Ich bin Russlanddeutscher. So eine Art Halbblueter. Deutsch koennte eigentlich meine zweite, oder auch erste, Muttersprache sein. Aber meiner Generation wurde die Muttersprache meiner Eltern leider nicht mehr beigebracht. Immer wenn ich in meiner Kindheit mit meinem Vater im Haus meiner deutschen Oma zu Gast war – meistens in der Urlaubszeit – kam ich mit der deutschen Sprache in Beruehrung. Alle sprachen untereinander Deutsch. Es war die Sprache, die sie am besten beherrschten und der sie am naechsten standen. weiterlesen »
Ich leite seit 2002 das Goethe-Institut in den Palaestinensischen Gebieten. Unser Institut ist in Ramallah, dem politischen und geistigen Zentrum Palaestinas. Ramallah ist bei weitem nicht die groesste palaestinensische Stadt sondern nur etwa so gross wie Giessen. Die groessten Staedte sind Nablus, Al-Khalil (Hebron) und Gaza. Zumindest in Gaza veranstalten wir auch Sprachkurse und Kulturprogramme. Das Goethe-Institut Ramallah bildet seit Sommer 2004 mit dem Centre culturel francais
das Deutsch-Franzoesische Kulturzentrum. Was unsere Sprach- und Programmarbeit erschwert, sind die Bedingungen der Okkupation unseres Gastlandes durch ein anderes Land. Checkpoints, Mauern und Strassensperren bestimmen das Leben. Unseren StudentInnen und Partnern ist das Recht auf Freizuegigkeit weitgehend verwehrt, und der Besuch eines Sprachkurses kann da leicht zu einer Odysee werden. weiterlesen »
Ich bin ein unabhaengiger Filmemacher, Autor und Produzent, der sich in Mexiko-Stadt, dem Distrito Federal
, niedergelassen hat. Ich lebe in der Innenstadt, und zwar in einer Gegend, die Zona Rosa
genannt wird. weiterlesen »
In Alanya, etwa vier Kilometer vom Zentrum und hundert Meter vom Meer entfernt, lebe ich seit 2002. Jeder Tag laeuft anders ab als ich es plane. Unter normalen Umstaenden haelt das kein Mensch aus, sollte man denken. Aber es ist moeglich. Allein nur, wenn ich morgens auf mein Dolmus
, mein Sammeltaxi, warte und das blau-tuerkise Meer sehe und es in vollen Zuegen auch einatmen kann, dann bin ich vollgetankt mit Energie, offen fuer den Tag und das, was er zu bieten hat. Auch die Europaeer, die hier leben, sind von dieser Stimmung infiziert. Im taeglichen Umgang merkt man: Wer stur Termine einhalten will, ist hier am falschen Platz. Wer beim Kunden kurz angebunden nur abkassieren und weiter ziehen will, bekommt den Vorwurf zu hoeren: Wo bleibt die menschliche Beziehung? Sie haben nicht mal Zeit, mit uns einen Tee oder Kaffee zu trinken und zu plaudern.
Deshalb moechte ich an dieser Stelle behaupten, dass die Menschenrechte
im tuerkischen Volk in dieser Hinsicht verwirklicht worden sind. weiterlesen »
Ich lebe in Austin Texas, der Hauptstadt des Staats mit dem Lonely Star
. Ich arbeite in Cedar Creek Texas auf dem Lande, ueber 35 Meilen von Austin entfernt, beim Hyatt Regency Lost Pines Resort and Spa, das am 1. Juni 2006 seine Pforten geoeffnet hat. weiterlesen »
Ich wohne in einer Vorstadt von Melbourne, etwa 15 km von der Stadtmitte entfernt in einem einstoeckigen Einfamilienhaus mit meiner Frau Irene. Unsere 25-jaehrige Tochter Joanna wohnt seit Beginn des Jahres nicht mehr zu Hause, verbringt aber noch viel Zeit bei uns. Wir haben sie zweisprachig erzogen. Ich spreche seit ihrer Geburt immer auf Deutsch mit ihr, meine Frau, die kein Deutsch spricht, aber durch die Immersionserfahrung zu Hause vieles verstehen kann, dagegen immer auf Englisch. weiterlesen »
Ich pendle zwischen Mexiko Stadt und Los Angeles hin und her. Wenn ich in Mexiko Stadt bin, dann lebe ich in einer sehr zentralen und belebten Nachbarschaft, in der ich auch aufgewachsen bin. In diesem Viertel findet man alles, was man zum Leben braucht, weshalb ich meistens zu Fuss oder mit dem Rad unterwegs bin. Manchmal benutze ich auch oeffentliche Verkehrsmittel, wenn ich weiter weg muss. Mein Leben in dieser Stadt ist ziemlich gesellig. In Los Angeles hingegen, lebe ich recht isoliert in einem Haus da ich, um mich fortzubewegen, vollkommen abhaengig vom Auto bin. Zum Glueck habe ich ein Studio, das nicht weit von meinem Haus entfernt ist. Wenn ich in Los Angeles bin, dann verbringe ich die meiste Zeit damit, zusammen mit meiner Frau im Garten herumzuhaengen oder im Studio zu arbeiten. Ich gehe dort nicht sehr viel aus. weiterlesen »
What can I say? Mir fehlt manchmal das richtige Wort. Ich habe mich vor kurzem mit Freunden in einem mexikanischen Restaurant getroffen. Unter uns gab es zwei Mexikanerinnen, eine Deutsche, einen Chilenen, und mich, die Deutsche und Amerikanerin. Mit Isabel redete ich hauptsaechlich auf English, manchmal kurz auf Deutsch, mit Ursi meistens auf Deutsch, aber auch kurz auf Englisch, mit Isabels Schwester nur Englisch, mit Rodrigo nur Deutsch, und zur gleichen Zeit nahm ich mir vor, so viel wie moeglich auch die vielen spanischen Ausdruecke mitzubekommen. Zum Glueck haben wir nicht auch noch franzoesisch geuebt. weiterlesen »
Wenn in deutschen Medien von Sprache und Globalisierung die Rede ist, geht es zumeist um die wachsende Dominanz des Englischen. Doch auch im Bereich der Sprache gilt, was Globalisierung im Ganzen charakterisiert, naemlich ihre gleichzeitige Tendenz zu Homogenisierung und Heterogenisierung, zur Vereinheitlichung und zur Ausdifferenzierung und Neuvermischung. Diese Tendenzen existieren gleichzeitig, ohne sich deshalb jedoch gegenseitig aufzuheben oder sich auszugleichen. Was dabei herauskommt, ist ein Spannungsfeld asymmetrischer Entwicklungen, an der auch die deutsche Sprache teilhat. weiterlesen »
Ich habe eine unbeschreibliche Sehnsucht danach, in diesem Land nicht mehr staendig nach meiner Heimat
befragt zu werden. Warum koennen die Deutschen einfach nicht damit aufhoeren? Ja, ich weiss sehr wohl, dass in anderen europaeischen Laendern Migranten auch ihre taeglichen Herkunftsgeluebde abliefern muessen. Na, und? Was sagt uns das? Nichts. Ich lebe hier. Und wenn es die Neugier befriedigt, ich war dieses Jahr in folgenden Staedten/0rten. (Die Anzahl meiner Besuche habe ich in Klammern festgehalten): Frankfurt (8), Koeln (2), Ulm (1), Bremen (2), Istanbul (2), Dersim (1), London (4), Rom (0), Paris (7). Nun frage ich Sie: Wo ist meine Heimat? weiterlesen »
Ich wurde 1967 in Dresden geboren. Meine Mutter war Bulgarin und mein Vater Ungar. Beide waren Stipendiaten und haben an der TU in Dresden studiert. Mein Vater lebte seit elf Jahren in Dresden, meine Mutter seit neun. Sie haben sich hier kennen gelernt und schliesslich 1963 im Rathaus Pankow geheiratet. Da mein Vater kein Bulgarisch sprach und meine Mutter kein Wort Ungarisch, ist die deutsche Sprache die Sprache ihrer Liebe gewesen und wurde auch zu unserer Familiensprache. Als ich geboren wurde, kamen meine Grosseltern aus Sofia nach Dresden um zu helfen. Sie wohnten zwei Jahre lang in einer kleinen Wohnung im gleichen Haus. Hier war die Windelwaescherei und hier wurde der Brei fuer mich gekocht. Mit meinen Eltern sprach ich Deutsch, mit meinen Grosseltern Bulgarisch. Als ich zweieinhalb wurde fiel die Entscheidung, nach Budapest zu ziehen. Obwohl ich Ungarin war, sprach ich bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Wort Ungarisch. weiterlesen »
Soweit ich mich an meine Kindheit erinnern kann, hiess es bei uns zu Hause – in einer industriellen Stadt der spanischen Kueste am Atlantik – vor dem Schlafengehen immer: Gute Nacht! Schlaf gut!
Erst spaeter habe ich begriffen, warum meine Freunde, die bei uns uebernachtet haben, diese vier Woerter komisch gefunden haben. Es kam ihnen wahrscheinlich Spanisch vor. weiterlesen »
Meine Muttersprache ist zwar Niederlaendisch, aber im Laufe der Jahre kamen immer mehr englische Woerter hinzu – bei uns Zuhause waren immer viele internationale Gaeste zu Besuch. Popmusik hat dabei auch eine wichtige Rolle gespielt, vor allem die fremden Klaenge der Schallplattensammlung meiner Eltern. In Amsterdam Mitte und Ende der 1960er Jahre als Kind aufzuwachsen, war etwas Besonderes: Die ganze Politik-, Drogen- und Sexrevolution vor der eigenen Tuer mitzuerleben, war schon sehr praegend. Mein Vater war damals viel unterwegs und lernte in dieser Zeit Russisch und Italienisch. Ich dagegen interessierte mich fuer Deutsch. weiterlesen »
Ich bin in Berlin geboren und jetzt 14 Jahre alt. Mein Vater kommt aus Martinique, das ist so ’ne Kolonie von Frankreich gewesen und meine Mutter ist Deutsche. Ich hab zuerst Deutsch Zuhause gelernt. Mein Vater hat mit mir am Anfang immer auf Franzoesisch gesprochen und irgendwann nach ’ner Weile gar nicht mehr, dann nur noch auf Deutsch. Aber trotzdem hab ich Franzoesisch nicht vergessen. Ich hab oft meine Grosseltern in Frankreich besucht und ich war im Sommer immer im franzoesischen Ferienlager. Diesen Sommer werde ich meine Oma in der Karibik besuchen. Ich bleibe fuer’n paar Monate und werde da die ganze Zeit Franzoesisch sprechen. Dann geh ich noch fuer’n Jahr zu meiner Tante nach Frankreich und bekomm noch mehr Sprachpraxis. Im Augenblick sprechen wir Zuhause eigentlich nur Deutsch. Ausser mit meiner kleinen Schwester, mit der spreche ich manchmal auch Franzoesisch. weiterlesen »