Der Europäische Green Deal nährt und nutzt die verheerenden Auswirkungen des postsozialistischen Übergangs weiter aus. Wenn wir uns eine gemeinsame, nachhaltige und gerechte Zukunft vorstellen, müssen wir die realen und imaginären Kosten der Umwandlung der Welt in ein kapitalistisches Spielfeld neu bewerten, wie die Wissenschaftlerin Tsvetelina Hristova in ihrem Beitrag zur BG-Textreihe “After Extractivism” argumentiert. weiterlesen »
Der “grüne” Übergang eröffnet neue Räume für die Akkumulation. Die Kosten dafür sind von der Gesellschaft zu tragen, insbesondere von den Arbeitnehmer*innen in den alten Industrien. Es geht also nicht nur um die Frage, wie die Post-Carbon-Ära vorangebracht werden kann, sondern auch um den Post-Kapitalismus selbst, wie Stoyo Tetevenski in seinem Beitrag zur BG-Textreihe “After Extractivism” argumentiert, indem er die Kohlefrage in Bulgarien analysiert. weiterlesen »
Es gibt immer mehr Menschen, die ihr ganzes Leben im Katastrophenmodus verbracht haben. Das Versprechen eines Übergangs zu einer “grünen” Welt mag da wie eine eskapistische Droge wirken, aber der Kater ist unvermeidlich und es bleibt uns nichts anderes übrig, als kollektive Heilungsprozesse in Gang zu setzen, argumentiert die Forscherin Irina Velicu in ihrem Beitrag zur BG-Textreihe “After Extractivism”. weiterlesen »
Trotz oder gerade wegen der schockierenden Eskalation von Seiten der russischen Entscheidungseliten ist es von größter Bedeutung, Anti-Eskalationsstrategien stark zu machen. Schließlich hat die imperiale Eskalationspolitik (auch von westlicher Seite) zu einem erschütternden Kriegsgeschehen mit absehbar schweren Folgen und bereits in den ersten Tagen des völkerrechtswidrigen Einmarschs in die Ukraine zu einem seit 1914 nicht mehr gesehenen diskursiven Reduktionismus geführt. Der Raum des öffentlich Sagbaren wird massiv eingeschränkt und somit auch der Möglichkeitsraum beschnitten, in dem die Eskalation differenziert, kritisch und solidarisch erfasst und deseskaliert werden kann. Wir müssen also dafür kämpfen, diesen Möglichkeitsraum wieder zu öffnen, um über die Ursachen des Krieges nachdenken sowie Anti-Eskalationsstrategien entwickeln zu können, wie der Sozialtheoretiker Jürgen Link vorschlägt. weiterlesen »
Die Kritik an Amazon gehört zum Grundrauschen (sub-)politischer Debatten. Betrachten wir, wofür der Onlineversandhändler in der öffentlichen Wahrnehmung steht, so bleibt ein wichtiger Aspekt unterbelichtet: die laufende Expansion nach Ost- und Südosteuropa und die damit einhergehenden Konsequenzen für die arbeitenden und konsumierenden Bevölkerungen vor Ort. Die Autorin und Wissenschaftlerin Sabrina Apicella stellt im Folgenden drei Thesen vor, um die gesellschaftspolitische Bedeutung der Expansion Amazons in Osteuropa zu reflektieren. weiterlesen »
Durch die Schocktherapien, die in “kommunistischen” Regimen nach 1989 zur Anwendung kamen, wurden zahllose Arbeitnehmer*innen zur Abwanderung nach Griechenland gezwungen. Hier wurden sie für die Wirtschaft des Landes unverzichtbar. Doch durch die Sparmaßnahmen der Troika, die Griechenland seit Ende der 2000er Jahre auferlegt wurden, kam es zu einer erneuten Vertreibung. Die Forscherin Tsvetelina Hristova denkt über die Folgen nach. weiterlesen »
Die Rechnung der polnischen Regierung ist nicht ganz aufgegangen: Man wollte mit der Schließung des Grenzgebiets zu Belarus einen Ort des Schweigens errichten – die Menschenrechtsverletzungen sollten ungesehen und ungehört bleiben. Doch die Bevölkerung macht da nicht mit. Es gibt zahlreiche helfende Hände und Leute, die sich einmischen. Die Kultur-Anthropologin Maria Gutowska hat Stimmen zusammengetragen. weiterlesen »
Die Verschuldung der privaten Haushalte in Osteuropa nimmt weiter zu und ist für internationale Akteur*innen zu einer gewinnbringenden Anlageform geworden. In Ungarn etwa sind die Bedingungen für die Verschuldung ganz anders als in den stabileren Volkswirtschaften Westeuropas, und die Finanzakteur*innen können höhere und schnellere Renditen erwarten, wie Zsuzsi Pósfai in einem Interview mit Sotiris Sideris argumentiert. weiterlesen »
Seit den Balkankriegen – die sowohl als Katalysator für die Formierung der EU als auch für die Entstehung von Bosnien und Herzegowina dienten – haben sich komplizierte Vorstellungen von “Grenze” und “Abgrenzung” vervielfacht. Heute definieren diese Vorstellungen nicht nur die Gebiete an den äußeren Rändern Nicht-EU-Osteuropas, sondern auch Bürger*innen und Geflüchtete. Die Aktivistin und feministische Theoretikerin hvale versucht, Strategien des Widerstands und der Emanziption zu ergründen. weiterlesen »
Die Krise an der Grenze zwischen Belarus und Polen muss auch als die Erneuerung einer Krise verstanden werden, die durch die Militarisierung der EU-Grenzen ausgelöst worden ist. In einem derart entmenschlichten Kontext können Flüchtende und Schutzsuchende als “Waffen” instrumentalisiert werden. Aber was passiert vor Ort? Und wie lassen sich Auswege finden? Die Fotografin und Forscherin Karolina Gembara sucht nach Antworten. weiterlesen »
Als wäre es nicht genug, dass “systemrelevante” Arbeit systematisch unsichtbar gemacht wird, wird sie durch zielgerechte Stereotypisierung auch noch diskreditiert. Da das Problem dieser “doppelten Ausgrenzung” bislang weder ausreichend erforscht noch öffentlich diskutiert worden ist, rückt die Wissenschaftlerin, Aktivistin und Kuratorin Christine Braunersreuther den Zusammenhang von Care-Migration und Balkanismus ins Blickfeld – und in das politische Bewusstsein. weiterlesen »
Während die EU ihre Außengrenzen mit roher Gewalt markiert, sollen Im Innern Freizügigkeit und Arbeitsverhältnisse gesichert sein – selbstverständlich nur für Leute mit einem EU-Pass. In diesem Geiste steht auch die “europäische Integration”, die Ost und West zusammenwachsen lassen soll. Nichtsdestotrotz entstand in den letzten Dekaden ein Heer von EU-Bürger*innen, die zwar auf dem Papier der Europäischen Union angehören aber de facto entrechtete Arbeitsmigrant*innen sind – und in dieser prekären Eigenschaft den Westen am Laufen halten. Die Anthropologin Tanja Petrović und die Journalistin Maja Ava Žiberna zeigen am Beispiel einer Kleinstadt in Slowenien, wie dieses Europa funktioniert. weiterlesen »