Filmriss im Dschungel

Ein sanftes, cremiges Gruen. Verfuehrerisch; zum Traeumen. Unter und auf der Oberflaeche schimmern jedoch Abgruende: Wahnsinn, Ausweglosigkeit, das Fehlen jeglicher Energie. Schimmern giftige Gruentoene, hinterhaeltig, geheimnissvoll; umspielen in Form ueppigen Blattwerks die Koerper der Protagonisten.

Jede Aufnahme ist ein Gemaelde aus einer bis dato verschlossenen Schatzkammer. Die Stimmung koennte Max Ernst konzipiert haben; auch die Bildsprache kennt seinen Surrealismus, allerdings einen, der gepaart und befruchtet ist mit Exotismus. >Les Mysteres de la Foret.< Schnitt. Haben die Protagonisten einen Ausweg aus diesem in einer fiktiven Bananenrepublik gelegenen Dschungel gefunden? In dunkelblaues Daemmerlicht getaucht: die Champs Elysees. Menschen, Autos, Verkehrsschilder, alles pulsiert im Sog der Nacht. Endlich Zivilisation, Freiheit, Heimat. Oops. Ploetzlich kuendigt sich ein Filmriss an. Unversehens rollt der Film so schwerfaellig wie eine schlecht geoelte Maschine; der symphonische Klangteppich verliert an Stringenz. Kaputtes Leiern. Die naechtliche Szene kommt zum Stehen. Steht. Still. Geraeuschlos. Eine halbe Ewigkeit lang. Gefuehlte Zeit. Unruhe. Dann wird das Bild kleiner, findet sich in der Dunkelheit umspielt von den Farben eines Lagerfeuers in der Hand eines der Protagonisten wieder, der es zerreisst und ins Feuer wirft. Wie eine Ansichtskarte wirkt auch der Schauplatz, an dem die Protagonisten kurze Zeit spaeter Rettung finden. Genauer: Wie das Unbewusste einer Ansichtskarte. Das pittoresk in die Dschungellandschaft eingelassene Flugzeug - es ist ein Wrack. Alle Passagiere sind tot. In dieser Zivilisationsruine kommen die Protagonisten von Luis Bunuels >Le Mort Dans Ce Jardin< zu sich selbst: Nachdem sie in die Kleidungsstuecke der reichen Touristen schluepfen, jagt sie einer aus ihren eigenen Reihen, der den Verstand verloren hat, aus dem Hinterhalt des Dschungelgruens wie ein Eingeborener agierend. Zwei ueber- leben und koennen sich in einem aufblasbaren Boot retten.

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