Der Tod des Autors

>Der Autor muss sterben, damit sein Stueck aufgefuehrt werden kann.< Dieser Einfall laesst im Sheraton noch einmal Hoffnung aufkommen. Das Theaterensemble, das hier seit Wochen hausiert und im 19. Stock fuer das Stueck >Glueckliche Reise< im Hotel-eigenen Theater probt, wurde schon mehrfach rausgeworfen. Nun ist am Tag der Premiere auch noch der Deal mit einem Sponsor geplatzt und der Hotel-Direktor kennt keine Gnade.

Thomas Ostermeiers neue Inszenierung >Room Service< - 1937 am Broadway mit Stars wie Frank Sinatra uraufgefuehrt, nur ein Jahr spaeter fuer RKO mit den Marx-Brothers verfilmt und nun mit dem Komiker Kurt Kroemer in der Rolle des Produzenten Gordon Miller in der Schaubuehne – geht vor diesem Hintergrund in den Endspurt.

Es knallt hinter den Kulissen und fuer einige Sekunden – oder sind es Minuten? – entsteht Verwirrung, auf der Buehne, auf den Zuschauerraengen: Ist jetzt wirklich etwas Unvorher- gesehenes passiert? Schauspieler eilen hinter die Buehne, ein Regieassistent kommt zur Hilfe und wendet sich postwendend an das Publikum, um Geduld bittend. Auch in einigen anderen Szenen spielt die Auffuehrung dieses ohnehin schon selbstre- ferenziellen >Theaters< mit den Grenzen der Illusion – Kurt Kroemer spielt sich in einer Szene selbst; in einer Faekalszene scheint echter Kot im Spiel zu sein -, doch hier bleibt einem wirklich das Herz stehen. Allerdings geht es nur darum, den Hoteldirektor einmal mehr in die Irre zu fuehren: Leo Davis, der Autor des Stuecks, taeuscht sein Ableben vor. Es gilt den Hotel-Direktor hinzuhalten. Doch kann der Tod des Autors so lange dauern wie sein eigenes Werk? Davis und Kollegen versuchen alles, um den Tod hinaus zu zoegern. Diese Zeitstreckung zeigt Ostermeier im Schnelldurchlauf: Die Figuren zappeln, schuetteln sich, fuehren keine vollstaen- digen Bewegungen aus, als haette der Regisseur den Fast- Forward-Knopf gedrueckt – aus dem Film kennt man diesen Kunstgriff –, als stuenden sie unter dem Einfluss eines Voodoo-Zaubers. Schliesslich vollfuehren sie noch eine absurde Beerdigung – eine vom Nachttisch aus gehaltene Begraebnis- ansprache und Erde aus dem Blumentopf inklusive. Gestoert wird dieses Ritual nur durch Uneingeweihte, die aufgeregt ins Zimmer stuerzen: >Das Stueck kommt beim Publikum gut an!<

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