Fluide Nachbarschaft

Im Hintergrund rappt Keny Arkana, zieht mich in ihre Welt zwischen den Woertern [“Entre Les Mots”] und zwischen dem Lokalen und Globalen [“Du Local Au Global”]. Ich blicke aus dem Fenster, mein Blick faelllt auf ein Bahnhofsgebauede.

Der Auschnitt, den ich zu Gesicht bekomme, erinnert mich auch heute an einen Flugzeughangar. Ich senke meinen Blick auf den Monitor, rufe Seiten im Internet auf, tippe erste Gedanken in den txt Editor. Vor mir liegt die Stadt, und – wie dazwischen geschaltet – die weite Welt des Cyberspace. Greifbarer, weil gestaltbarer ist fuer mich das WWW. Die Benutzeroberflaeche der Stadt dagegen entzieht sich meines Zugriffs.

Selbst wenn ich unterwegs bin, vermitteln mir mobile Geraete dieses Gefuehl: Global vernetzes Handeln ist unmittelbarer und effektiver als lokales Agieren. So baut sich auch meine Nachbarschaft am Monitor auf, etwa dann, wenn ich die im WWW abgelegten Lesezeichnen abrufe: Was macht eigentlich Geert Lovink? Was denkt Hiroki Azuma? Was schreibt Kolja Mensing zur Zeit? Letzterer wohnt bei mir gleich um die Ecke, aber es ist wahrscheinlicher sich im Netz zu begegnen. Wenn ich durch den Kiez gehe, treffe ich meistens Ladenbesitzer. Ich erkenne jene wieder, die mich nicht nur als Kunde sehen, sondern anerkennen als Nachbar. Man wechselt ein Wort, bisweilen frage ich, ob ich ein Plakat aufhaengen darf.

Mein >Weltverhaeltnis< haengt von meiner Bereitschaft ab, ein Verhaeltnis mit der Welt da draussen ueberhaupt zu wollen. Ich koennte mich auch verkriechen, selbst wenn ich draussen rumlaufe. Trage ich gerade einen Pyjama oder einen Anzug? Es ist eine Gefuehlssache und eine Frage der Haltung. Ich denke, vor dreihundert Jahren war das nicht anders. Und doch gibt es heute neue Rahmenbedinungen. Mein Horizont verschiebt sich staendig - das war frueher bestimmt nicht der Fall. Und so muss auch ich mich staendig neu orientieren, wenn ich wissen will, wo mein momentaner Einzugsbereich beginnt und wo er endet. Muss permanent umschalten. Muss immer Wachsein. Was ueberfordert. Wie jede Herausforderung.

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