Ich komme urspruenglich aus Hamburg, wo ich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften studiert habe, und habe mich ueber mehrere Berufsstationen [Bruessel, Bonn, Koeln] in den Sueden >vorgearbeitet<. Ich habe mich schon immer fuer die internationale kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit und den Austausch interessiert und bereits als Referendar begonnen, Beitraege fuer Fachzeitschriften zu schreiben. Dabei hat sich nach und nach ein Schwerpunkt in der Auswaertigen Kulturpolitik ergeben. In meiner jetzigen Taetigkeit habe ich die Chance, viele Ideen umzusetzen oder auszuprobieren.
Das Institut fuer Auslandsbeziehungen gehoert zusammen mit dem Goethe-Institut, dem DAAD und der Humboldt-Stiftung zu den >klassischen< Mittlerorganisationen des Auswaertigen Amtes bei der Umsetzung deutscher Auswaertiger Kulturpolitik. Unsere Schwerpunkte liegen in der zeitgenoessischen bildenden Kunst, im Dialog der Kulturen und in der Informationsdienstleistung zu allen Themen der Aussenkulturpolitik. Als Leiter des ifa bin ich zugleich Herausgeber der Zeitschrift fuer KulturAustausch. Die Bibliothek des ifa sammelt seit Jahrzehnten saemtliche Buecher, Zeitschriften, Aufsaetze und Zeitungsausschnitte zu allen Themen des internationalen Kulturaustausches und der kulturellen Zusammenarbeit. Wir erarbeiten Bibliografien zu ausgewaehlten Themen und beraten mit unserer wissenschaftlichen Fachbibliothek Forscher, die zu uns nach Stuttgart kommen oder ueber das Internet bei uns recherchieren. Wir vergeben jaehrlich einen Forschungspreis fuer die beste Nachwuchsarbeit [Magister, Diplom, Dissertation], und ich selbst habe schon seit einigen Jahren einen Lehrauftrag an der Universitaet Tuebingen zum Thema >Kultur und Aussenpolitik<. Bei einer Spezialrecherche haben wir dann festgestellt, dass >unsere< Themen an den Hochschulen in Deutschland nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen, an den meisten sogar ueberhaupt nicht behandelt werden. Wir haben dann vor vier Jahren eine Tagung ueber das Thema >Auswaertige Kulturpolitik – ein Stiefkind der Forschung?< organisiert. Bei dieser Gelegenheit wurde von den anwesenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern betont, dass das Thema wirklich in jeder Hinsicht ein Stiefkind sei. Das hat zu der Idee gefuehrt, einen Wissenschaftlichen Initiativkreis Kultur und Aussenpolitik zu gruenden, der nach und nach immer mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammenfuehrt - und zwar aus den verschiedensten geisteswissenschaftlichen Disziplinen -, um den Erfahrungsaustausch zu unterstuetzen und Anstoesse fuer eine vertiefte Beschaeftigung mit diesen Themen in der Lehre wie auch in der Forschung zu geben. Natuerlich sind an Universitaeten bisher einzelne Aspekte des Themas behandelt worden - in >Deutsch als Fremdsprache< sicher in noch groesserem Ausmass als in anderen Studiengaengen. Es fehlte aber die Sicht auf das Ganze. Eine Auswertung des ifa vor zwei Jahren hat ergeben, dass die meisten Hochschulen das Thema AKP in der Politikwissenschaft ansiedeln, ein weiterer groesserer Teil in den Sprach- oder Literaturwissenschaften bzw. im Fach >Deutsch als Fremdsprache<. Manche Hochschulen sehen die Auswaertige Kulturpolitik als Teil der Kulturwissenschaften. Weitere beteiligte Faecher sind die Geschichtswissenschaft, die Verwaltungswissenschaft sowie die Sozialwissenschaften, interkulturelle Kommunikation, Psychologie und schliesslich auch Berufs- und Hochschulforschung. Interessant ist ein gemeinsames Angebot der Universitaet Regensburg und der Fachhochschule Regensburg mit der Bezeichnung >Internationale Handlungskompetenz<: Im Rahmen dieser Ausbildung werden Schluesselqualifikationen vermittelt und zertifiziert, im Wesentlichen zu vier Themen: Psychologie interkulturellen Handelns und internationale Handlungskompetenz; Analyse kulturell bedingter Konfliktsituationen; kulturelle Differenz und interkulturelles Handeln; Potenzialfoerder-Assessement [Self-Management-Techniken]. Nimmt man die neuesten Denkansaetze in der Aussenpolitik zur Konfliktpraevention hinzu, so wird es sicherlich noch eine Reihe weiterer Themen geben. Studierenden, die sich fuer das Thema AKP entscheiden, werden viele Moeglichkeiten geboten. Die Auswaertige Kulturpolitik bietet ein weites Berufsfeld, von Parlamenten ueber Bundesregierung, Landesregierungen, Kommunen, Mittlerorganisationen, Stiftungen, Nichtregierungsorganisationen und nicht zuletzt im internationalen Feld. Allein das Deutschlandnetz im Ausland verzeichnet 1.500 deutsche Vertretungen im Ausland. Im Rahmen meines Lehrauftrages versuche ich, den Studierenden dieses breite Angebot moeglicher spaeterer Berufsfelder zu vermitteln. Wenn es uns gelingt, in den naechsten fuenf Jahren die Zahl der Hochschulen, die das Themenfeld >Auswaertige Kulturpolitik< und >internationaler Kulturaustausch< in der Lehre anbieten und in der Forschung mitberuecksichtigen, um 50 Prozent zu erhoehen [zurzeit sind es 22], haben wir viel erreicht. Eine sehr erwuenschte Nebenwirkung ist dabei, dass junge Menschen einen frischen Blick auf diese Themen werfen und sich in Magister- und Diplomarbeiten oder Dissertationen kritisch mit ihnen auseinandersetzen. Wir versuchen, alle diese Arbeiten zu sammeln. Ueber den Infobrief des Wissenschaftlichen Initiativkreises wie auch ueber unseren Internetauftritt und die Zeitschrift fuer KulturAustausch haben wir mehrere Moeglichkeiten, interessante Ergebnisse an die Fachoeffentlichkeit und die Politik weiterzugeben.