Faltige Strassen, verwaschene Haeuser

Hier ist die Waerme eine andere als in Berlin. Kaum dem Flugzeug in Neapel entstiegen, umzingelt sie einen sofort, wie es sonst nur ein Unwetter koennte. Hitze. Flirrend, rauchend, knisternd. Der Flughafen ist eingelassen in die Metropole. Die Stadt beginnt ohne Vorwarnung. Die Haeuser sehen alt aus: faltig, ihre Farben verwaschen. Die Strassen sind holprig. Vespa-Schwadronen fliegen in tollkuehnen Formierungen durch diese engen Gassen.

Kaum jemand traegt einen Helm, manchmal sitzen vier Leute auf einem einzigen Moped. Ohne Vespa faellt die Fortbewegung schwer. Die schmalen Buergersteige sind keineswegs Schutzraum fuer die Fussgaenger, sondern eher eine Verbreiterung der kleinen Strassen – anscheinend ideal, um Ueberholmanoever mit dem Moped darauf zu unternehmen. Um von einem Stadtteil in den anderen zu gelangen, muss man grosse Hoehenunterschiede ueberwinden. Schaut man vom Fusse einer Gasse nach oben, zwickt es kurz im Bauch, weil das Bild so vertraut aussieht.

Waesche ist zum trocknen vor die Fenster gehaengt, ein paar gruen-weiss-rote Flaggen schmuecken die Fassaden, das Licht gleisst, schmirgelt. Menschengewusel, Essensgerueche. Alles ist frisch und alles ist alt. An ein paar Ecken stapelt sich Muell. Schwarze Mini-Muell-Tueten werden als Souvenirs verkauft. Teenager knutschen, tuscheln, lassen die Hormone tanzen. Es ist ewiger Sommer in Neapel.

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