Die Stadt – ein Schlund. Eine Frau stirbt in einem Krankenhaus in Brooklyn, waehrend Umstehende einfach zuschauen. Das Kameraauge hat’s gesehen – spaeter YouTube und die ganze Welt. Was ist das fuer eine Stadt, in der Menschen einfach verrecken?
>Das ist New York, Baby!< unterbricht eine Romanfigur meinen Gedankenfluss. Diese Stadt verstehen? Unmoeglich. Die Stadt lesen? Ein Muss. Wortwolkenkratzer, Ground Zero-Geschichten, Lower East Side-Litaneien. Habe gerade die letzte Seite meiner ganz persoenlichen New York-Trilogie verschlungen. Der erste war der Jungstar Ned Vizzini. In >It’s kind of a funny story< kaempft der Teenager Craig gegen das raue Monster New York. Gegen den Druck von Eltern, Schule und Freunden. Fasst den Plan, von der Brooklyn Bridge zu springen und landet schliesslich in der geschlossenen Abteilung. Deshalb ist die Geschichte auch nur irgendwie [kind of] lustig. Als naechster war Richard Price dran, dessen >Lush Life< vom deutschen Feuilleton bereits als >amerikanischer Klassiker< angepriesen wurde. Price hat auch die Skripte fuer >The Wire< verfasst. Genau wie in der HBO-Serie waelzen sich die Charaktere im Slang und es macht Spass ihre Stories zu lesen, obwohl man kein Wort versteht. Vom Gangstermilieu ging's dann schnurstracks zu den bourgeoisen Bewohnern von TriBeCa. In >The Good Life< von Jay McInerney ist der 9/11-Schock das Zentrum einer Geschichte. Der Ground Zero dampft, raucht und qualmt hier unentwegt, das Inferno schweisst zwei Mittvierziger zusammen - unausweichliche Liebe. New York, dieses wunderschoene Monster, das dich schmatzend in seinen Schlund zieht.