Yoh, also ich bin 20 und beende gerade meine Ausbildung als Fachinformatiker, genauer gesagt als Netzwerkler. Das werde ick aber wahrscheinlich nicht lange machen, da man als Dauercomputerbenutzer irgendwie meschugge wird. Meine Profession kann ich daher gar nich so eindeutig definieren, aber ich glaube der Attac-Spruch “Un autre monde est possible” trifft meine Berufung ganz gut.
Vorrangig geht es mir erst einmal darum, Verstaendnis sowie Ansatzpunkte des aktuell herrschenden Systems zu finden, und so auf dessen Schwachpunkte zu stossen. Das findet natuerlich nicht nur in Beziehung mit den Attacies, sondern auch mit sozialistischen bzw. kommunistischen Gruppen statt. Diese Gruppen sind ja keine, wie es oft dargestellt wird, Naivlinge, sondern besitzen durch ihre historische Aufarbeitung schon ein krasses Verstaendnis der aktuell existenten Sachverhalte.
Die Globalisierung ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Thema. Sie wird immer als extrem abstrakter Prozess beschrieben und behandelt, als etwas, in das man nicht eingreifen kann, dessen Anschluss man aber nicht verpassen sollte. Doch denke ich, dass man da differenzieren muss. Erst einmal sollte man zwischen der Globalisierung als Prozess der Vernetzung und deren kapitalistischen Auswirkungen unterscheiden. So gesehen ist die Globalisierung ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite findet ein gesellschaftlicher Austausch statt, der theoretisch nur dem Wohle der Menschen dient, auf der anderen Seite kommt es z.B. zu Ueberfremdung bzw. dem langsamen Untergang von bestimmten Kulturkreisen.
Eben jene >Schattenseiten< werden durch Kapitalinteressen noch verstaerkt, z.B. in dem neue Investitionsquellen, bzw. Maerkte, gesucht werden. Und hier bleibt meist die soziale Struktur der Region[en] als erstes auf der Strecke. Aber auch das Kapital. Es fliesst nur einer Minderheit zu, und hier setzten die Globalisierungskritiker an, die eine staerkere Regulierung [=Verteilung] der internationalen Kapitalstroeme fordern. Dabei wird deutlich, dass es genau sichtbare Verbindungen und Auswirkungen gibt, siehe WTO bzw. GATS oder den IWF. Also jene, die diese Entwicklungen forcieren. Dass sind aber nicht nur diese Organisationen, sondern auch die Regierungen der Nationalstaaten und deren Interessengruppen, also auch die EU. Die Auswirkungen der Globalisierung im Alltag sind ziemlich deutlich, siehe Agenda 2010 oder die Harz-Reformen, dass sind Auswirkungen, die besonders junge Leute und aeltere Menschen sehr schnell zu spueren bekommen werden. Z.B. sieht die 2. Stufe der Harz-Reform Umzugsverpflichtungen fuer arbeitslose Arbeitnehmer ohne familiaere Bindungen vor, die in einen anderen Region einen Arbeitsplatz erhalten koennten. Falls dem nicht nachgekommen wird, koennen die Bezuege bei Jugendlichen sogar auf Null reduziert werden. Dies ist ein klassisches Bespiel dafuer, wo zu Gunsten des Wohlstandes die menschliche Freiheit beschnitten wird. Faktisch sieht man z.B. die Auswirkungen von multinationalen Konzernen sowie Monopolen an jeder Ecke, sei es bei der Telekom oder den Cinemax"en. Jener globale Zusammenhang wird aber oft nur durch ueberregionale und unabhaengige Informationen sichtbar. Sicher gibt es ueber die Architektur >besserer< Gesellschaftsformen verschiedenste Ansaetze, besonders bei der Generation die die Wende hervorgebracht hat, aber es besteht doch der Konsens, dass sich bestimmte Dinge aendern muessen, z.B. dass bestimmte Gruppen immer mehr Geld und damit Macht anhaeufen, waehrend die Gesellschaft deren Reichtum teuer zu stehen bekommt. Hierauf versucht ja auch Attac mit der Einfuehrung der >Tobin-Tax< einzugehen, wie z.B. durch eine staerkere Einflussnahme in die aktuelle internationale Patentgestaltung. Sie sind der Meinung, dass das System schon funktioniert und nur noch die perfekten Kontrollmechanismen realisiert werden muessen. Auf der anderen Seite sind die Revolutionaeren Gruppen auch sehr stark gespalten, was aber meiner Meinung nach ganz positiv ist, da sich nur so ein differenziertes Bild ueber bestimmte Themen bilden laesst. Ich denke, im Moment erhebt langsam eine Generation ihre Stimme, die im Bewusstsein lebt, dass die Fraktalisierung doch nicht dem Streben der Menschen entspricht. Auf der anderen Seite haben die Bildungseinrichtungen und profitorientierten Medien gute Arbeit geleistet, um eine Schicht von politisch voellig uninteressierten Menschen zu schaffen. Dass ist besonders im Westteil von Berlin bzw. in bestimmten laendlichen Regionen zu sehen, wo man sich lieber dem Konsum- bzw. dem liberalen "Heim-und-Herd"-Fetisch hingibt. Dennoch sehe ich optimistisch in die Zukunft, da die globalisierungskritische Bewegung stetig staerker wird, und somit auch die radikal-linken Kraefteein hohes Auseinandersetzungspotenzial entwickeln muessen und wollen. Und ich bin mir sicher, dies wird positive Auswirkungen auf die kapitalistische Globalisierung haben.