Wohnungen für alle? Jugendliche und Geflüchtete kämpfen gemeinsam um politische Teilhabe

Berliner Schülerinnen und Schüler solidarisieren sich mit Geflüchteten aus dem Irak, aus Afghanistan und aus Syrien. Bei einer Demo durch die Hauptstadt fordern sie “Wohnungen für alle”. Werden hier politische Anliegen willkürlich miteinander vermischt? Oder entstehen zukunftsweisende Allianzen? Berliner Gazette-Herausgeber Krystian Woznicki läuft im Protestzug mit.

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Auf einer Straße im Prenzlauer Berg drängt am Samstagnachmittag ein sonderbarer Protestzug vorwärts: Jugendliche, nicht älter als 18, manche im punkigen Look mit schwarzen Klamotten und gefärbten Haaren, marschieren zusammen mit Geflüchteten.

Sie skandieren “No border, no nation, stop deportation!” oder “Brecht die Macht der Banken und Konzerne!”. Sie spielen “Ton Steine Scherben”-Songs aus den 1970ern und aktuelle syrische Antikriegslieder. Manch einer, der am Straßenrand steht, guckt etwas ungläubig. Doch auch die Demonstrierenden wirken wie von sich selbst überrascht – wohl auch, weil sie keinem einstudierten Ritual folgen.

Ein Schüler verteilt Flugblätter. Er nutzt die Aufmerksamkeit, die der Protestzug akustisch erzeugt, um in der Nachbarschaft für das Anliegen zu werben: “Bezahlbarer Wohnraum für alle!” Eine Frau mit Einkaufstaschen, zwei Kinder mit Smartphones und ein älterer Mann mit Gehhilfe bleiben stehen und beginnen zu lesen.

Der Blick auf das geschriebene Blatt Papier wird während des Protestzugs, der sich von der Prenzlauer Allee S-Bahn-Station über den Bahnhof Bornholmer Straße bis hin zum Rathaus Pankow bewegt, eine leitmotivische Geste bleiben. Auch unter denjenigen, die bei den Kundgebungen ins Mikrofon sprechen.

Übersetzte Flugblätter

Das geschriebene Blatt Papier – man liest darauf, was man nicht verstehen kann. Oder man liest davon ab, was man sonst nicht sicher genug vortragen könnte. Das Lesen und die Unsicherheit, die es kompensieren soll – all das scheint die Protestierenden untereinander aber auch mit jenen zu verbinden, die durch den Protest aufgerüttelt werden sollen.

In den Tagen zuvor sind Übersetzungen der Flugblätter angefertigt worden – ins Arabische, ins Persische und in andere Sprachen. Einige Schüler, die nicht mit auf Klassenfahrt gefahren waren, haben in der Notunterkunft Wicherstraße eine Projektwoche gemacht. Sie haben im Zuge dessen auch auf die Übersetzerqualitäten der Bewohner zugreifen können, nachdem sie ihre Protestprosa ins Englische übersetzt hatten.

Die Reaktionen reichten von “starke Texte!” bis hin zu “was ist hier los?”. Letzteres vor allem durch besorgte Beobachter provoziert, die meinten, hier würden “die Flüchtlinge” für eine Sache “übelst instrumentalisiert”. Eine Besorgte schrieb in einem Facebook-Forum: “Wir stehen mit den arabisch-sprachigen Bewohnern aus der Notunterkunft in permanentem inhaltlichen Kontakt und sie haben überhaupt keine politischen Ambitionen und schon gar keine antikapitalistischen”. Hitzige Diskussionen folgten.

Als die Demonstrierenden in die Wicherstraße ziehen und an der Notunterkunft halten, um dort eine Kundgebung zu starten, gesellen sich rund 50 weitere Geflüchtete dazu, andere bleiben beim Zaun der Turnhalle stehen und beobachten das Treiben, das wie üblich von der Polizei begleitet wird, aus sicherer Entfernung. Der Sprecher der Solidarischen Jugendbewegung Pankow, die diese Demo organisiert hat, ergreift das Mikro.

Mangel an sozialem Wohnraum

Kurze, braune Haare, Akne, Körper und Stimme unter Strom. Dann zwei weitere aus dem Protestzug, zunächst einer mit Nivea-Gesicht und Hornbrille, dann ein anderer mit wuchtigen Dreadlocks. Die Jugendbewegung besteht auch aus zahlreichen jungen Frauen, doch keine von ihnen wird an diesem Nachmittag eine Rede halten.

Schließlich spricht eine Vertreterin des Unterstützerkreises der Notunterkunft Wicherstraße, einer Nachbarschaftsinitiative von über 2000 Prenzlauer Bergern, die sich nach der krisenbedingten Umwidmung der Turnhalle im vergangenen September formiert hat. Da war das Wort “Willkommensbürger” zwischen Athen und New York noch in aller Munde.

“Ich bin nicht so gut am Mikro” schickt sie vorweg. Was sie zu sagen hat, ist vielleicht das Reifste, was bei dieser Demo vorgetragen wird. Sie verzichtet weitgehend auf Polit-Floskeln, spricht aus dem Bauch heraus über den knapper werdenden sozialen Wohnraum. Sie ist Mitte dreißig und muss ihren Text nicht ablesen. In den vergangenen Wochen hat die kräftig gebaute Frau verschiedene Initiativen rund um die Notunterkunft auf den Weg gebracht, darunter die AG Wohnen.

Viele der Geflüchteten stehen inzwischen in den Startlöchern. Sie haben eine befristete Aufenthaltserlaubnis und die realistische Aussicht auf dauerhaftes Bleiben. Jetzt gilt es aus dem improvisierten Leben in der Turnhalle den Sprung in eine Wohnung zu schaffen. Doch vieles deutet darauf hin, dass die Bewohner in ein Containerdorf verlegt werden.

Die AG Wohnen versucht dies abzuwenden, schreibt Agenturen wie Immobilien Scout an, Wohnungsvermieter und solidarische Netzwerke. Der Prozess gestaltet sich zäh. Der Frust setzt Energien frei, die bei dieser Demo spürbar sind.

Die Schüchternheit des Protests

Im Protestzug sind auch Kinder, manche albern herum, die Polizisten wirken entspannt. “Löhne rauf, Mieten runter” skandieren die Demonstrierenden, als sie die Schönhauser Allee überqueren, dann auch “Kein Mensch ist illegal, Bleiberecht für alle”. Die Protestchöre ertönen entweder auf Deutsch oder Englisch. Bei der Kundgebung vor der nächsten Notunterkunft in der Malmöer, in der ausschließlich Männer untergebracht sein sollen, kommen die Geflüchteten selbst zu Wort. In ihrer Sprache.

Ein aus Afghanistan Geflüchteter bekommt das Mikro in die Hand. Er findet rasch die erste Textzeile auf dem Blatt, das er in der anderen Hand vor sich hält. Als er in das Mikro hineinsprechen möchte, schnellt ein Mitglied der Solidarischen Jugendbewegung zu ihm und richtet den Winkel damit er besser zu hören ist. Die Stimme ist nun laut und deutlich zu vernehmen. Es ist der schillerndste Moment des Tages.

Vielleicht weil das Gesprochene in einer anderen Sprache daherkommt, rückt die Stimme so stark in den Fokus. Die Schüchternheit des Sprechers ist kaum zu überhören und sie ist berührend. Die Stimme intoniert den politischen Text vorsichtig, geradezu tastend.

Die Leute vor der Notunterkunft – Geflüchtete, Security-Mitarbeiter und Passanten – gucken wie gebannt. Einige von ihnen verstehen den Inhalt des Gesprochenen, manche lesen das übersetzte Flugblatt, das sie gerade von den jugendlichen Aktivisten in die Hände gedrückt bekommen haben. Die meisten Mädchen und Jungs von der Jugendbewegung verschnaufen derweil, sitzen auf der Straße, beginnen miteinander zu quatschen.

Ein gemeinsames Anliegen?

Immer wieder ist an diesem Nachmittag von Solidarität die Rede. Solidarität etwa, die die Jugendbewegung mit den Geflüchteten demonstrieren möchte. Die Schüler appellieren an den Gemeinsinn. “Lasst es nicht zu, dass man einen Keil zwischen uns treibt. Wir müssen zusammenhalten. Wir alle haben ein gemeinsames Anliegen.” Und dann: “Say it loud and say it clear, refugees are welcome here!”

Hier geht es also um die Solidarität mit den Schwächsten und Schutzbedürftigsten. Einerseits. Anderseits geht es um eine Solidarität unter Gleichen, einen Schulterschluss auf Augenhöhe. Diese Idee bringen Slogans zum Ausdruck, die Kritik am Gebaren des Staats sowie an der neoliberalen Wirtschaft üben. Beides werde zur systemischen Bedrohung für Menschen- und Bürgerrechte.

Man mag diese Herleitung etwas kopflastig finden, zumal hier auf der Straße Stimmung gemacht wird, die auf emotionaler Ebene ansteckend sein soll. Und in der Tat ist kaum zu verhehlen, dass Einiges von dem hier Demonstrierten etwas seminaristisch rüberkommt. Doch wen wundert es? Hier protestieren keine erfahrenen Demonstranten.

Die Schülerinnen und Schüler bringen ihre im Reifen begriffene Weltsicht zum Ausdruck, ihre Haltung, ihre Angst. Geflüchtete erscheinen ihnen wie natürliche Verbündete. Das wird vor allem dann nachvollziehbar, wenn die Protestrufe und -reden auf das Thema “Bezahlbares Wohnen” kommen.

Die Jugendlichen, die bei dieser Demo die Wortführer sind, sehen ihren Zugang zum Wohnungsmarkt versperrt. Und sie betonen: Der Zugang ist Geflüchteten gleichfalls verbaut, ebenso wie älteren Menschen, Arbeitssuchenden und anderen Menschen in prekären Lebenssituationen, etwa jenen im kreativen Milieu. “Wir alle müssen zusammenhalten und den Mächtigen einen Denkzettel verpassen!”

Baustelle und Grenzübergang

Der Protestzug bewegt sich weiter in Richtung Rathaus Pankow, wo die Abschluss-Kundgebung stattfinden soll. Es ist eine Laufstrecke, bei der man Berlin neu entdecken kann – durch die Augen anderer Menschen, aus ungewohnter Perspektive. Bei einer Baustelle muss die Menschenmenge durch einen Tunnel, Metallzäune ringsherum.

Der Anblick erinnert an einen Grenzübergang und vielleicht auch daran, dass die Landesgrenzen, die Deutschland außen errichtet, um sein Staatsgebiet zu definieren, auch im Inneren verlaufen können – immer dort, wo der Zugang zu einem Leben in gesicherten Menschen- und Bürgerrechten verwehrt bleibt.

Erneut ertönt Rio Reisers heisere Stimme: “Ihr kriegt uns hier nicht raus, das ist unser Haus!” Nach der Baustelle führt der Weg durchs Grüne. Der Protestzug wirkt wie eine Spaziergangsgesellschaft, arabische Musik läuft. Ein Geflüchteter aus dem Irak, der ohne seine Mutter und seinen jüngeren Bruder fliehen musste, weil die Flucht für sie noch gefährlicher ist als das Leben vor Ort, beschwert sich über den melancholischen Ton. Er will aufmunternde Musik hören.

Auf seinem Handy hat er Fotos von einer Demo im Irak, eines davon zeigt ihn blutüberströmt, mit einer Schnittwunde auf dem Kopf. “Wir wurden angegriffen.” Nicht alle, die hier mitlaufen haben so etwas Dramatisches erlebt, für viele ist es die erste Demo ihres Lebens. Fehlende Politisierung? Sicherlich auch ausschlaggebend dürfte das Fehlen einer “ausgereiften” Protestkultur in Syrien, im Irak oder in Afghanistan sein.

Das Knistern eines Anfangs

Der Nachmittag scheint ein unverhofftes Demokratie-Training mit sich zu bringen. Im Protestzug mitlaufen, mitskandieren, zuhören und öffentlich sprechen – das sind Schritte im demokratischen Raum. Schritte, diesen Raum vermessen und ihn überhaupt erst herstellen, da er selbstredend auch in Deutschland nicht per gegeben, geschweige denn “ausgereift” ist.

Geflüchtete, die diesen Weg in die Demokratie einschlagen, entdecken den Integrationsprozess von einer neuen Seite – sozusagen als bewusste politische Partizipation. Es ist eine Entdeckung, die auch die hiesigen Bürgerinnen und Bürger machen müssen.

An diesem Nachmittag wird jedenfalls spürbar, dass dieser Integrationsprozess ein gemeinsamer Kampf auf unterschiedlichen Ebenen sein kann. Ja, sein sollte. Der Kampf um Zugänge zum Wohnraum, um Zugänge zur Demokratie und um Zugänge zum gesellschaftlichen Leben im Allgemeinen.

Wer die Stimmen des Geflüchteten aus Afghanistan, der suchend und schüchtern vorträgt und des Sprechers der Solidarischen Jugendbewegung, der fordernd und forsch spricht – wer diese Stimmen unmittelbar nacheinander hört, der hört das Fordernde im Schüchternen und das Suchende im Forschen. Der hört in all dem immer auch das Knistern eines Anfangs.

15 Kommentare zu “Wohnungen für alle? Jugendliche und Geflüchtete kämpfen gemeinsam um politische Teilhabe

  1. Sehr geehrter Herr Woznicki,
    bitte zitieren Sie meinen Forumsbeitrag richtig! Oder ist Ihnen der Unterschied zwischen Ansichten und Ambitionen nicht bewusst? Außerdem bin ich eine Frau und kein Mann und nicht besorgt sondern wütend. Mein Mann wiederum ist Syrer und zutiefst dankbar, dass ihm hier endlich deutsche Schulkinder eine “ausgereifte Protestkultur” beibringen (Ironie off). Mit freundlichen Grüßen, Nina Coenen

  2. Der zweite und dritte Sprecher gehörten nicht zur Solidarischen Jugendbewegung sondern waren von anderen Gruppen und durften sprechen weil wir offenes Mikrofon genacht haben d.h. jede*r durfte sprechen. Es gab nur einen Sprecher der SJB und dieser war durch Zufall ein Junge.

  3. Schöner Text! Sonst hätte ich nichts von der Demo erfahren! Solche Initiative machen Hoffnung in schlimmen Zeiten: Hoffnung, dass aus der “Willkommenskultur” des letzten Sommers eine Solidaritätsbewegung entstehen könnte, die das Zeug dazu hat, eine ganz neue “Neue Soziale Bewegung” zu werden! Dann geht es nicht länger um Hilfe und Akte der “Nächstenliebe”, sondern darum, dass die Zivilgesellschaft sich gemeinsam mit den Geflüchteten gegen die Zumutungen des neoliberalen Alltags und des rasssistischen Mainstreamings wehrt. Machen wir uns nichts vor – was auf dem Spiel steht ist genau dsa: die Existenz einer Zivilgesellschaft. Was droht ist eine autoritär formierte Gesellschaft, eine Kriegsgesellschaft in Terrorangst – der permanente Ausnahmezustand. Und auf einmal muss man wieder so häßliche Worte bemühen wie “Faschisierung”. Was für ein Alptraum… Deswegen bin ich sehr dankbar – der Solidarischen Jugendbewegung für die Demo und Krystian für den Text. Keep on keeping on!!!

  4. Der Zug der Verlornen, der Kinder und Jugendlichen ohne Zukunft? Sie fordern bezahlbaren Wohnraum, sie kommen aus der Welt, aus von Politik und Macht mit Habgier ausgeplünderten und zerstörten Ländern. Ein Zug ohne Hoffnung? Trostlos. Sie kommen auch aus unserem Land. Sie solidarisieren sich. Es gibt unter ihnen keine Grenzen mehr. Sie wollen gemeinsam nichts weiter als leben – Leben – leben -menschenwürdig leben – das ist ihr noch schüchterner Ruf. Werdet mehr. Werdet stark. Jagt zum Teufel und mit Wut die, die euch das verweigern.

  5. Mit “Berlin für alle” ist eine Berliner Plattform gegründet worden, die politisch gegen soziale und rassistische Spaltung in Berlin vorgehen soll.

    In der Initiative wollen wir Flüchtlings- und Willkommensinitiativen mit Akteuren in Berlin zusammen bringen, die gegen Privatisierung, Schuldenbremse, Zwangsräumungen, Wohnungsnot und Mietsteigerungen kämpfen. Wir fürchten, dass die kaputtgesparte städtische Infrastruktur in Berlin Verteilungskämpfe entfachen könnte, die sich rassistisch gegen Geflüchtete wendet.

    Um dem entgegen zu treten, soll in “Berlin für alle” darüber diskutiert werden, wie man sich gemeinsam für eine Politik einsetzen kann, die eine funktionierende soziale Infrastruktur alle Bewohner*innen Berlins organisiert.

    Commons werden in diesen Diskussionen sicher eine zentrale Rolle spielen. Die Abgeordnetenhauswahl ist auch ein Grund für die Initiative: “Kannst du nicht wählen, musst du dabei sein!” ist unser Slogan. Es geht um Selbstorganisierung. Und natürlich um Organisierung gegen die AfD und Bärgida.

  6. Ich habe viele Bewohner der NUK Wichertstr. vor der Demo gefragt, warum sie auf die Straße gehen. Sie haben mir gesagt, weil A… (ehrenamtliche Mitarbeiterin der NUK) ihnen gesagt habe, sie sollen das tun. Soviel zur Glaubwürdigkeit der Aktion und dieses Artikels!!!

  7. @#11: Ich habe auch mit vielen Leuten gesprochen, zum Beispiel mit jenen Geflüchteten, die die Texte übersetzt und öffentlich vorgetragen haben, aber auch mit anderen BewohnerInnen der NUK Wicherstraße. Darüber hinaus habe ich mit Geflüchteten gesprochen, die bereits im Protestzug waren, bevor er in die Wcherstraße kam und auch mit solchen, die dazugestossen sind, als er an der NUK Malmöer hielt.

    Ich habe dabei den Eindruck gewonnen, dass es sich um Menschen handelt, die weitgehend autonom und selbstbestimmt handeln, also keineswegs “manipuliert” oder fremdbestimmt wie Sie das hier nahelegen. Und dass sie aus unterschiedlichen Motiven dabei waren, so unterschiedlich wie Neugier, Engagement, Frust und Überzeugung.

  8. @#11: Noch eine Ergänzung zu Ihrer Theorie, die Geflüchteten aus der NUK-Wicherstraße hätten auf Weisung einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin an der Demo teilgenommen. Ich hatte in meinen Gesprächen nicht zuletzt versucht herauszufinden, woher die Demo-TeilnehmerInnen von der Demo wussten. Da viel bei einigen aus der Wicherstraße auch der Name der besagten A. (ehrenamtliche Mitarbeiterin der NUK) als Informationsquelle. Mein Eindruck: das alles hatte sich nicht nur über diese eine Person, sondern auch anderweitig herumgesprochen (u.a. übersetzte Flugblätter und Mund-zu-Mund-Netzwerke).

  9. Es fällt schwer die Flüchtlinge wirklich zu verstehen. Ich glaube, das ist der Grund, warum man sich nicht einfach vorstellen kann, dass sie aus einer bestimmten Überzeugung heraus handeln. Einfacher ist es, sich vorzustellen, dass sie zu allem, was sie tun, irgendwie getrieben werden. Inzwischen glaube ich jedoch, dass es nicht darauf ankommt, was einfacher ist und was was schwerer ist, sondern was wahrer ist. Ich glaube, die Wahrheit liegt nicht unbedingt im Einfachen. Wir müssen es uns häufiger als uns lieb ist, schwer machen um die Wahrheit zu finden. Die Flüchtlingsthematik ist eine solche Herausforderung.

  10. apropos “politische ambitionen”: sollten wir nicht anerkennen, dass das Gesuch auf Asyl in Deutschland eine grundsätzlich politische Ambition ist? und dass sich daraus wiederum andere Ambitionen ableiten, Schritt für Schritt zu einem mündigen Bürger?

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