Dessous für den Ernstfall

Die Billigflieger haben unsere Fluggewohnheiten verändert und eine neue Airline Culture hervorgebracht – auch weil sie versuchen, immer noch günstiger zu sein, als sie es ohnehin schon sind. Dabei sparen sie an den seltsamsten Stellen. Was, wenn man darauf nicht vorbereitet ist? Und welche Rolle spielt Unterwäsche dabei?

Die junge Dame am Hamburger Flughafen sagte: “Sie dürfen aber nur ein Gepäckstück mitnehmen”. Dabei flog ich mit KLM, nicht Ryan Air. Ich hatte nur leider das Kleingedruckte nicht gelesen, und fand für vier Wochen ein Koffer, eine Reisetasche und ein Bordcase nicht zu viel.

Ich war beim Packen dem Ratschlag gefolgt, dass eine Lady nie mehr mitnehmen sollte, als sie im Falle eines Zwistes würdevoll allein wegtragen kann. 55 Euro für ein Gepäckstück pro einfachem Flug waren es mir dann aber doch nicht wert. Also wurde der Koffer umgepackt.

What you wear is who you are

Wenn meine Mutter uns Kinder darauf hinwies, dass Unterwäsche, die man am Körper trägt, stets völlig makellos sein müsse – denn was würden im Fall eines Unfalls Sanitäter und Ärzte sonst wohl von einem denken? – hatte ich immer gelacht. Ich war überzeugt, dass sie im Notfall Wichtigeres zu tun haben, als auf eine Sicherheitsnadel am Träger zu achten.

Nun war ich aber froh, dass meine Dessous, die ich im Flughafen zahlreichen erfreut interessierten Mitreisenden präsentierte, absolut makellos waren, und das sonst in Ratgebern stets beschriebene heimliche Glücksgefühl – “Ich weiß ja, dass ich unter meinem Kleid was Tolles von La Perla trage” – konnte ich mit allen Umstehenden teilen. Jetzt wussten es alle. Und zum Glück brachte ich tatsächlich alles in Koffer und Boardcase unter!

Entschädigt wurde ich beim Umsteigen in Amsterdam: Noch nie habe ich so viele Männer gesehen, die ihre Gürtel an der Körperkontrolle ablegen mussten – und manche Herrenunterwäsche hätte den Rat meiner Mutter durchaus vertragen. Einige hatten sicherheitshalber ganz darauf verzichtet.

Reisen mit dem Blick der Bloggerin

Ich schreibe ein Blog über meine Reise. Verändert das die Reise an sich? Schon: Ich sehe den kleinen Ärger jetzt gleichzeitig unter dem Blickwinkel des Komischen und Verwertbaren. Betrachte mich distanziert, wie ich da in den Gepäckstücken wühle.

Wurde auch nicht ungeduldig, als ich in Edinburgh auf Tim wartete, der nach meiner Landungs-SMS ein Mietauto holen und so erst 30 Minuten später da sein konnte. Ich saß zufrieden auf einer Bank und machte mir Notizen für das Blog. Gefühlte Zeit: Fünf Minuten, bis mich ein großer Unbekannter begrüßte, in der Hand ein Schild: “Britta”. Ich war angekommen.

4 Kommentare zu “Dessous für den Ernstfall

  1. Das ist charmant, aber stellenweise doch etwas unglaublich: Passagiere ohne Unterwäsche? das kann ich nicht glauben :)

    Ansonsten bin ich ganz ihrer Meinung: Man sollte den Rat der Mutter stets befolgen!

  2. Liebe Silvia: die Herren auf dem Flughafen in Amsterdam hatten auf Unterhemden verzichtet, man sah dann ihre nackten Bäuche beim Hochrollen der T-shirts, um an den Gürtel zu kommen – ob sie Tangas trugen, konnte ich nicht sehen :-) Britta

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