>Ihre Frau betruegt Sie, Sie Idiot!< So lautet eine der vielen Diagnosen, die Dr. House [Hugh Laurie] Dienstags auf dem US-Fernsehsender Fox [in Deutschland auf RTL] stellt. Manchmal laesst er sogar eine Spezialeinheit im Privatleben seiner Klienten schnueffeln, um Licht ins Dunkel zu bringen. Doch ist House weder Bulle noch Psychologe, sondern Experte fuer Infektionskrankheiten. Mit seinem hochqualifizierten Team loest er medizinische Raetsel im Modus eines Schachcomputers: Gefuehlskalt und effizient. House koennte das Vorbild eines jeden Arztes werden. Waere da nicht dieses eine Problem: Er ist ein Misanthrop und drangsaliert seine Mitmenschen am liebsten mit verbalen Mittelfingern.
Hugh Laurie ist von Haus aus Komiker und in seiner englischen Heimat auch schon vor dem Durchbruch in Hollywood bekannt gewesen. Als trotteliger Kompagnon von Stephen Fry zum Beispiel in dem Kultformat >Jeeves and Wooster<. Er haette eigentlich auch ein ruhiges Leben auf der Insel fuehren koennen. Doch als die Macher von >House M.D.< einen Schauspieler fuer die Rolle des Dr. House suchten, bewarb er sich per Videocasting. Die Legende besagt, dass Produzent und Regisseur Bryan Singer [u.a. >Superman Returns<] beim Betrachten des Bandes von seinem Stuhl aufstand, um den Schreibtisch herumlief, um dann wie angewurzelt vor dem Bildschirm stehen zu bleiben. O-Ton: >Genau das ist er. Der amerikanische East Coast-Akzent und der trockene Humor. Den oder keinen!< Singer hatte keine Ahnung, dass Laurie eigentlich Brite ist - so perfekt war sein Imitat des US-amerikanischen Englisch. Von Anfang an erntete >House M.D.< Kritikerlob und dank eines sehr guten Sendeplatzes [direkt nach American Idol am Dienstagabend] brach die Show bald alle Zuschauerrekorde. Nicht zu unrecht: Die Serie ist einfach genial. Vor allem das Original kickt. Hier kommt das [erbarmungs]lose Mundwerk des Protagonisten am besten zur Geltung, der als geh- und gemuetsbehinderter Arzt seine Patienten entweder meidet oder beschimpft. Der schnoddrige Zyniker rettet - und hierbei ist er ebenso voll in seinem Element - Menschenleben am Fliessband. In Sherlock Holmes-Manier loest er schier unloesbare Faelle und hat auch sonst den Geist des grossen Detektivs in die Welt des Krankenhauses >importiert<: waehrend Sherlock Kokain und Morphin nahm, steht House auf Vicodin; was fuer den einen die [verbrecherische] Stadt war, ist fuer den anderen der [mysterioese] Koerper. Wer erfahren moechte, wie es in der dritten Staffel mit Sherlock House weitergeht [u.a. kurzzeitige Heilung seines Beines, Gefaengnisaufenthalt usw.], der muss nicht unbedingt in den USA wohnen, sondern wird auch im Netz fuendig.
Ein Kommentar zu “Sherlock Holmes der Medizin”