Die Kulturinitiative Kulturattac wurde 2002 innerhalb von Attac Duesseldorf auf lokaler Ebene gegruendet, dann auf eigene Fuesse gestellt und ist seit Juni 2003 offizielles Mitglied des Attac-Netzwerkes . Bundesweit hat Kulturattac derzeit ca. 180 Mitglieder, hier in Berlin haben sich bislang knapp 30 Kulturschaffende aus den unterschiedlichsten Richtungen zusammengefunden. Die Liste reicht von MusikerInnen, Komponisten, RegisseurInnen, JournalistInnen, Bildenden KuenstlerInnen und KulturwissenschaftlerInnnen bis zu Werbetextern und Grafikdesignerinnen. Bundesweit sind die verschiedenen Professionen in eigenen Netzwerken organisiert, die den Kontakt herstellen und die Arbeit koordinieren.
An vielen Stellen steht Kulturattac immer noch am Anfang seiner Moeglichkeiten, beispielsweise wurden noch kaum internationale Kontakte geknuepft [so ist auch die EU-Erweiterung derzeit kein politisches Thema fuer uns; der Kampf fuer die Erhaltung einer unabhaengigen Kultur tut ueberall not natuerlich nicht nur in der privilegierten und nach aussen hin aggressiv-militaerisch abgeschotteten EU]. Aber es gibt auch schon einige konkrete Kulturattac-Initiativen. Da ist zum Beispiel der Filmwettbewerb >Filmwechsel<, der gerade im usammenarbeit mit der Berliner Attac AG Oekonomisierung gestartet wurde. Er hat unter dem Titel >Was bist du wert?< die Oekonomisierung des Lebens zum Thema. Die Idee von Kulturattac weist in zwei Richtungen: Auf der einen Seite koennen kuenstlerische Mittel bei politischen Auseinandersetzungen eine starke Kraft entfalten, andererseits haben Kunst und Kultur in den Zeiten des globalisierten Neoliberalismus eine kraftvolle politische Unterstuetzung bitter noetig. Angesichts des kulturellen Kahlschlags auf allen Ebenen, der nicht zuletzt in Berlin immer groteskere Formen annimmt, geht es um eine Verteidigung der Kultur gegen die Diktatur der Marktlogik: Gesellschaften sind keine Rohstoffhalden der oekonomischen Maschine, wie es uns der Neoliberalismus glauben machen moechte. Nun ist diese Erkenntnis nicht neu und spricht vielen Kulturschaffenden aus dem Herzen, doch es fehlt eine Kraft, die das Widerstandpotenzial als Netzwerk buendelt. Dass eine Selbstorganisation der sehr individualistisch lebenden KuenstlerInnen und Kulturschaffenden nicht einfach ist, mag ein Klischee sein, ist aber auch in der Wirklichkeit anzutreffen. Dabei ist die Kultur gerade heute in einer sehr prekaeren Lage, denn sie wurde laengst in die Strudel der neoliberalen Neuordnung der Gesellschaft gerissen: die oeffentliche Foerderung versiegt und wird moeglichst durch eine Kommerzialisierung der Kultur ersetzt. Und Kommerzialisierung heisst, dass die Kultur dann ihrer besten Qualitaeten beraubt wird: Widerspenstigkeit, Radikalitaet und der unabhaengige und freie Blick auf die Wirklichkeit. Aus lauter Verzweiflung wird schon in vielen kulturellen Institutionen das Hohe Lied auf den Sponsor angestimmt [>Wes Brot ich ess, des Lied ich sing<]. Das zeigt, wie sehr die Kultur schon finanziell auf den Hund gekommen ist. Und was wird schon gesponsort? Nicht die kulturelle Grundversorgung, sondern die Sahnehaeubchen, die vom Standpunkt des Profits einen Mehrwert versprichen. Was fuer ein laecherliches Kriterium. Warum macht eine politische Kulturinitiative gerade innerhalb von Attac Sinn? Die Bedrohung der freien Kultur hat laengst globale Zuege angenommen: innerhalb der Welthandelsorganisation WTO wird schon darueber verhandelt, dass nach dem Finanz- und Industriesektor auch der kulturelle Sektor liberalisiert werden muss. Die Forderung: wenn es in Zukunft staatliche Gelder gibt, dann muessen sie allen Anbietern auf dem Markt zur Verfuegung stehen. Das wuerde z.B. fuer den deutschen Film dramatische Folgen haben, denn er wuerde beim Kampf um die Filmsubventionen harte Konkurrenz aus Hollywood bekommen. Dabei geht es uns nicht um eine nationalistische, protektionistische Position. Aber die Kultur darf nicht den Profitinteressen von Konzernen ueberlassen werden [und die werden natuerlich sofort auftauchen, wenn sie kostenlos an staatliche Gelder kommen koennen]. Darum ist die Verbindung mit der globalisierungskritischen Bewegung Attac sinnvoll und notwendig. Hinzu kommt: der Kulturbereich kann von der politischen Arbeit und Wirksamkeit von Attac lernen, um sich in Zukunft mehr Gehoer zu verschaffen. Uns ist wichtig, dass sich die Kultur sich nicht in vereinzelten >Rueckzugskaempfen< zermuerben lassen darf. Es wird kein Ende der Kuerzungen geben, solange es keine sichtbare und kraftvolle Gegenwehr gibt. Seit Jahren haemmern uns die Christiansens dieser Welt jeden Sonntag ins Hirn, dass es nichts mehr zu verteilen gibt. Das verlogene Argument trifft ja auch den kulturellen Sektor bis ins Mark und es ist in dieser Hinsicht sehr interessant zu sehen, wohin der gesellschaftliche Reichtum in den letzten Jahren eigentlich geflossen ist. Und auch das kann man bei Attac nachlesen. Oder im manager-Magazin.