Immer noch zwischen den Orten: von Berlin nach Hamburg nach London nach Newcastle und seit neuerem auch nach Edinburgh. Von dort startet seit kurzem ein Billigflieger ins fuerchterliche Deutschland. Warum fuerchterlich? So ganz einsichtig ist mir das auch nicht mehr, wahrscheinlich eine Haltung, die sich ueber Jahre in das Gehirn eingeschrieben hat und nun nicht mehr weg will.
Jedes Land ist ja auf eigene Weise abstossend und mit unangenehmen Menschen bevoelkert. [Schon gut: auch mit angenehmen.] Warum eigentlich wird Patriotismus als positiver Wert gesehen? Den Geburtsort waehlt niemand selbst aus.
Wann immer ich in Grossbritannien Leuten erzaehle, ich wohnte jetzt in Berlin, fangen deren Augen an zu leuchten. Wie toll; besser waere vielleicht noch Paris in den Augen mancher. Mir selbst geht es anders herum. Viel schoener ist es doch in London [oder Belleville]. Menschen, die in Paris leben, sagen, dort sei es zu hart. Waehrend meiner letzten Reise aber hoerte ich einen Briten ueber die vielen Polen im Land reden und irgendwann: einzig eine nationalsozialistische Regierung wuerde abhelfen. In Berlin wiederum stinkt es nach Preussen mit grossgeklotzter Architektur und zu erwartendem Stadtschloss.
Vor kurzem wurden in Berlin Kulturposter mit arno-brekerschem Statuenarsch vor dem Nazi-Olympiastadion plakatiert. Dass sich der Sport nicht um politische Vergangeheit schert, verwundert wenig; dass ueber diese Hintertuer der Nazischmodder zum Allgemeinkulturgut wird, aergert mich, ist aber vielleicht gar nicht so neu. Dem ortsbezogenen Aergernis – um wieder an den Anfang zurueckzukehren – entkomme ich durch die fortwaehrende Mobilitaet kaum. Es potenziert sich in dem Mass, mit dem sich das Wohlbefinden und Zuhausefuehlen in anderen Staedten zunimmt. Metropolitismus schuetzt vor Menschen nicht.