Die Lust der Negation

Es ist nicht einfach nur ein alter Stereotyp ueber England: Deutschland geniesst auf der Insel einfach kein besonders hohes Ansehen. Trotz der Kampagnen, die die deutsche Botschaft in England mehrmals durchgefuehrt hat, um diese Situation zu aendern, scheint es, dass die Vorurteile und der Mangel an Interesse sich nicht so einfach vertreiben lassen. Die lachenden Gesichter von Boris Becker, Claudia Schiffer und Schumacher auf den Plakaten in Central London waren wohl nicht locker genug, um einen Wandel herbeizufuehren… Deshalb fuehle ich mich manchmal ein bisschen komisch, wenn ich in diesem Land, wie vor ein paar Tagen, mit Freunden in einem Zimmer vom St. John’s College sitze und ueber unser Interesse an der deutschen Literatur rede. Ich komme mir dann vor wie Teil einer Gruppe von Verschwoerern, die ihre Geheimnisse mit den anderen Eingeweihten der Untergrundsorganisation teilt. Bei der letzten interessanten Diskussion ging es um die Ausdruecke, die unserer Meinung nach typisch deutsch sind. Die allgemeine Meinung zu diesem Thema war, dass die deutsche Sprache eine auffaellige Expressivitaet aufweist, wenn es zur Negation kommt. Es ist nicht unbedingt so, dass die Sprache mehr Formen der Negation hat als andere. Aber es wird offenbar mit mehr Genuss geleugnet, verneint und negiert. >Das stimmt aber gar nicht.< Was fuer eine grossartige Form der Negation! Im Vergleich dazu, klingt der Ausdruck >that’s not true at all< charakterlos. Vielleicht ist unsere Meinung zum Thema nur das letzte Beispiel der englischen Vorurteile ueber die Deutschen. Das stimmt aber gar nicht! In unseren Diskussionen verneinen wir einfach nur so liebend gern. Vor allem auf Deutsch.

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