Die Peggy Bundy unter den Vorstadtnutten

Das StudiVZ. Auch ein virtueller Vorglueh-Park [>Ich glueh haerter vor, als du Party machst<] fuer die >Pornobrillen sind porno<-Generation haelt die ein oder andere belanglose Kleinigkeit bereit, die man sonst nie erfahren haette. Zum Beispiel fragte gestern eine entfernte Kommilitonin an, ob sie wohl meine >Freundin< werden duerfe. Ja, wieso nicht? Auf ihrer Freundesliste fand sich dann ein junger Mann, wohnhaft in meiner Heimatstadt, den ich zwar im Leben nicht gesehen habe, dessen Mutter aber eindeutig meine schon morgens um zehn einen suesslichen Alkoholgeruch verstroemende Kunstlehrerin aus der Mittelstufe sein muss, die mit Leopardenleggins, verschmiertem Lippenstift und freigelegtem, recht knittrigem Dekollete eine Mischung aus Peggy Bundy und abgewrackter Vorstadtnutte gab und sich angeblich auf der Klassenfahrt vom blondiert-dauergewellten Sonnenbank-Jochen, dem SoWi-Lehrer, Mokassins mit weissen Tennissocken [DIESE 80er-Mode kommt nicht wieder, oder?], durchnudeln liess. Daran erinnert zu werden ist ganz lustig, zumal daran, dass ein Hochschulbesuch schon zu anderen Zeiten offensichtlich nicht vor boulevardesken Entgleisungen schuetzte. Schoen ist aber auch, mit einigem Abstand zu erfahren, dass diese Frau nicht nur Lehrerin ist und damit naturgegeben alle moeglichen Gemeinheiten ueber sie im Umlauf sind, von denen vielleicht die Haelfte tatsaechlich stimmt, sondern dass sie eben im Nebenjob z.B. fuer diese meine Freundeslistenneuerwerbung eine nette, muetterliche Freundin ist und sein kann. Zugegeben, eigentlich belanglos, aber nicht ganz. Als Endzeit-Studentin allerdings, noch dazu als eine irgendeiner Geisteswissenschaft, also als eine solche, fuer die es langsam ernst wird, Boheme oder Prekariat [oder ist das dasselbe?] empfiehlt sich vielleicht alternativ oder auch ergaenzend die Anmeldung im PennerVZ. Um seine Daten braucht man sich hier keine Sorgen zu machen, an Persoenlichem ist lediglich der Spitzname [Rudi oder Gabi eben] und der ungefaehre Standort der Bruecke gefragt, unter der man vorzugsweise naechtigt. Und schon kann man auch hier den Synergie-Effekt hemmungslos nutzen: >Wie heisst die Suesse neben Dir in der Bahnhofsmission?<, >Einkaufswagen Sharing: So sparst du Energie!< Auch eigentlich belanglos, aber nicht ganz.

Ein Kommentar zu “Die Peggy Bundy unter den Vorstadtnutten

  1. Wunderbar! Vorstellbar auch an anderer Stelle, etwa als Postskriptum der Aram Lintzel-Kolumne in Literaturen “Blaues Blut ist ueberall” [Ausgabe 03/07], in der der Autor ueber die Website http://www.edelleute.de schreibt, bzw. die Anstrengungen der Cyber-Aristokraten und ihrer elektronischen Museumswaerter in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext stellt. Allerdings hat das hier eindeutig mehr Witz – weiter so! Mein PS dazu ist wiederum eine andere Art der Fussball-Referenz [bei Lintzel gibt es die Premier League Metapher als Klassenverweis]: Schon seit zwei Wochen spricht die Sportschau vom groessten und wohlgemerkt “spannendsten” Abstiegskampf aller Zeiten. Heisst es nicht, im Fussball widerspiegelten sich die gesellschaftlichen Verhaeltnisse? Prima, jetzt ist der Klassenkampf also auch noch ein spannender! Aehm: ein spannendster! Eine Zaesur? Vielleicht. Gestern hiess es noch: Alles wird gut. Heute dagegen: Alles wird Film.

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