Robotisierung ist in der Automobilindustrie am weitesten fortgeschritten. Doch die Produktion ist bei weitem kein vollautomatisierter Prozess. Menschliche Hände und Hirne werden nach wie vor gebraucht und üblicherweise dort rekrutiert, wo Arbeitskraft “billig” ist, etwa in Bulgarien. Die Architektin Ina Valkanova hat in einer Farbik geforscht, die errichtet wurde, um ein einziges Autoteil herzuerstellen: Rücklichter. Sie berichtet von einem spannungsgeladenen und zerbrechlichem Ort, an dem technologische Visionen auf die Realität der Arbeiter*innen treffen. weiterlesen »
Das politische Potenzial der BLACK BOX EAST als gemeinsamer Raum für transnationale Kämpfe ist Gegenstand fortlaufender Erkundungen. Der Sozialtheoretiker Max Haiven und der Historiker Vijay Prashad versuchen, einen Beitrag zu diesem kollektiven Prozess zu leisten, wenn sie über die Bedeutung des “Ostens” in den radikalen Theorien des Westens diskutieren. weiterlesen »
Was nach 1989 als Übergang vom “Kommunismus” zum Kapitalismus in westliche Geschichtsbücher einging, wird von Rechten in Osteuropa als Erbsünde dargestellt, bei der verräterische Eliten ihr Land an die perversen Technokrat*innen der EU verkauft hätten – ein Mem, das jeden Versuch, eine starke Zivilgesellschaft aufzubauen, zutiefst untergräbt, wie die Sozialforscher*innen Sanja Bojanić und Marko-Luka Zubčić zeigen. weiterlesen »
Wer sich die Lage der Logistzentren im tschechischen Böhmen genauer anschaut, wird stutzig: Fernab von urbanen Zentren entstehen Lagerhallen, LKW-Parks und Autobahn-Anschlüsse. Erst die Vogelperspektive zeigt, dass die Lage nicht willkürlich ist, sondern dass es hier um den nahtlosen Anschluss an die Absatzmärkte des Westens geht. Die Architekt*innen Kateřina Frejlachová und Tadeáš Říha zeigen, wie die Länder Mittel- und Osteuropas neu geordnet werden, ohne dass dabei die Menschen vor Ort, noch die schwierigen Bedingungen der Logistik-Arbeiter*innen eine Rolle spielen würden. weiterlesen »
Das Wissen gehörte zu den (ideologischen) Schlachtfeldern des Kalten Krieges. Ebenso das Nicht-Wissen. Seit 1989, dem offiziellen Ende dieses Krieges, hat sich an diesem Umstand nichts Grundlegendes geändert, vielmehr haben die westlichen Siegermächte einen neuen Gegenstand geschaffen: die Black Box East. Doch, wie die Kulturtheoretikerin Neda Genova in ihrem experimentellen Beitrag erkundet, lösen sich die vermeintlich klaren Trennlinien ideologisch konstruierter Dichotomien, für die die Black Box steht, bei näherer Betrachtung unwiederbringlich auf. weiterlesen »
Die Öko-Bilanz der letzten 30 Jahre ist verheerend – nun soll’s ein “grüner” Kapitalismus richten. Gibt es dazu keine Alternativen? Ein Blick in die ehemalige Sowjetunion drängt sich da nicht gerade auf – man denke nur an die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl aus dem Jahre 1986. Doch der kritische Geograph Salvatore Engel-Di Mauro zeigt, dass der ideologisch zu Grabe getragene Osten eine überraschende Inspirationsquelle bietet. Aus den Fehlern und Erfolgen des Staatssozialismus können wir für die Kämpfe unserer Zeit lernen. weiterlesen »
Die Massenproteste, die im Februar 2014 in Bosnien und Herzegowina stattfanden, sind in vielerlei Hinsicht ein Lehrstück des Widerstands gegen Privatisierungen. Basisdemokratische Prinzipien kamen zum Einsatz, Gemeinschaften entstanden über die künstlichen Grenzen der ethnischen Identität hinweg und – last but not least – Arbeiter*innenorganisationen sowie unabhängige Gewerkschaften avancierten zu den treibenden Kräften. Doch wie genau kamen die Proteste zustande und wie ging es danach weiter? Die Historikerin Anna Calori hat mit Beteiligten und Zeitzeugen gesprochen. Ein Streifzug. weiterlesen »
Die unabhängige Gewerkschaft MPRA wurde im Jahr 2018 aus fadenscheinigen Gründen durch ein Gericht in St. Petersburg verboten. Während der Kampf um die Fortsetzung ihrer Aktivitäten andauert – u.a. versuchte die MPRA kürzlich eine Demonstration durchzuführen, was aber an den Covid-19-Auflagen scheiterte – ist es an der Zeit, einen Blick auf die Geshichte dieser alternativen Arbeiter*innenorganisation zu werfen. Denn sie ist, wie Sarah Hinz und Jeremy Morris zeigen, insbesondere in Zeiten von Neo-Autoritarismus und neo-liberaler Kooptierung ein Lehrstück für Arbeiter*innenkämpfe. weiterlesen »
Während das internationale Geflecht aus neoliberalen Verstrickungen, Abhängigkeiten und Ungleichheiten immer schwerer zu handhaben ist, beschwören wiedererstarkende Nationalismen die “Souveränität” als Allheilmittel. Im “Osten”, etwa in Ungarn und Polen, wird diese rechte Utopie durch eine antikoloniale Rhetorik gegen “fremde Mächte” unterstützt, die jedwede kritische Auseinandersetzung mit Rassismus und Kolonialität blockiert. Die Soziologin Kasia Narkowicz und der Geograph Zoltán Ginelli legen die Strategien der rechten Regierungen und das Versagen der linken Oppositionen offen. weiterlesen »
Seitdem der Westen den ehemaligen Ostblock zu Demokratie erziehen will, sind mit westlichen Geldern geförderte Medien- und Journalismus-NGOs zu einem Job-Generator für weiße Männer aus dem Globalen Norden avanciert. Derweil sind die prekären oder unbezahlten Jobs stets für die Osteuropäer*innen reserviert. Stefan Candea, investigativer Reporter aus Rumänien, war lange Zeit selbst Teil dieser Maschine – bis er es wagte, die Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse zu kritisieren. weiterlesen »
Während die EU ihre Außengrenzen mit roher Gewalt markiert, sollen Im Innern Freizügigkeit und Arbeitsverhältnisse gesichert sein – selbstverständlich nur für Leute mit einem EU-Pass. In diesem Geiste steht auch die “europäische Integration”, die Ost und West zusammenwachsen lassen soll. Nichtsdestotrotz entstand in den letzten Dekaden ein Heer von EU-Bürger*innen, die zwar auf dem Papier der Europäischen Union angehören aber de facto entrechtete Arbeitsmigrant*innen sind – und in dieser prekären Eigenschaft den Westen am Laufen halten. Die Anthropologin Tanja Petrović und die Journalistin Maja Ava Žiberna zeigen am Beispiel einer Kleinstadt in Slowenien, wie dieses Europa funktioniert. weiterlesen »
Der Glaube, dass Nationalismus für “uns” die Erfüllung aller Sehnsüchte und für “die anderen” Tod und Verderben bedeuten kann, ist in westlichen Diskursen verbreitet. Entsprechend werden die Bilder jubelnder Menschen angesichts der “deutschen Einheit” und Bilder des Krieges vom im Zerfall begriffenen Jugoslawien gegenübergestellt. Dabei wird der gemeinsame Nenner dieser Bilder unterschlagen: nach der Auflösung des Ostblocks war die Expansion des Neoliberalismus – ob in Berlin oder Belgrad – nur durch die Vereinnahmung des Gedenkens durch völkische Narrative möglich. Der politische Theoretiker Gal Kirn zeigt, dass “der Feind” emanzipativer Politiken keine Grenzen kennt, obwohl er fortwährend damit beschäftigt ist, (identitäre) Grenzen zu markieren. weiterlesen »
In der Pandemie, deren dritte Welle Anfang 2021 Polen besonders hart getroffen hat, spitzt sich die Lage zu: Kontroverse Aussagen und Beschlüsse der national-konservativen Regierung in Bezug auf Frauen- und LGBTQ-Rechte führten in den letzten Monaten zu noch stärkerer Spaltung der Gesellschaft. Immer mehr Menschen gehen auf die Straße und demonstrieren. Die Übersetzerin, Literaturwissenschaftlerin und Berliner Gazette-Autorin Karolina Golimowska berichtet von den Kämpfen vor Ort. weiterlesen »
Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem offiziellen Ende des Kalten Krieges leiteten westliche Mächte eine neue Phase des “ethischen Imperialismus” ein: die “Probleme” der “kommunistischen” Gesellschaften sollten durch den Kapitalismus gelöst werden. Im Zuge dessen wurde auch das Bild Rumäniens (und Osteuropas im Allgemeinen) mit Stereotypen des Rückständigen und Vormodernen neu modelliert, wie der Fotograf Petrut Calinescu in diesem Interview zeigt. weiterlesen »