RAUMSCHIFF ERDE
Seit dem Fall der Mauer im Jahr 1989 sprechen wir in der ganzen Gesellschaft von Globalisierung – einem Prozess, der alles zusammenrücken lässt. Grenzen verschwinden und es hat den Anschein: die Erde schrumpft. Mit dem Krieg gegen den Terror wird dieses Idyll endgültig gestört. Akuter werden Krisen, Armut und Hunger weltweit. Was tragen Konzerne und Staaten zu der Misere bei? Soziale Bewegungen erheben sich in Urwäldern und auf den Straßen zwischen New York, Madrid und Kairo. Die Globalisierungskritik wird erwachsen. Neue Generationen schreiben die Tradition fort und bringen frische Erzählungen hervor. Das Dossier "Raumschiff Erde" versammelt aktuelle Stimmen und Standpunkte. Es speist sich aus den Erkenntnissen des mehrjährigen Interview-Projekts Globalisierungskritik, wie weiter?
Der Rohstoffextraktivismus ist vom Kapitalismus vereinnahmt worden – nicht zuletzt als dessen Triebfeder. Doch gibt es nicht auch Alternativen an den Rändern des kapitalistischen Weltsystems, insbesondere dort, wo sozialistisch orientierte Staaten versuchen, gegen die kapitalistische Hegemonie anzukämpfen? Der kritische Geograf Salvatore Engel-Di Mauro sucht in seinem Beitrag zur BG-Textreihe “After Extractivism” nach Antworten. weiterlesen »
Die Kritik an Amazon gehört zum Grundrauschen (sub-)politischer Debatten. Betrachten wir, wofür der Onlineversandhändler in der öffentlichen Wahrnehmung steht, so bleibt ein wichtiger Aspekt unterbelichtet: die laufende Expansion nach Ost- und Südosteuropa und die damit einhergehenden Konsequenzen für die arbeitenden und konsumierenden Bevölkerungen vor Ort. Die Autorin und Wissenschaftlerin Sabrina Apicella stellt im Folgenden drei Thesen vor, um die gesellschaftspolitische Bedeutung der Expansion Amazons in Osteuropa zu reflektieren. weiterlesen »
„Ich will gerade einfach nur sterben,“ sagt Quaden Bayles, der in der Schule wegen seiner Kleinwüchsigkeit gemobbt wird. Die Mutter des Neunjährigen hat seinen Todeswunsch auf Video aufgenommen, um ihrer Hilf- und Ratlosigkeit Ausdruck zu verleihen. Es ging viral. Darauf folgten Zuspruch, aber auch Hass, Häme und Gerüchte. Eine Zäsur? Wohl kaum. Kleinwüchsigkeit ist in einer Gesellschaft, die auf Ableismus gebaut ist, noch immer ein Tabu. Zeit, darüber einen offenen Dialog zu führen. Der Künstler und Wissenschaftler Tomislav Medak unternimmt eine persönliche Bestandsaufnahme. weiterlesen »
Seit den Balkankriegen – die sowohl als Katalysator für die Formierung der EU als auch für die Entstehung von Bosnien und Herzegowina dienten – haben sich komplizierte Vorstellungen von “Grenze” und “Abgrenzung” vervielfacht. Heute definieren diese Vorstellungen nicht nur die Gebiete an den äußeren Rändern Nicht-EU-Osteuropas, sondern auch Bürger*innen und Geflüchtete. Die Aktivistin und feministische Theoretikerin hvale versucht, Strategien des Widerstands und der Emanziption zu ergründen. weiterlesen »
Die Bilanz der Afghanistanintervention ist verheerend: Am Ende des teuersten Militäreinsatzes in seiner Geschichte, muss sich der Westen eingestehen, dass praktisch keines der interventionspolitischen Ziele erreicht worden ist. Außerdem wird der Westen die Verantwortung für die hohe Anzahl der Todesopfer und das erschütternde Ausmaß der hinterlassenen Zerstörung übernehmen müssen. Kritische Medien haben all das bereits zur Sprache gebracht. Bislang unberücksichtigt geblieben ist der technopolitische Aspekt dieser Katastrophe. Der Medienwissenschaftler und Berliner Gazette-Autor Christian Heck kommentiert. weiterlesen »
Im September 1961 schlug die Geburtsstunde einer Bewegung, die versucht hat, sich weder dem Ostblock, noch dem Westen unterzuordnen. Die “Bewegung der Blockfreien Staaten”, dessen treibende Kraft das sozialistische Jugoslawien war, wollte Wirtschaft und Zusammenleben neu denken und vor allem den Globalen Süden Gewicht auf der Bühne der internationalen Politik geben. Der Soziologe und Aktivist Paul Stubbs, der seit den 1990er Jahren in Zagreb lebt, unternimmt eine Bestandsaufnahme und fragt, was soziale Bewegungen von den “Blockfreien” lernen können. weiterlesen »
Die Arbeit von Frauen ist systemrelevant. Nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch in jedem anderen Lebensbereich. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie verschlechtern untragbare Bedingungen oftmals und in dieser Ausnahmesituation wird in vielen Ländern zudem frauenfeindliche Politik betrieben. Die transnationale Plattform E.A.S.T. ruft zu einem Streik auf. Ein Manifest. weiterlesen »
Welche Rolle spielen Nachbarschaften beim Aufbau der Infrastruktur für autonome, soziale Bewegungen und gesellschaftlichen Widerstand? Angesichts der vielen Zwangsräumungen im Zuge der COVID-19-Pandemie muss über diese Frage neu nachgedacht werden. Der Literaturwissenschaftler Joseph Turner berichtet über den aktuellen Stand im Kampf gegen Vertreibung. weiterlesen »
Eine autofreie Welt? Unmöglich! Die Unmöglichkeit dieser Idee ist die Inspirationsquelle für die Aktionsgruppe “Carless”. Sie wollen der großen Mehrheit der Autolosen Gehör verschaffen. Der Philosoph und Berliner Gazette-Autor Kilian Jörg, der zu den Mit-Initiator*innen gehört, stellt das “Carless”-Manifest vor und zur Diskussion. weiterlesen »
Die ‚Corona-Krise‘ ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine politische Krise, und in dieser Hinsicht eng mit der Klimakrise verzahnt. Die Sozialwissenschaftlerin und Aktivistin Lu Yen Roloff geht diesem Zusammenhang nach. Ein Interview. weiterlesen »
Werden intelligente Maschinen menschliche Arbeit in Zukunft von sinnloser Plackerei befreien? Das ist eine der Ideen, die heute rege diskutiert werden. Analysen der politischen und wirtschaftlichen Misere der Gegenwart mischen sich dabei mit spekulativen Prognosen über die gesellschaftlichen und technologischen Möglichkeiten und Gefahren der Zukunft. Der Übersetzer und Berliner Gazette-Autor Edward Viesel plädiert für mehr Praxistauglichkeit in dieser Debatte. weiterlesen »
Obwohl die Lage in dem refugee camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos seit Jahren ausgesprochen angespannt ist, drohte ‘Europas Hölle’ in Vergessenheit zu geraten. Erst jüngste lokale Proteste gegen Umbau-Pläne der Regierung und deren Vereinnahmung durch faschistische Gruppen haben das Camp in diesem Frühjahr zurück in den news stream gebracht. Die sich zuspitzende Situation an der türkisch-griechischen Grenze tut ihr Übriges. Designerin und Autorin Miriam Arentz blickt aus aktuellem Anlass zurück auf ihr Engagement auf Lesbos. Ein Protokoll. weiterlesen »