Die Sprache der Diplomatie

Joschka Fischer und Peter Sloterdijk haben sich am Samstag im Haus der Kulturen der Welt ueber Diplomatie unterhalten. Nicht gestritten? Nicht wirklich, und zum Teil wuerde ich das auf eine beiderseitige Abgrenzung von den geradezu talkshowhaft stichelnden und zugleich unertraeglich vagen Fragen des Moderators zurueckfuehren: >Herr Fischer, Herr Sloterdijk hat eben den Diplomaten und damit Sie einen >Hypokrit< genannt, was sagen Sie dazu?< >Professor Sloterdijk, der politische Diskurs in Deutschland als Sandkastenspiel – denken Sie, Fischer tut Ihnen damit unrecht?< >Herr Fischer, meinen Sie auch, dass Sie persoenlich nur ein Verwalter waren, kein Akteur?< Sloterdijk fasste in seinem Beitrag einige Begriffsschoepfungen und Ueberlegungen aus seinem letzten Buch >Zorn und Zeit< nachvollziehbar und anregend zusammen. Fischer, der inzwischen in Princeton lehrt, unterschied zwei Arten der Diplomatie: Waehrend die Diplomatie zunaechst vielleicht primaer darauf abzielte, die jeweilige Seite fuer den bereits beschlossenen Krieg in eine moeglichst vorteilhafte Position zu bringen, trat spaeter eher das Krisenmanagement in den Vordergrund, nachdem angesichts der Moeglichkeit eines Nuklearschlags Krieg nicht mehr als Fortsetzung der Politik verstanden werden konnte. Diese zweite Konzeption von Diplomatie geraet Fischer zufolge in der Gegenwart allerdings durch die fortschreitende Proliferation selbst in die Krise. Diese relativ klare Analyse umwob Fischer allerdings mit zahlreichen Andeutungen, die durchaus einer Nachfrage bedurft haetten, und vielleicht sogar einer Gegenstimme. Es blieben viele Fragen und das Gefuehl, nicht eingeweiht zu sein. Wenn, wie Fischer uns beschied, selbst die duemmsten Diplomaten all die hochkodifizierten Aussagen der staatlichen Repraesentanten verstehen, fragt man sich doch, ob ein Diplomat sie nicht auch an seinen Souveraen, die Buergerinnen und Buerger uebermitteln koennte.

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