Als Christoph Kolumbus das Wunder zu Teil wird, als er die Insel sieht, die Naturpracht und die nackten Menschen; als er ihre Braeuche kennen lernt, ihre Sitten und Taenze, in diesem Moment ist er schlichtweg ueberfordert. Die alles Bekannte uebersteigende Erfahrung macht ihn sprachlos. Als ihm die Worte fehlen, reproduziert er in den Notizen seines Bordbuchs, Gelesenes.
Die Menschen etwa beschreibt er in Anlehnung an die ihm bekannten Bilder der Orientalen, er ist immerhin auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien und nach den Goldinseln vor China; er will zum Grossen Khan, in das heutige Japan.
Da er Marco Polo gelesen hat, beeinflussen ihn sowohl dessen lautmalerische Zeugnisse des Orientalen als auch griechische Quellen. Die Probleme des Kolumbus mit der Wirklichkeit umzugehen, werden besonders in den von ihm skizzierten Feindbildern deutlich. So hoert er die von ihm bewunderten Insulaner von ihren menschenfressenden Feinden sprechen zu einem Zeitpunkt, da er ihre Sprache nicht versteht! Am 11. Dezember 1492 notiert er: >Alle sprechen mit grosser Angst von den Canniba.< Eine in seinen Augen >intelligente Rasse<, die bald als die Kannibalen in das europaeische Kollektivbewusstsein eingehen wird und die sich laut Kolumbus nur aus den Leuten des grossen Khan rekrutieren koenne. In der spanischen Ueberlieferung des Bordbuchs manifestiert sich sein Denken im Schriftbild, denn er glaubt erkannt zu haben >que Canniba no es otra cosa sino la gente del Gran Khan.< >Canniba<: die Leute des >Gran Khan<. [Anm.d.Red.: Dieser Text ist bereits der dritte Teil einer neuen Serie in unserer Rubrik Reisen. Fortsetzung folgt!]