Bild der Woche: Mit uns oder gegen uns


Foto von Florian Thalhofer (by-nc-sa)
Vor ein paar Jahren bin ich mit dem Motorrad durch die USA gefahren. Über einer Tankstelle ein riesiges Schild, mit dem Slogan: “With us, or against us.” Es war Krieg und Deutschland war nicht mit Amerika.

Und ich, als Vertreter Deutschlands, als der ich mich seltsamerweise immer dann fühle, wenn ich im Ausland unterwegs bin (aber nie, wenn ich in Deutschland bin), habe mich angegriffen gefühlt. “Wie schrecklich”, habe ich gedacht, dass man mit so einem, vor Dummheit strotzenden Spruch, Werbung machen kann. Ich habe angenommen, dass ganz Amerika so denkt, wie es auf diesem Billboard stand.

Vor kurzem kam ich in Manhattan an dem Schild vorbei, das oben zu sehen ist. Zuerst habe ich gelacht und dann habe ich mich gewundert. Dass da einer Werbung macht, mit so einer kontroversen, politischen Aussage: “If you don’t like gay marriage, don’t get gay married.” Ob der keine Sorge hat, Kunden zu vergraulen – in dieser Stadt, in diesem Land, das immer so aufs Geld aus ist?

Und dann habe ich mich über mich selbst gewundert. Weil ich mich ertappt habe, wie ich mit zweierlei Maß messe. Wie ich dem einen Opportunismus und dem anderen Mut unterstelle, je nachdem, ob die geäußerte Meinung der meinigen entspricht. Oder nicht.

6 Kommentare zu “Bild der Woche: Mit uns oder gegen uns

  1. Interessanter Ansatz…aber ist es verurteilenswert, mit zwei Maßen zu messen oder einfach nur menschlich?

  2. Bild der Woche?
    …”Im Internet offenbart sich ein Hang zur post-alphabetischen Kommunikation – ein Fluß der Gesten, Images und Symbole. In diesen Bilderströmen fischt die Berliner Gazette die Perlen heraus und bringt sie zum Sprechen.”
    Wenn das Eure Perlen sind, wäre es besser zu schweigen.

  3. @#5: schweigen im angesicht der folgen, die der elfte september uns beschert hat: im denken, in der visuellen kommunikation, in der psychologie unserer gesellschaft; schweigen damit die monstren wachsen können, ja auch ich will die totale apokalypse, auch ich will, dass die marode zivilisation endlich zusammenbricht, damit sie sich neu erfinden kann. bild der epoche

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