Heute findet die Sommersonnenwende statt. >Welche Sonne?<, frage ich mich. Irgendwie habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Ich muss an den Tag zurueckdenken, an dem sie mich in diesem Jahr zum ersten Mal beglueckte. Es war der erste Mai.
Auch wenn ich diesen Tag mit Krawall und Gewalt verbinde, hatte ich es doch geschafft, mich dem Trubel zu entziehen und mich an diesem wunderschoenen Tag vom Wetter, der Musik und den Menschen inspirieren zu lassen. Ich lernte neue Leute kennen. Manche kamen aus Bayern, andere aus Frankreich. Mit ihnen hatte ich den Abend gemuetlich bei einem kuehlem Bier verbracht, sie erzaehlten viel ueber sich und ihr Leben. Ich lag in der Sonne, tanzte und traeumte.
Ich hatte das Gefuehl, dass alle Leute endlich aus ihren Loechern gekrochen kamen. Und das meine ich wortwoertlich so. In dieser wunderbaren Atmosphaere erschienen dann diese Menschen, auf die ich an diesem Abend am ehesten haette verzichten koennen. Ich weiss nicht, wie andere Leute sie nennen, aber fuer mich sind es einfach nur Yuppies. Sie sind eingebildete, hochnaesige Menschen, die von sich sehr ueberzeugt sind und Menschen, die anders sind, kaum an sich heranlassen.
Sie draengelten sich selbstverstaendlich ohne Ruecksicht auf andere Leute durch die Menge und stiessen auch mich dabei fast zu Boden. Nachdem ich mich, um mich mit Getraenken zu versorgen, aus der Menge rausgekaempft hatte, durfte ich mir doch tatsaechlich anhoeren, wie ruecksichtslos und ignorant ich sei. Wie haette es auch anders sein sollen?
Es haette mich auch schwer gewundert, wenn sie sich nicht aufgeregt haetten. Niemand verschwendete bei diesem Open Air auch nur einen Gedanken an Unzufriedenheit, geschweige denn an Krawall und Gewalt, nicht wahr? [Anm. d. Red.: Die Verfasserin des Textes nimmt am CRASHKURS ONLINE-MEDIEN der Berliner Gazette teil.]