Gefragt als Vermittlerin: Eine Videoredakteurin aus New York versteht die Zeitung – aber auch Twitter

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Sie twittern, schneiden Videos und diskutieren mit LeserInnen auf Facebook: Junge JournalistInnen sind heutzutage Multimedia-Allroundtalente. Zena Barakat ist eine besonders schillernde Vertreterin dieser neuen Generation. Als Videoredakteurin bei der New York Times arbeitet sie allerdings nicht nur mit ihresgleichen, sondern auch mit JournalistInnen alter Schule. Gefragt als Vermittlerin, verrät sie im Video-Protokoll: Auf die Begeisterung für die neuen Techniken kommt es an, nicht auf das Alter!

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In meinem Alltag als Video-Redakteurin bei der New York Times, habe ich viel mit den so genannten Digital natives zu tun. Das sind die Menschen, die mit Internet und Handys groß geworden sind. Ich selbst gehöre gerade noch dazu, denn auch ich bin mit digitaler Kommunikationstechnik aufgewachsen. Als ich noch sehr jung war, hatte ich schon eine eigene E-Mail Adresse. Aber erst mit 19 oder 20 Jahren besaß ich ein Handy, das war verhältnismäßig spät.

Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen mir und der Generation der Digital Natives. Auch wenn ich noch relativ jung bin – die noch Jüngeren sind in die neuen Techniken quasi „hineingeboren“ worden. Kinder nehmen heute einfach die iPhones ihrer Eltern in die Hand und bedienen sie fast schon instinktiv. Zu dieser Generation zähle ich mich definitiv nicht. Diese waschechten Digital Natives benutzen Technik in Lebensbereichen, sie sichten Nachrichten und verkünden Neuigkeiten im Internet oder sie vergnügen sich mit digitalen Entertainment-Angeboten wie Videos.

Der Multimedia-Kram ist Teil des Jobs geworden

In meinem Arbeitsalltag habe ich diesen „natürlichen Umgang“ mit Technik auch bei JournalistInnen bemerkt. Dabei ist mir aufgefallen: Die Affinität im Umgang mit Videos und anderen Technologien hängt nicht in erster Linie vom Alter ab. Ich kenne auch ältere Journalisten, die den ganzen Tag twittern und jüngere, die das gar nicht machen. Aber die Jüngeren sind „trainiert“ damit umzugehen und die Älteren müssen sich privat damit auseinandersetzen, sich quasi selbst ausbilden.

Die jüngeren Journalisten sagen, dass es ein Teil ihres Jobs ist, Bilder und Videos zu machen. Allerdings glaube ich, dass es für jüngere wie auch ältere Journalisten nicht nur ihr Job ist, für eine Zeitung zu schreiben, sondern auch Videos zu machen, zu twittern und Ähnliches. Es unterliegt alles dem Aspekt, Informationen zu bekommen und zu teilen. Und ich habe das Gefühl, dass immer mehr JournalistInnen der Meinung sind, dass das auch ein Teil ihres Jobs ist.

Offen sein für alles Neue!

Ein Beispiel dafür ist Laura Kasinof – eine Journalistin, die für uns aus Sanaa, Jemen über die Proteste berichtet. In den letzten Wochen habe ich sehr viel mit ihr zusammengearbeitet. Sie schickt mir ganz „klassische“ Stücke – Texte. Aber eben auch Handyvideos und Skype-Interviews. Sie ist wirklich sehr offen für all das. Kurz, es gibt einige Journalisten, die sich denken: „Okay, der Multimedia-Kram ist ganz einfach Teil meiner Arbeit.“ Denen macht der Übergang von Print zu Online und all dem, was dazu gehört, sehr viel Spaß.

Ich kann nicht sagen, was die Zukunft bringt. Aber ich glaube, heute denkt sich kein Journalist mehr: Jetzt habe ich meinen Artikel geschrieben und fertig. Natürlich brauchen wir fertige Artikel in Archiven – darin zu stöbern ist schön und es ist wichtig. Heute können wir den ganzen Texten jedoch immer weitere Geschichten und Gesichter hinzuzufügen. So dass es kein Ende zu geben scheint.

Anm.d.Red.: Der Text ist eine transkribierte und übersetzte Zusammenfassung des Video-Protokolls. Die Fragen, die am Ende herausgeschnitten wurden, stellte Magdalena Taube.

8 Kommentare zu “Gefragt als Vermittlerin: Eine Videoredakteurin aus New York versteht die Zeitung – aber auch Twitter

  1. Wir brauchen in Deutschlands großen Medienhäusern mehr Vermittler zwischen der alten und neuen Welt des Journalismus.

    Wolfgang Blau (Zeit Online) belegt Zenas These ganz wunderbar, dass es keine Altersfrage ist, ob man mit einer neuen, netzaffinen Journalismusphilosophie ans Werk geht.

  2. du hast recht, wolfgang blau ist jahrgang 1967 und definitiv kein digital native, dafür aber einer, der den ganzen veränderungsprozess im journalismus mitgeht, aus überzeugung, ein vorbild für journalisten in deutschland.

    er war in den usa aktiv eine zeitlang, ich frage mich, ob er seine online-affinität so entwickelt hätte ohne diesen auslandsaufenthalt, anders gefragt: herrscht in deutschland das “richtige klima”, damit leute wie zena barakat oder wolfgang blau hier heranwachsen?

  3. ich möchte selber mal in den journalismus und gehöre wohl zu den hier beschriebenen digital natives. mich setzt es fast ein bisschen unter druck, was ich schon alles mitbringen muss in den beruf – ist das denn wirklich so? ich habe noch nie ein video bearbeitet und bin nicht auf twitter oder facebook. man kann doch trotzdem journalistin werden, oder?

  4. @hannah: sorry, ausser beim “rheinischen merkur” geht dann nüscht mehr! ich bin ja froh, wenn sich nicht jeder printmensch auch unbedingt zu multimedialen tätigkeiten berufen sieht. denn diese beiträge sehen dann zumeist auch so aus. wobei es interessant wäre, die redakteurinnen von “bauer sucht frau” mal leitartikel der süddeutschen verfassen zu lassen, statt spöttisch menschenverachtender offtexte.

  5. @hannah, natürlich kann man auch Journalistin werden, wenn man Twitter oder Facebook nicht nutzt, aber man sollte immer offen neuen Entwicklung gegenüber sein. Wenn man begründet erklären kann, warum man Twitter nicht nutzt ist das in Ordnung. In manchen Diskussionen höre ich aber Vorurteile, die eingeleitet werden mit den Satz “Also ich war noch nie auf Twitter, aber…” und das geht meiner Meinung nach nicht!

  6. Lieber Herr Czyterspiler und Andi, danke für die ehrlichen antworten, inzwischen war ich mal auf twitter, aber für mich ist das manchmal schwer, da durchzublicken, naja, ich bleibe am ball!

  7. @andi: Ich weiß gar nicht, warum man begründen muss, dass man twitter oder Facebook nicht nutzt? Noch ist nicht entschieden, welche Rolle diese Techniken oder Plattformen, als auch der online-Jounalismus einmal tatsächlich spielen werden. Neue Medien bzw. Techniken helfen sicher in der Frage der Geschwindigkeit der Übermittlung, aber wohl eher nicht in der Frage der Qualität des Geschriebenen.Bei dem Punkt, inwieweit sich traditionelle und neue Medien entwickeln, vielleicht ergänzen oder aber der eine den anderen verdrängt, wird zuwenig beachtet, dass der Mensch als Konsument nur ein begrenztes Interesse und Aufnahmevermögen für “news” hat. Wenn in einer talk-show immer die gleichen Leute sitzen oder Themen diskutiert werden, schalten viele ab. Wenn bei n-tv einen halben Tag lang die selbe Nachricht im Laufband erscheint, dann ist das sinnlos. All das gilt m.E. prinzipiell auch für das Internet. Und noch etwas: Wenn mit “sozialen Netzwerken”, den dort gespeicherten Daten und dem (verständlichen) Wunsch vorwiegend junger Leute nach Kontakten, Geschäfte gemacht werden sollen und das ist ja bei einigen mit Börsengang usw. geplant, dann wird der Konsument die Sinnhaftigkeit dieses Mediums für sich selbst hinterfragen und neu bewerten.

  8. @Jürgen: “Bei dem Punkt, inwieweit sich traditionelle und neue Medien entwickeln, vielleicht ergänzen oder aber der eine den anderen verdrängt, wird zuwenig beachtet, dass der Mensch als Konsument nur ein begrenztes Interesse und Aufnahmevermögen für “news” hat.”

    deshalb ist sehr wichtig, dass Journalisten sich gut mit sozialen Netzwerken und den neuen Daten-Tools auskennen, sonst können sie nicht die richtigen Entscheidungen treffen: Was ist relevant? Und wie kann ich die Relevanz medienmässig auf Augenhöhe mit den Konsumgewohnheiten dieser Zeit vermitteln?

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