Eingeschifft und eingebuergert

Seit 1980 beschaeftige ich mich mit Laos. Ich studierte von 1980-1985 Asienwissenschaften/ Geschichte Suedostasiens und Laotistik an der Humboldt-Universitaet zu Berlin. Danach arbeitete ich als wissenschaftlicher Assistent am Suedostasien-Institut mit dem Forschungsschwerpunkt Laos. Ende 1989 bin ich fuer mehrere Jahre in die Entwicklungszusammenarbeit gegangen, um meine Sprach- und Landeskenntnis in der Praxis anwenden zu koennen und zu verbessern. Zwischen 1994 und 1999 habe ich dann zu dem Thema Laos promoviert. Ich wurde Bueroleiter und Programm-Koordinator fuer die Deutsche Agentur fuer Entwicklungszusammenarbeit bzw. den Deutschen Entwicklungsdienst [DED] in Laos und Thailand.

Seit Ende 1999 arbeite ich wieder in der Entwicklungszusammenarbeit. Seit der Gruendung der Deutsch-Laotischen Gesellschaft e.V. [DLG] im Jahr 1998 durch ehemals in Laos taetige Experten, Entwicklungshelfer, Botschafter a.D. sowie Wissenschaftler und Unternehmer, bin ich auch der Vorsitzende des Vorstandes, d.h. dass ich nach wie vor sehr eng mit der Entwicklung in Laos verbunden geblieben bin. Zweck der gemeinnuetzigen DLG ist neben vielen anderen Themen die Pflege von Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Demokratischen Volksrepublik Laos als Beitrag zur Voelkerverstaendigung und der Foerderung der Entwicklungshilfe.

2001 und 2003 wurde von der DLG der Mekonglaendertag mitorganisiert. Der laotische Botschafter uebernahm fuer den laosspezifischen Teil die Schirmherrschaft ueber dieses Event. Die Vorbereitung des zweiten Mekonglaendertags im Rahmen der Asien Pazifik Wochen des Berliner Senates [APW, Schirmherrschaft Bundespraesident] bildete die Hauptaktivitaet des Vereins im Jahre 2003. Mehr als 1000 Besucher nahmen die Gelegenheit wahr, die verschiedenen Vortraege, Foren und Veranstaltungen zu besuchen.

Ein weiteres grosses Event der DLG war beispielsweise der gemeinsame kleine Neujahrsempfang mit allen Mitarbeitern der laotischen Botschaft aus Anlass des Neuen Jahres, das nach dem laotischen Kalender am 16.4.2004 begonnen hat. Da der buddhistische Kalender 543 Jahre aelter ist als der gregorianische, befinden wir uns jetzt also im Jahr 2547; im Jahr des Affen. Ueberhaupt ist die Entstehung der verschiedenen [laotischen] Kalender eine sehr interessante Geschichte.

Im Zeitraum von 1974 bis 1999 hielten sich ca. 2.500 Laoten in der DDR bzw. nach dem 3. Oktober 1990 im wiedervereinigten Deutschland auf. Aufenthaltszwecke waren die berufliche Aus- und Weiterbildung oder eine Hoch- oder Fach[hoch]schulausbildung in vielen verschiedenen Fachrichtungen. Ueber diese Menschen habe ich eine Verbleibsuntersuchung durchgefuehrt, welche deren Situation darzustellen versucht und praktische Anregungen fuer kuenftige arbeitsmarktbedarfsgerechte Aus- und Weiterbildungsstrategien geben soll. Trotz der teilweise schwierigen Umstaende bei der Reintegration finden wir heute viele dieser Rueckkehrer in der 2. Reihe der wichtigsten Fuehrungspositionen des Landes wieder. Der gegenwaertige laotische Botschafter in Deutschland ist einer von ihnen.

Heute gibt es in Berlin nur sehr wenige laotische Migranten. Alle, die ich kenne, haben Arbeit und sind dadurch gesellschaftlich gut integriert. Die Laoten, die hier eine Ausbildung erhalten haben, hatten natuerlich optimale Voraussetzungen. In der ganzen Diskussion um missglueckte Integration sind sie aus meiner Sicht eine wirkliche Ausnahme.

Laoten haben grosses Vergnuegen am Essen; sie scheinen sich diesem Spass den ganzen Tag ueber zu widmen. Die Zeit zwischen Mittag- und Abendessen wird gern mit einem Imbiss aus einer der vielen Garkuechen oder den Suessigkeitenstaenden ueberbrueckt. Zu den Hauptmahlzeiten gibt es Reis, der von verschiedenen Beilagen wie Suppen, scharf gewuerzten Salaten, Kurzgebratenem mit Gemuese u.a. begleitet wird. Laoten essen am liebsten in Gesellschaft.

Fleisch [manchmal noch halbroh] ist immer mundgerecht geschnitten, so dass sich der Gebrauch eines Messers eruebrigt. Gabel und Loeffel sind das gebraeuchliche Essbesteck, oft auch direkt aus dem grossen Topf. Staebchen werden nur fuer Nudelsuppen oder in chinesischen und vietnamesischen Restaurants benutzt. Auf dem Lande ist die rechte Hand alles, was man als Essgeraet braucht. Sie wird benutzt, um den typischen Klebreis zu greifen, zu kneten, in spezielle, oft sehr scharfe, Sossen zu tauchen und schliesslich zu essen. Viele der guten Thai-Restaurants in Berlin, wie z.B. das Mao Thai und das Kamala, werden von Laoten gefuehrt.

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