Die Suche nach Wasser

Das Internet verflüssigt sich immer mehr; es wird sozialer, wie es so schön heißt. Aber werden wir in Zukunft auch sozialer suchen? Oder wird das Prinzip der Suche gar ausgetauscht durch das Prinzip der Empfehlung? Die Erfolgsgeschichte von Facebook, bald als Blockbuster in den Kinos, suggeriert letzteres. Das soziale Netzwerk taugt auch als Recherche-Tool für Autoren. Beispielhaft ist die Suche nach Wasser.

Schweißtropfen perlen auf meine Tastatur, während ich schreibe. Brutale Sonne. Mein abgedichtetes Fenster ist alles andere als dicht. Überall Sonnenlecks. Gegen diese Strahlen ist jeder Laser sanft wie eine Katzenpfote. Ich suche nach einer Erfrischung. Im Netz. Und widerstehe dem Drang, meine Anfrage sofort bei Google einzutippen. Verlockender ist “Social Search“, ein Werkzeug, das Facebook März diesen Jahres seinen Nutzern zugänglich gemacht hat. Also suche ich im weltweit größten sozialen Netzwerk: nach Wasser.

Das Geschwätz filtern

Zunächst erscheinen bei meiner Suche Personen. Menschen, die “Wasser“ im Namen tragen. Ich kann meine Suche auf Seiten, Anwendungen oder Veranstaltungen zum Thema Wasser einschränken. Will ich wissen, was die Facebook-Nutzer in ihrem täglichen Gemurmel zum Thema “Wasser“ rauslassen, kann ich mir entsprechende Beiträge anzeigen lassen und auch hier die Suche wieder verfeinern: Will ich Notizen, Pinnwandeinträge und Statusmeldungen, Fotos oder Videos zum Thema sehen?

Was ich nicht hören beziehungsweise lesen will, kann ich ausblenden. Beispielsweise besagtes Gemurmel der Facebook-Nutzer. Ich lasse nur die Seiten zum Thema stehen. Neben unzähligen Spaßseiten (“was ist flüssiger als wasser? Hausaufgaben – die sind überflüssig!”) findet man auch Ernstes. So gibt es eine Gemeinschaftsseite, die die beste “Wissenssammlung zu diesem Thema“ auf Facebook werden will.

Kurz vorm Hitze-Kollaps gehe ich zurück auf Anfang: Auch bei der Seitensuche, kann ich eingrenzen. Soll die Seite zu einer gemeinnützigen Organisation gehören, einer Firma oder vielleicht einem Promi? Die erste Seite, die bei gemeinnützigen Organisationen auftaucht, trägt den Namen “Ich stehe extra lange in der Dusche, weil ich heißes Wasser liebe” und wird im Moment von 10.220 Nutzern “unterstützt”). Insgesamt gibt es nur sechs Ergebnisse für Wasser-Seiten, die zu gemeinnützigen Organisationen gehören.

Die Facebook-Suche als Schreibwerkzeug

Im Moment besteht der “soziale” Teil der Suchergebnisse vor allem aus Fun-Pages und einem gefilterten Blick in den Facebook-Livestream. Solche Impressionen lassen sich mit Hilfe von Google nicht so leicht finden (auch wenn es hier inzwischen viele Optionen gibt, um die Suche zu verfeinern).

Vielleicht wird daraus in Zukunft ein Werkzeug für Journalisten, um an O-Töne zu ganz spezifischen Themen zu kommen. Ein aktuelles Beispiel ist die Suche nach dem Wort “Tunnel“ – hier kann mir Facebook die Statusmeldungen meiner Freunde (oder auch alle Beiträge) anzeigen, die sich auf das Unglück bei der Loveparade in Duisburg beziehen.

Doch nicht nur Journalisten können die Facebook-Suche nutzen. Auch für andere Kreativ-Schreiber kann der gefilterte Facebook-Livestream eine Inspirationsquelle sein. Hier kann ich in Echtzeit die Gedanken von vielen Menschen zu einem bestimmten Thema sehen – ohne, dass es eine Festlegung auf bestimmte Textformen gibt. Bei einer ganz aktuellen Suche [29.07.10; 10:25] zum Stichwort “Wasser” finde ich ein Gedicht, ein Zitat aus dem Koran und die aktuelle Temperaturmeldung eines Berliner Ausflugsees.

Reality Check nicht vergessen

Trotz der “sozialen Suche” und den vielen anderen Facebook-Werkzeugen, sollte man nicht der grassierenden Illusion aufsitzen, Facebook sei identisch mit dem World Wide Web. Selbst wenn es für viele zusehends danach aussieht: Der Facebook-Daumen und der Facebook-Login tauchen auf immer mehr Webseiten außerhalb des Netzwerkes auf. Außerdem wirkt Facebook auf den ersten Blick viel übersichtlicher und bequemer als der Datenozean da draußen – so dass viele ihre Online-Zeit ausschließlich dort verbringen.

Ein Reality Check bleibt wichtig. Etwa mit der Suche nach Wasser. Aber geben Sie das Stichwort nicht nur bei Google ein. Es gibt zahlreiche andere Suchmaschinen. Auch ökologisch freundliche, wie ecocho.eu.

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