Vernetzungsmoeglichkeiten

Es klingt vielleicht verrueckt, aber Konzerne beginnen erst jetzt zu realisieren, dass die Webplattform nicht den IT-Spezialisten ueberlassen werden sollte. Hier geht es um Publikation, um Kommunikation: Waren werden verkauft, sie werden bis zur Haustuer geliefert und eine neue Marke etabliert sich im Webgeschaeft durch kollektiv erarbeitete Inhalte.

Schon seit langer Zeit interessiere ich mich fuer die Funktionsweise des Computers, aber ich halte mich definitiv nicht fuer einen Experten in punkto Technik. Mein professioneller Hintergrund sind Journalismus und Marketing. Erstmals bin ich 1994 mit dem Internet in Beruehrung gekommen und als ich die Vernetzungsmoeglichkeiten gesehen habe, war mir klar: Das Internet wird die Welt veraendern. Ich habe mich dazu bestimmt gefuehlt, an dieser Veraenderung teilzunehmen. Kurz nachdem ich das Internet kennen lernte, habe ich im Windschatten der Entwicklung und dem Fortschritt meinen Lebensunterhalt verdient.

Heute erleben wir zunehmend emanzipierte Buerger und Konsumenten. Die Konzerne haben wesentlich weniger Kontrolle als etwa zu Zeiten des Booms der New Economy. Und so wird auch Sprache als Basis der Kommunikation heute wesentlich staerker von Konsumenten gepraegt als von den Firmen.

Damit moechte ich nicht sagen, dass die Konzerne ihren gesamten Einfluss verloren haben – auf gar keinen Fall. Auffallend ist die Etablierung neuer Megakonzerne [>Google<, >Ebay<, >Amazon< oder >Yahoo<], deren Firmenstrategien den Wuenschen des Kaeuferpotenzials enorm unterworfen sind. Die Konzerne bedienen sich an dem, was gemeinhin als die >Weissheit der Massen< bezeichnet wird. >Google< etwa orientiert sich insofern am Konsumenten, als dass es die Besucherzahl auf den jeweiligen Webseiten analysiert. >Amazon< erleichtert sich den direkten Austausch zwischen Konsument und Produzent, indem sie Kunden dazu bringt, Rezensionen zu schreiben. Einer der entscheidenden Trends, der das Internet zum Business gemacht hat, ist die direkte Mediatisierung zwischen Konsument und Konzern. Schauen wir uns nochmals >Amazon< an: Die Kunden leisten einen Service, indem sie sich mit den Firmenprodukten kritisch auseinandersetzen. >Ebay<-Kunden sind selbst Teil des Konzeptes und partizipieren in der Mittelbarkeit. >Google< speichert die Daten, die Onlinekonsumenten anfordern, indem sie den Zugriff auf Websites komplett aufzeichnen. Natuerlich existieren auch andere Speichermedien wie >Wikipedia<. Fuer den Unterschied zwischen Webproduktionen und Webpublikation ist das digitale Nachschlagewerk >Winkipedia< eine interessantes Beispiel. Auch diese Archivierung hat ihre Probleme, aber sie ist eine erstaunliche Errungenschaft durch die Kooperation von Konsument und Produzent im WWW. Auf der anderen Seite gibt es eine Fuelle an Blogs, deren Essenz in der Selbstdarstellung liegt. Alle Websites sind Publikationen, sie tragen zum Inhalt der Gesellschaft bei. Wenn Kommerz auf dem individuellen Menschen basiert, dann funktioniert e-Kommerz mit Zusammenhaengen und Inhalten. Konzerne beginnen gerade zu realisieren, dass die Webplattform nicht den IT-Spezialisten ueberlassen werden sollte. Hier geht es um Publikation, um Kommunikation: Waren werden verkauft, sie werden bis zur Haustuer geliefert und eine neue Marke etabliert sich im Webgeschaeft durch kollektiv erarbeitete Inhaltlichkeit. Vor diesem Hintergrund ist es gut moeglich, dass das WWW noch mehr Beteiligung durch die Konsumenten erfaehrt. Ich sehe viel Potenzial in Bereichen wie Kunst und die Kultur, muss aber gestehen, dass ich mich dem kulturellen Kontext des Webs bisher kaum gewidmet habe. Am ehesten noch mit dem Kulturgut Sprache. Nehmen wir beispielsweise ein Land wie Deutschland. Dort wird es lange dauern, bis eine Wandlung der nationalen Sprache stattfindet. Trotz Internet und Globalisierung. Und das ist auch gut. Ich halte es fuer entscheidend, dass Sprache kultiviert wird. Als Ire komme ich aus einem Land, in dem die Bevoelkerung waehrend der Jahrzehnte andauernden Kolonialisierung gezwungen wurde, anstelle des traditionellen Dialekts die englische Sprache zu uebernehmen. Aber die Vereinnahmung des Irischen durch das britische Englisch hat unser Gefuehl fuer das Irische sowie unsere kulturelle Aktivitaet und unsere oekonomische Kapazitaet nicht gehemmt. Sicherlich ist es in der globalisierten Welt wichtig, eine allgemeinverstaendliche Sprache zu haben. Aber es gibt ueberhaupt keinen Grund dafuer, dass diese Funktion nicht auch andere Sprachen uebernehmen koennen. Immerhin haben wir genuegend Platz fuer pluralistische Entwicklungen.

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