen.<
Hier bei meinen Eltern aufm Dorf, da wohn ich sogar neben friedhof + kirche. Ich lieg da och imma nackig rum. stört hier niemand. is son freikirchliches dorf. wenn bolle vorbeikommt sagt er immer nur, dass ich zugenommen hätte in berlin. dann schmeiß ich ihm ein paar bioeier an den kopf.