Am allerliebsten lese ich im Urlaub. Da hat man richtig seine Ruhe, kann es sich gemuetlich machen, nichts stoert einen, weder Anrufe noch das Internet noch Mitbewohner noch irgend etwas anderes. Vor einigen Jahren war ich in Griechenland, zwei Wochen nur chillen, Sonne, ein bisschen Kultur zum Ausgleich.
Da habe ich sehr viel gelesen, ganze sieben Buecher. Am Strand im Liegestuhl, das Meer rauscht, es ist zwar warm, aber nicht zu heiss, da ein grosser Sonnenschirm die Strahlen abhaelt. Zwischendurch etwas frisches Obst. Abends dann ein leckeres Essen mit ordentlich Knoblauch, ab ins Bett, und dann … gleich wieder das Buch aufschlagen!
Manch ein Leser des obigen Abschnitts wurde vielleicht allein durch die Lektuere desselbigen nach Griechenland versetzt, kann das Meer rauschen hoeren und schmeckt schon das Gyros auf der Zunge. Kann Lesen allein nicht auch schon Urlaub sein? Egal, wo man ist und unter welchen Umstaenden man etwas liest? Wenn die Gedanken sich verfluechtigen, man ganz eintaucht in den Text, dann vergisst man leicht die oft oede und graue Realitaet um einen herum. Ein guter Text kann wie ein Kurzurlaub aus der Wirklichkeit sein. Und gerade das ist doch das Tolle an Literatur! Aber geschieht das auch, wenn man einen Text am Bildschirm liest?
Das ist doch nicht das gleiche wie mit einem zerfledderten Taschenbuch am Strand zu liegen. Elektronisches Lesen ist ueberhaupt nicht mit der konventionellen Art zu Lesen vergleichbar. Erfindungen wie das E-Book schon gar nicht. Ich hatte es neulich in der Hand und war wirklich enttaeuscht: Die Augen ermueden bereits nach wenigen Minuten, angenehm zu halten ist es auch nicht. Und wenn der Akku leer ist? Der einzige Vorteil besteht darin, dass in einem kleinen Kasten mehrere hundert Buecher Platz haben. Trotzdem: Mir ist ein richtiges Buch tausendmal lieber. Am besten mit Ouzo am Strand.
Liebe Lena,
Ihr Artikel zum Thema Lesen erscheint mir wie die Mitteilung einer Seelenverwandten. Soviel Übereinstimmung zum Thema Leseverhalten und Lesegewohnheit findet man selten, insbesondere auch in der Beurteilung des Lesens von e-books. Bücher müssen Geräusche machen beim Umblättern und sie sollten auch einen gewissen Geruch haben. ( nicht nach Schimmel und Muff). Einzig den Ouzo würde ich gegen ein Glas Wein tauschen, er macht auf die Dauer zu müde.
In diesem Sinne munteres Abtauchen in die Welt der Bücher, die unsere Sinne berauscht.
Hermann-J. Stumm
Stimmt natürlich alles, aber gilt das auch noch für Menschen, die nach 1990 geboren sind? Haben die noch den gleichen emotionalen, sinnlichen Zugang zu Büchern, mit all den haptischen Ereignissen? Außerdem: Wie oft verbringt man denn anteilig Zeit mit beschriebenem Lesevorgang im Urlaub? Und wie liest man sonst im Alltag? 95% des Lesens sind sehr prosaischer Konsum, Informationsaufnahme, schnell, billig, einfach. 95% des Gedruckten sind Möbelhauskataloge, Groschenromane, Kochbücher, Zeitungen und keine Literatur mit Eskapismusanleitungen. Dafür sind die neuen digitalen Möglichkeiten doch sehr gut. Theater ist nach dem Kino auch nicht gestorben, selbiges existiert noch trotz TV…usw… Manche Medien sind für gewisse Inhalte am Besten geeignet, von daher ist es doch begrüßenswert, wenn 95% der Alltagsbuchstaben nur noch digital existieren und keine Wälder dafür aufgefressen werden müssen, oder? Zu unseren Lebzeiten werden Bücher weiter Ouzotrunken an Stränden gelesen werden können, danach entscheiden andere…